Interview

Interview mit Andreas Schlüter

Auf der Frankfurter Buchmesse 2012 interviewte Lina Ostertag von der „Blauen Seite“ den Autor Andreas Schlüter.

Blaue Seite: Sie schreiben selber Kinderbücher. Was war das prägendste Kinderbuch, das Sie gelesen haben?


Andreas Schlüter: Ein sehr prägendes Buch war für mich „Doktor Dolittle“, weil es einfach sehr faszinierend war. Das hat mich zu meinem dritten Buch über ein Chamäleon, das alle Sprachen spricht, inspiriert. Außerdem mochte ich Kinderkrimis wie „Die schwarze Hand“ und die Krimis von Enid Blyton.

Blaue Seite: Haben Sie als Kind viel gelesen?


Andreas Schlüter: Ich lese sehr langsam, deshalb bin ich immer noch kein Vielleser, aber ich habe immer sehr regelmäßig gelesen. Aber durch dicke Bücher musste ich mich immer durchkämpfen.

Blaue Seite: Wo lesen Sie am liebsten?


Andreas Schlüter: Als Kind habe ich meistens vor dem Schlafen im Bett gelesen, aber jetzt lese ich die meisten Bücher unterwegs auf dem E-Book-Reader. Zu Hause habe ich einen Lesesessel, aber wenn ich dort bin, schreibe ich eher.

Blaue Seite: Warum schreiben Sie ausgerechnet Kinderbücher?


Andreas Schlüter: Das ist Zufall, meine erste Idee war, dass die Erwachsenen verschwinden und dann blieben nur noch Kinder. Beim Schreiben habe ich gemerkt, dass es mir liegt, für diese Altersgruppe zu schreiben. Drehbücher schreibe ich auch für Erwachsene.

Blaue Seite: Wie kamen Sie dazu, Bücher über Computerspiele zu schreiben?

Andreas Schlüter: Als ich begonnen habe das Buch zu schreiben, gab es gerade die ersten Computerspiele und so konnte ich die Erwachsenen verschwinden lassen. Zu dem Zeitpunkt gab es keine Kinderbücher, die von Computern handeln.

Blaue Seite: Würden Sie es gerne selber erleben, dass ein Computerspiel real wird?

Andreas Schlüter: Ich wünsche mir nicht, dass ein Spiel Realität wird, aber es ist ein Kindheitstraum von mir, für eine Nacht im Kaufhaus eingeschlossen zu sein. Aus diesem Traum habe ich einfach eine ganze Stadt gemacht.

Blaue Seite: Was sagen Sie denn dazu, dass Kinder immer mehr Zeit vor dem Computer verbringen und stattdessen weniger lesen?

Andreas Schlüter: Ich glaube nicht, dass weniger gelesen wird. Solche Erfolgsautoren wie Cornelia Funke und Joanne K. Rowling gab es früher nicht und diese Millionen Bücher werden von Kindern gelesen. Es gibt meiner Meinung nach mehr Kinder, die sehr viel lesen und mehr, die gar nicht lesen. Nur die Kinder, die ein normales Lesepensum haben, sind weniger geworden, aber ich glaube nicht, dass das am Computer liegt. Entweder Kinder mögen Geschichten, gucken Filme und lesen Bücher. Oder sie interessieren sich nicht für Geschichten. Dann gucken sie aber auch kaum 90 minütige Spielfilme und spielen keine adventures, die Konzentration erfordern.

Blaue Seite: Sie haben gesagt, dass Sie, wenn, dann auf dem E-Book-Reader lesen. Was sagen Sie dazu, dass alles technischer wird?

Andreas Schlüter: Mit dem E-Book-Reader ist man flexibel, aber Bücher sind jetzt leichter kopierbar. Das ist das größte Problem.

Blaue Seite: Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?

Andreas Schlüter: Das ist ganz unterschiedlich. Auf „Level 4“ bin ich gekommen, weil ich früher immer Kinder-Ferienlager geleitet und dort diese Selbstorganisationsideen ausprobiert habe. Manchmal lese ich auch etwas in der Zeitung und finde so neue Themen. Wenn ich in einem bestimmten Genre schreiben will, erarbeite ich mir die Ideen sehr systematisch.

Blaue Seite: Wie entwickeln Sie Ihre Charaktere?

Andreas Schlüter: Wenn ich anfange zu schreiben, überlege ich mir, was die Figur können muss und was ihre Probleme sind. Beim Schreiben lerne ich die Charaktere immer besser kennen.

Blaue Seite: Freundschaften spielen in Ihren Büchern eine besondere Rolle. Hatten Sie als Kind solche besonderen Freundschaften?

Andreas Schlüter: Nein, leider überhaupt nicht. Als ich in dem Alter war, um auf der Straße zu spielen, wohnten dort nur noch drei andere Kinder. Weil ich schon damals solche Krimis gelesen habe, hätte ich aber gerne solche Freunde gehabt, mit denen man Abenteuer erlebt.

Blaue Seite: Hätten Sie Interesse, ein Buch für Jugendliche zu schreiben?

Andreas Schlüter: Ich habe schon ein paar Jugendkrimis geschrieben und Anfang des nächsten Jahres erscheint ein neuer Jugendthriller.

Blaue Seite: Können Sie schon verraten, worum es gehen wird?

Andreas Schlüter: Es geht um einen 17-jährigen Jugendlichen, der von einem tödlich verunglückten Nachbarn einen Laptop erbt. Plötzlich bieten ihm geheimnisvolle Leute sehr viel Geld für den alten Computer. Als er die Angebote ablehnt, ist sein Leben in Gefahr und er muss fliehen.

Blaue Seite: Wo sind beim Schreiben die Unterschiede zwischen einem Jugend- und einem Kinderbuch?

Andreas Schlüter: Einfach nur ältere Figuren mit dementsprechend anderen Interessen und Möglichkeiten. Und Jugendbücher sind deutlich brutaler. In meinem Buch zum Beispiel werden zwei Menschen ermordet.

Blaue Seite: Was ist Ihr Lieblingsort beim Schreiben?

Andreas Schlüter: Ich kann am besten zu Hause in meinem Arbeitszimmer und auf Mallorca schreiben.

Blaue Seite: Trinken Sie Kaffee oder Tee?

Andreas Schlüter: Ich trinke immer Kaffee.

Blaue Seite: Schreiben Sie mit dem Computer oder mit der Hand?

Andreas Schlüter: Ich schreibe immer mit dem Computer.

Blaue Seite: Was ist Ihr Lieblingswort?

Andreas Schlüter: Mein eigentliches Lieblingswort ist „nichtsdestotrotz“, weil die Frage darauf „trotz wessen?“ lautet, aber niemand so eine Frage stellt.

Blaue Seite: Was hat für Sie eine „blaue Seite“?

Andreas Schlüter: Mein erster Gedanke war das blaue Sofa, das ist eine Literatursendung. Bei „blaue Seite“ würde ich an Himmel oder Wasser denken.

RedakteurRedakteur: Lina
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