„Alles dreht sich“ ist der Debut Roman der Autorin Rosemarie Eichinger. Am Anfang ihres Buches steht Lindas Diagnose. Linda führte bis zu dem Tag, an dem bei ihr ein bösartiger Gehirntumor diagnostiziert wird, ein normales Leben. Ein Schock. Ihre erste Reaktion ist die Flucht an die frische Luft. Im Krankenhauspark begegnet sie Max. Max, der seltsame Junge mit den dünnen Beinen. Max, den sie schon ein paarmal dort gesehen hat und der an diesem sonnigen Montag im Mai auf ihre Frage hin, was ihm fehle, antwortet, er habe Leukämie. „Scheiße!“, drückt sie ihre Anteilnahme aus. Während sie auf der knallrot gestrichenen Bank im Park sitzen, zwischen Schweigen, Denken, einer „Ladung Wasser“ und Reden, findet Max sogar zu positiven Gedanken: „Das ist das Gute daran, wenn man bald draufgeht“, fährt Max unbeirrt fort und kramt in seinem Rucksack. „Man legt eine Liste an.“
„Also schreiben wir Punkt für Punkt auf, was wir auf jeden Fall noch machen wollen. Eine Liste für uns beide.(…) Ich sitze auf einer Bank im Krankenhauspark. Da ist man leicht beeinflussbar. Wir erstellen eine Liste, tauschen unsere Telefonnummern aus, und das war’s“ Mit der Liste fängt es an. Sie ist der Auslöser dafür, dass das Leben von Max und Linda grundlegend auf den Kopf gestellt wird. Sie gibt ihrem Leben eine andere Richtung. Was folgt sind verschiedene Aktionen, die ihre Umwelt darauf aufmerksam machen sollen, welches Unrecht, z.B. bei der Produktion von T- Shirts, die wir dann zu einem Preis von 5 Euro erwerben können, passiert.
„Die Etiketten. Deshalb bin ich hier. T-Shirts und Hosen, alle in China hergestellt. Billige Löhne für schnelle Arbeit, Überstunden, kaum Pausen. Etiketten drauf.“ Mit von der Partie ist auch Lindas beste Freundin Pia. Es gelingt den jungen und zielstrebigen Charakteren tatsächlich die Aufmerksamkeit der Medien und des Internets auf sich zu ziehen. Es gibt einige Nachahmer, die begeistert von ihren Aktionen sind und es gibt jene, die sie wegen Sachbeschädigung anzeigen wollen. Doch Linda, Max und Pia lassen sich nicht entmutigen.
Doch das ist nicht alles, was dieser Roman behandelt. Die Autorin geht ebenfalls auf die emotionale Achterbahnfahrt ein, die die Jugendlichen durchleben.
„Ich lehne mich an meine Mutter. Ich spreche nicht. Ich heule. Um Linda. Um unsere Freundschaft. Um mich. Um unsere Unbesiegbarkeit. Um den glauben, unsterblich zu sein. Ich heule, weil ich verwirrt bin. Was fühlen. Wie verhalten? Alles ausblenden? Tun, als ob nichts wär? Alles wird gut? Alles wird Scheiße. Linda ist krank. Linda ist tot. Linda lebt. Du musst das Leben in ihr sehen, nicht den Tod“, sagt meine Mutter“ Rosemarie Eichinger verwendet hier nicht viele Worte, dieses wirkt besonders eindringlich, da sie sich auf das wesentliche beschränkt und es nicht unnötig dramatisiert. Trotzdem spricht sie die emotionale Ebene und damit einen wichtigen Aspekt an, gibt aber den leichten, entspannten und teils angenehm frechen Ton ihres Schreibstils und der Handlung nicht auf. Ihr Schreibstil, in dem sich die junge Sprache der Menschen im Alter der Charaktere wiederfindet, verstärkt diesen positiven Effekt.
Der Roman schafft es gekonnt Themen, die Jugendliche bzw. jede Altersgruppe interessieren sollten in Einklang zu bringen, ohne, also in Bezug auf die Missstände, die im Laufe der Handlung öfters thematisiert werden, dem Leser eine Meinung aufzwingen zu wollen. Dieser Roman könnte und wird gerade jungen interessierten Lesern ein Stück weit unsere Welt erklären und ihnen vielleicht auch aufzeigen, dass es wichtig ist für die Ideale, an die man glaubt, einzustehen und sich für die Rechte derer ein zusetzten, die diese Art von Unterstützung nötig haben.
Die Komponenten der Handlungsstränge, die Charaktere, in denen sich viele Jugendliche wiedererkennen werden und die Ausdrucksweise der Autorin vereinen sich zu einem gelungen Ganzen.