Im Canyon
Im Canyon
07. September 2011
von Kerrin
4 Sterne
Kerrin Jahrgang 1993 Redaktion Lübeck
hat 4 Sterne vergeben

Der Kreislauf beginnt von vorn. Es ist drei Uhr nachts, die sechzigste Stunde bricht an. Zweieinhalb Tage sind vergangen. Die Intervalle werden kürzer, ich trinke häufiger. Vorsichtig ziehe ich die Flasche aus dem Beutel und sehe, wie viel ich noch habe: gerade noch knapp 90 Milliliter. Ich klemme die Flasche zwischen die Beine und schraube den Verschluss auf. Dann setze ich zum Trinken an, doch bevor ein Tropfen auch nur meine Unterlippe benetzt, setze ich die Flasche wieder ab.

Das letzte Wasser ist heilig.

Aron ist ein professioneller Kletterer. Er fährt auch gerne Ski und liebt die Natur. Normalerweise hinterlässt er immer eine detaillierte Beschreibung der Route, die er nehmen möchte. Doch dieses eine Mal hat er es nicht getan – und das rächt sich auf schreckliche Weise.
Ihm fällt ein riesiger Fels auf die rechte Hand. Er ist eingeschlossen. Gefangen durch einen bescheuerten Stein, der ihm an einem der einsamsten Orte der Welt die Hand einklemmt!
Er hat nur wenig Verpflegung dabei, eine Tagestour mit Radfahren, Wandern und Klettern hatte er geplant.
Er versucht verzweifelt, sich von dem Stein zu befreien, irgendwie. Nur am Leben bleiben will er. Und keinen Selbstmord begehen, das ist ihm wichtig.
Mit seiner Videokamera dokumentiert er die 127 Stunden dauernde Qual.
Der Leser wird durch unglaublich emotionale Momente geführt, immer wieder scheinen Cuts zu sein, zwischen der Szenerie im Canyon und Rückblicken auf das frühere Leben von Aron.
Sein Testament, seine Erinnerungen, seine Liebe für Freunde und Familie, die vielen Abenteuer die er erlebt hat, die Berge, die er bestiegen hat – alles wird irgendwie lebendig und zum Greifen nah.
Aber wird Aron wirklich zum Äußersten gehen und sich seine Hand amputieren? Ist es das wert? Und wie soll er das überhaupt hinkriegen, mit weniger als einem Liter Wasser, zwei eingeschweißten Burritos und einem Multitool mit zwei stumpfen Klingen?!

Aron Ralston beschreibt in seiner Autobiographie faszinierend die Phänomene, die er auf seinen Touren erlebt hat und die Qualen der Zeit im Canyon.
Sicherlich war es unglaublich schwierig, diese Zeit noch einmal zu durchleben und jedes Detail aufzuschreiben, Erinnerungen hervorzukramen, die am liebsten vergessen sein sollten. Aron Ralston hat es getan, und ich finde, er hat es gut gemacht.
Literarisch keine Meisterleistung, ist das Buch doch angenehm zu lesen und durchaus fesselnd. Ich bin froh, dass er es aus dem Canyon geschafft hat, um uns seine Geschichte zu erzählen!

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