Damals, das Meer
Damals, das Meer
01. Oktober 2010
von Bona
4 Sterne
Bona Jahrgang 1993 Redaktion Lübeck
hat 4 Sterne vergeben

Ich bin hundert Jahre alt, ein unmögliches Alter, und meine  Gedanken sind nicht in der Gegenwart verankert. So driften sie dahin und  landen fast immer am gleichen Ufer. Heute, wie an den meisten anderen  Tagen, ist es das Jahr 1962. Das Jahr, in dem ich die Liebe entdeckte.
Ich bin wieder sechzehn.

Mein drittes (reines Jungen-)Internat. Ich glaubte, es war nur eine  Frage der Zeit, bis ich auch hier rausgeschmissen würde. Ich glaubte,  hier sei es genauso öde und langweilig wie überall. Ich hatte keine  Erwartungen und sie wurden alle weit übertroffen.
Ich traf Finn und seine Welle nahm mich mit und spülte uns an neue,  unentdeckte Ufer. Er veränderte meine Welt und ich glaube behaupten zu  können, auch seine ein wenig verändert zu haben. Ich hoffe, dass er  wenigstens ein Bruchteil der Gefühle für mich empfand, die ich ihm  bedingungslos und bewundernd entgegen brachte. Doch lest selbst und  entscheidet über die Geschichte meines Lebens…

>>Mit diesem Buch verlieben wir uns nicht nur in Finn, sondern  auch in die Küste, das Land, den Himmel und das Meer, voller  Leidenschaft eingefangen in kristallklare Sprache. Schon jetzt ein  Klassiker.<< The Times Es war kalt. Meine Kleider waren klamm von Schweiß, und ich  zitterte. Mir blieb nichts anderes übrig, als aufzustehen, die Luft  anzuhalten und an die Tür zu klopfen. Einmal. Zweimal. Nichts. Und dann  war er plötzlich da, nicht in der Hütte, sondern er tauchte hinter den  Dünen auf, klarer Blick, anmutiger Gang, und lächelte leicht, als freute  er sich tatsächlich, mich zu sehen.
Vor Erleichterung war ich sprachlos.
Er sagte nichts, sondern fasste um mich herum und öffnete mir ganz  selbstverständlich und immer noch lächelnd die Tür. Es war kein  strahlendes Lächeln, nicht besonders kühn oder höflich oder ironisch  oder schlüpfrig, es wollte nichts und versprach nichts, war weder knapp  noch unbedacht, es war, kurz gesagt, mit keinem mir bekannten Lächeln  vergleichbar. Aber was für ein Lächeln. Mit diesem Lächeln hätte man ein  Loch in die Welt brennen können.
>>Komm rein<<, sagte er.

Auf den ersten Seiten beschloss ich, das Buch zu lieben.
Auf den letzten Seiten hasste ich es.
Als ich es zuschlug, empfand ich beides.
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich die Autorin genial finden sollte, oder ob sie mit dem Ende alles zerstört hatte.
Ja, klar, das Buch ist ein Unikat, atemberaubend in der Schreibweise und  überraschend humorvoll – es ist ein kleiner Riss im Universum, durch  den man hindurch schlüpft und sich in der geborgenen Wärme von Finns  Hütte wiederfindet, umgeben von salziger Luft und dem sanften Miauen  seiner grauen Katze. Das Meer und Finns geheimnisvolles Schweigen reißen  einen mit der Strömung mit und die Geschichte hält mit jedem Wort die  Zeit an.
Doch dann kommt der Moment, in dem man zwischen Leben und Tod schwebt,  zwischen Ertrinken und Überleben, und da nimmt die Geschichte die  Wendung, auf die man gar nicht gekommen ist. Überraschend, endgültig und  großartig – oder auch nicht?

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