Interview mit John Green und Maureen Johnson
Per Mail wurden der amerikanische Autor John Green und seine Kollegin Maureen Johnson kurz vor Weihnachten von der Blauen Seite interviewt.
Wie sind Sie zu dem Projekt „Tage wie diese“ gekommen?
GREEN: Es war teils unsere Idee und teils die unseres Verlags. Der Verleger kam an uns heran und fragte an ob wir Lust hätten zusammenzuarbeiten. Da Maureen, Lauren und ich schon seit Jahren Freunde sind, wollten wir alle es sofort machen. Nach ein paar Anrufen hatten wir die Grundgeschichte des Buches: Es sollte in North Carolina in der Weihnachtszeit spielen. Ein riesige Schneesturm würde verschiedenste Schwierigkeiten für die Charaktere hervorrufen. (Maureen hat sich das Liegenbleiben des Zuges ausgedacht. Sie ist die Verrückte von uns.)
Wie konnten Sie sich so mit Lauren Myracle und Maureen Johnson abstimmen, dass aus drei Geschichten eine ganze wird oder hat jemand von Ihnen die erste Geschichte geschrieben?
JOHNSON: Begonnen haben wir mit einer Menge Telefonkonferenzen. Wir leben alle in verschiedenen Städten in Amerika, wodurch wir uns nicht persönlich treffen konnten. Also gab es viele Telefongespräche. Wir entwarfen eine grobe Skizze der Geschichte und der Reihenfolge. Danach begannen wir ein wenig zu spielen und darüber nachzudenken, was den CHarakteren in den anderen Geschichten passieren könnte. Das Gespräch, in dem uns die Sache mit der Cheerleader-Gruppe im Waffelhaus einfiel war besonders großartig.
Wie viel der Handlung haben Sie drei aufeinander abgestimmt?
GREEN: Unsere Geschichten sind voneinander unabhängig, aber wir haben zusammen an den Elementen der Handlung gearbeitet, damit es mehrere rote Fäden in jeder Geschichte geben würde. Diese roten Fäden entwickelten wir größtenteils, in dem wir uns gegenseitig Geschichten am Telefon erzählten und lachten. Dann entschieden wir uns dazu, in jede unserer Geschichten etwas Neues einzubauen. Wir arbeiteten auch bei der Überarbeitung der Geschichten eng zusammen.
Hat die Stadt Gracetown ein Vorbild? Warum haben Sie einen fiktiven Ort gewählt?
JOHNSON: Das Vorbild für Gracetown war eine Stadt namens Asheville, Nort Carolina. Wir haben sie etwas unseren Bedürfnissen entsprechend verändert. Tatsächlich brauchten wir nicht viel von der Stadt. Wir brauchten den Highway und ein paar Geschäfte und Häuser. EIn Großteil der Geschichte findet statt, wenn alles durch die Festtage und das Wetter geschlossen ist.
Was für Weihnachtstraditionen haben Sie?
GREEN: Zu Hause haben wir immer ein hölzernes Eisenbahnmodell um den Tannenbaum aufgebaut. Meine Mutter brachte mich dazu, das zu tun, sogar als ich dreißig war, weil es eine Tradition war. Glücklicherweise habe ich nun einen Sohn, der Eisenbahnen liebt und so bauen er und ich den Zug gemeinsam um den Baum auf.
JOHNSON: Meine Mutter backt eine riesige Ladung Chocolate Chip Cookies jede Weihnachten, die wir in Dosen aufbewahren. Die sind bei uns zu Hause die Weihnachtskekse und eine SEHR WICHTIGE SACHE. Außerdem war mein Urgroßvater Deutscher und liebte Weihnachtsstollen. Meine Mutter backt die auch und die essen wir dann am Weihnachtsmorgen.
Welche Bedeutung hat Weihnachten für Sie?
JOHNSON: Ich bin ein WEIHNACHTS-FAN. Ich möchte mich nicht mit Lauren und John anlegen, aber ich könnte der größte Weihnachtsfan von uns dreien sein. Während ich dies schreibe, bewundere ich meinen Tannenbaum, den ich über den Rand meines Computers sehen kann und ich habe eine Weihnachtskerze angezündet. Ich bin das ganze Jahr über bereit für Weihnachten.
Wie lange haben Sie noch an den Weihnachtsmann geglaubt?
