Zwischen den Zeilen: Oliver Uschmann

1. Haben Sie Ihre Bücher lieber gedruckt oder in digitaler Form? 

Ich mag alle Bücher definitiv lieber gedruckt. Ein Buch kann ich fühlen, riechen und sammeln. Ist es ein wissenschaftliches Werk, kann ich Notizen darin machen, spontan und organisch, mit krummen Pfeilen und kryptischen Zeichen, die nur ich begreife. Ich merke mir mehr, wenn ich etwas auf Papier lese und fühle mich ausgeglichener. Das gilt sogar für die Nachrichten und die Weltpolitik, die mich nur noch aufregt. Lese ich darüber online, drehe ich am Rad. Lese ich über die gleichen Themen in einer Zeitung, bleibt der Puls halbwegs unten. Außerdem mag ich die immense Akku-Kapazität von Büchern und das Ausbleiben von Pop-Up-Werbung in Zeitungen.

2. Sind Sie ein Freund oder ein Feind von Eselsohren?

Feind ist gar kein Ausdruck. Ich finde, im Gegensatz zu Notizen, sind Eselsohren in Büchern respektlos und grauenvoll. Ein Angriff auf die Kultur des Abendlandes. Man sollte sie mit hundert Sozialstunden in der Stadtbibliothek bestrafen.

3. Trinken Sie zum Lesen oder Schreiben am liebsten Tee, Kaffee oder Kakao? 

Bio-Kokoswasser aus jungen Kokosnüssen und koffeinfreien Kaffee aus Lupinen, weil ich normalen Kaffee nicht mehr vertrage. Ich war zu lange zu süchtig danach und habe die gesamte erlaubte Menge für ein ganzes Leben bereits jetzt vertrunken.

4. Hören Sie Musik beim Lesen oder brauchen Sie Stille? 

Beim Lesen brauche ich Stille. Beim Schreiben höre ich in den Phasen, wo es „nur“ um Überarbeitung und Lektorat geht, ruhige Musik, die mich entspannt. Zum Beispiel das tiefe Raunen von Chris Rea.

5. Bewerten Sie das Chaos auf ihrem Schreibtisch auf einer Skala von 1 bis 10 (von „mit dem Lineal ausgerichtete Schreibutensilien“ bis „Wie, das ist ein Schreibtisch?“). 

Eine ganz klare 11. Die Bücher, Zeitschriften, Zettel, Kaffeetassen, Tacker, Stifte, Kekspackungen, Tesafilmrollen, Notizbücher, Servietten und Katzenhaare haben sich über die Jahre zu einer Landschaft verbunden, deren Erkundung selbst Archäologen der Zukunft schwer fallen wird. In den tieferen Schichten ist längst Leben entstanden, ich vermute sogar, ganze Zivilisationen. (Meine Frau sagt, ganz so schlimm sei es nicht)

6. Wann haben Sie zuletzt einen handschriftlichen Brief verschickt?

Vor rund einem Monat. Ein junger Fan hatte mir per Hand geschrieben und wenn ich einen handschriftlich verfassten Brief bekomme, antworte ich auch grundsätzlich per Hand. Das kommt aber selten vor. Stattdessen nutze ich die Sprachfunktion von Whatsapp heute so, wie die Schriftsteller von früher ihre ellenlangen Briefe untereinander. Ich halte ganze Vorträge auf Whatsapp und berichte ausführlich von meinen Tagen. Das gesprochene Wort liegt mir als Bühnenperson und „Rampensau“ schließlich auch sehr. Allerdings schreibe ich sehr gerne mit der Hand Postkarten. Sehr klein beschrieben und mit viel Text. Immer, wenn ich auf Tournee bin und meine Frau daheim, bekommt sie Karten aus jedem einzelnen Ort auf dem Wege. 

7. Bevorzugen Sie es mit Füller, Bleistift, Kugelschreiber oder Pinsel zu schreiben?

Ich würde hier gerne ganz kultiviert Füller oder gar Pinsel oder noch besser Schreibfeder sagen, aber es ist der gute Kuli oder Gelstift. 

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