Reckless - Steinernes Fleisch
Reckless - Steinernes Fleisch
30. September 2010
von Bona, Freya
Ø 4,5 Sterne
Bona Jahrgang 1993 Redaktion Lübeck
hat 4 Sterne vergeben

Jacob Reckless‘ Vater verschwand, als sein Sohn elf Jahre alt war. Eines Tages findet dieser auch heraus, wohin: In die geheimnisvolle Welt hinter dem Spiegel, der in seinem Arbeitszimmer hängt.
Durch Zufall stößt Jacob auf den Weg hinter das Glas und verbringt immer mehr Zeit in dieser anderen Welt, die ihn alles vergessen lässt. Dort ist er jemand anderes; ein berühmter Schatzsucher, der viele Abenteuer besteht. Doch dann folgt ihm eines Tages sein Bruder Will durch den Spiegel und wird mit dem Fluch der schwarzen Fee belegt, der seine Haut in Stein verwandelt und seine Erinnerungen verblassen lässt.
Die Zeit eilt. Mit jedem Tag verliert Will einen Teil seiner Menschlichkeit und Jacob muss, um ihn zu retten, den Fluch brechen, den zuvor noch niemand besiegen konnte.

Zurück. Über den Fluss, auf dem sie fast die Loreley gefressen hatten, die Berge, in denen Jacob gestorben war, das geplünderte Land, in dem die Prinzessin zwischen Rosen schlief und Will die Goyl zum ersten Mal wie seinesgleichen angestarrt hatte… Die Junkers brachte die Meilen, für die sie mehr als eine Woche gebraucht hatten, in wenigen Stunden hinter sich. Aber Jacob kam der Weg trotzdem ebenso lange vor, denn jede Meile macht es unwiderruflicher, dass er keinen Bruder mehr hatte.

Mitreißend schlängelt sich die Geschichte auf den Pfaden von Jacob und seinem Bruder durch die gläserne Welt, in denen die Brüder Grimms Märchen so lebendig sind, wie der flüsternde Nachtwind in den Bäumen.
Die Wörter scheinen Cornelia Funke wie immer aus der „Feder“ zu strömen und auf dem Papier ein tintendunkles Eigenleben zu entwickeln. Sie formen Personen, die einen so lebendig erscheinen, als würden sie gleich aus dem Buch heraus treten, um dich in ihre Geschichte zu entführen. Wunderbar und zart wie Rosenblätter zeichnet Funke ihre Erzählungen direkt auf die Seele ihrer Leser und vergisst dabei jedoch nicht die Dornen, die das Vergnügen erst als solches zu erkennen lassen.

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Freya Jahrgang 1994 Redaktion Lübeck
hat 5 Sterne vergeben

Es war einmal…
Worte, wie eine Zauberformel, doch für Jacob Reckless sind sie schon lange die Realität. Seit jenem Moment, als er den Spiegel in dem Arbeitszimmer seines verschollenen Vaters berührte und so in eine Welt hinter dem kalten Glas gelangte.
Doch die Märchenwelt ist längst nicht mehr, wie sie einmal war. Die Goyl, steinerne Wesen, die Menschen gar nicht so unähnlich sind, haben nach Jahren der Unterdrückung und Verfolgung einen Rachefeldzug gegen die Bewohner des Landes durchgeführt, angeführt von dem Goyl Kami’en. Und sie haben eine mächtige Verbündete: Die Dunkle Fee, die mit ihrem Fluch Menschen steinernes Fleisch wachsen lässt und sie somit in Goyl verwandelt.
Von diesem Fluch wird auch Jacobs jüngerer Bruder Will befallen, als er ihm heimlich hinter den Spiegel folgt. Und so macht Jacob sich auf den Weg um ein Heilmittel gegen den Fluch zu finden, der Wills Körper zu Stein werden lässt, der ihn wütend macht und seine menschlichen Erinnerungen mehr und mehr verblassen lässt.
Doch Jacob hat einen unerwarteten Gegner: Die Goyl sind auf der Such nach Will, denn der Stein der in ihm wächst, ist kein gewöhnlicher. Es ist Jade.

Nach der meiner Meinung nach eher enttäuschenden Tinten-Triologie hat Cornelia Funke mit Reckless ein aufregend magisches neues Werk geschaffen. Bekannte Geschichten der Gebrüder Grimm verweben sich zu einem exotischen Teppich einer Märchenwelt, wie man sie so nicht erwartet hätte. Mit viel Liebe zum Detail und einem mitreißend erfinderischen Schreibstil zieht die Autorin den Leser von der ersten Seite an in den Band. Reckless ist ungewöhnlich düster und steckt doch voller Abendteuer. Die altbekannten Märchen wurden in die Moderne übertragen, das Land hinter dem Spiegel entdeckt die Fortschritte der frühen industriellen Revolution und behält doch all seine Magie. Entstanden ist eine packende Geschichte angefüllt mit geheimnisvollen, vielschichtigen Charakteren. Böse, gut, die Seiten verändern sich, der Übergang ist fließend. Reckless ist dunkelglatt und bedrohlich wie ein Spiegel und doch lebendig und aufregend wie die Stadt der Zwerge.
Wunderbar anzusehen sind auch die Illustrationen der Autorin, die am Anfang jedes Kapitels stehen.
Bei so einem großartigen Inhalt lässt sich auch darüber hinwegsehen, dass der deutsche Leser bei dem Titel zunächst rätseln muss. Reckless heißt weder Rückenmark noch Fischgräte (das waren die wildesten Übersetzungstheorien, die mir zu Ohren gekommen sind), sondern kann als rücksichtslos bzw. auch grimmig übersetzt werden, was wiederum als eine Anlehnung an die Gebrüder Grimm gemeint sein könnte. Die hießen im Übrigen Jacob und Wilhelm.

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