GREEN: Als ich vier Jahre alt war, fragte ich meinen Vater, warum der Weihnachtsmann arme Kinder nicht besuchte. Meiner Meinung nach sollte der Weihnachtsmann die armen Kinder ZUERST besuchen, da ihre Eltern sich keine Geschenke leisten können. Aber es erschien mir so, als wäre der Weihnachtsmann reichen Kindern viel großzügiger gegenüber. Mir kam das einfach verrückt vor, dass der Weihnachtsmann wohlhabende Kinder bevorzugen sollte. Das ließ mich den Weihnachtsmann hassen. Dabei fiel mir aber nicht auf, das der Weihnachtsmann nicht real ist, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass meine Eltern mich so schamlos anlügen würden.
Was ist Ihr liebster Weihnachtssong?
JOHNSON: Ich liebe alle Weihnachtslieder. Wirklich.
Wie stellen Sie sich das perfekte Weihnachten vor?
GREEN: Familie, Freunde, gutes Essen und eine Menge Wein.
Fragen an John Green:
Wo bekommen Sie Ihre Ideen her? Sind sie vom Alltagsleben beeinflusst? Haben Sie Vorbilder aus dem echten Leben?
Ich benutze Teile meines Lebens in meinen Büchern (zum Beispiel war ich schon oft in dem Restaurant, in dem Teile von „Tage wie diese“ spielen), aber ich mag es lieber, mir etwas auszudenken, das auf übertriebenen oder falschen Erinnerungen beruht.
Sind Sie sich bewusst, dass Ihre Bücher meist aus der Perspektive eines Jungen geschrieben sind?
Nun, mein neues Buch ist aus der Perspektive einer jungen Frau geschrieben. Aber ich mag es, über Jungen zu schreiben, vor allem über schlaue Jungen, die nicht zu den typischen Idealen von Männlichkeit passen. Ich schreibe auch teilweise gerne aus der Sicht eines Jungen, weil ich verstehen möchte, warum junge Männer sich so verhalten, wie sie es tun. Die Jungen in meiner Geschichte in „Tage wie diese“ sind wohl alle Typen, mit denen ich auch im echten Leben Zeit verbringen würde.
War es schwierig in „Die große Liebe (Nach 19 vergeblichen Versuchen)“ aus der Sicht eines Hochbegabten zu schreiben?
Ja. Ich bin nie die Art Wunderkind gewesen wie Colin Singleton, und ich habe auch nicht seine Begabung für Mathematik und Anagramme bilden. Also musste ich eine Menge Recherchearbeit machen und verbrachte viel Zeit mit einem Scrabbel-Spielbrett während ich den Roman schrieb. Ich musste auch Differenzial- und Integralrechnung lernen, was ich in der Schulzeit irgendwie hatte vermeiden können.
Mussten Sie sehr viel recherchieren für die Informationen in den Fußnoten?
Viele der Sachen in den Fußnoten wusste ich bereits, weil ich ein Nerd bin und sehr viel Zeit damit verbringe, Bücher zu lesen. Dabei sammele ich eine Menge verrückter Fakten. Aber wie alle Autoren recherchiere ich auch viel.
In all Ihren Romanen kommt eine Liebesgeschichte vor. Welche davon ist Ihre Lieblingsgeschichte?
Die Liebesgeschichte in „Die erste Liebe“ ist wahrscheinlich meine Lieblingsgeschichte, weil es die einzige WIRKLICHE Liebesgeschichte ist.
Was würden Sie sagen, haben alle Ihre Bücher gemeinsam?
Ich neige dazu über schlaue Menschen zu schreiben, die es genießen, dumme Dinge zu tun, vermute ich mal.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, einen Videoblog gemeinsam mit Ihrem Bruder auf Youtube zu machen? Und woher kommen die Ideen dafür?
Meine Ideen für die Videos kommen von unseren Zuschauern, die tausende von großartigen Vorschlägen machen- so viele, dass ich niemals in der Lage dazu sein werde, alle zu realisieren. Hank und ich begannen Videos zu drehen, weil wir herausfinden wollten, ob ein gemeinsames Online-Projekt und als Brüder näher zusammenbringen würde. Fünf Jahre und 200 Millionen Videoschauer später sind wir uns jetzt auf jeden Fall näher als vorher: Jetzt telefonieren wir jeden Tag und haben sehr viel Glück, dass wir diesen Job den wir lieben gemeinsam machen können.