Ich bin hundert Jahre alt, ein unmögliches Alter, und meine Gedanken sind nicht in der Gegenwart verankert. So driften sie dahin und landen fast immer am gleichen Ufer. Heute, wie an den meisten anderen Tagen, ist es das Jahr 1962. Das Jahr, in dem ich die Liebe entdeckte.
Ich bin wieder sechzehn.
Mein drittes (reines Jungen-)Internat. Ich glaubte, es war nur eine Frage der Zeit, bis ich auch hier rausgeschmissen würde. Ich glaubte, hier sei es genauso öde und langweilig wie überall. Ich hatte keine Erwartungen und sie wurden alle weit übertroffen.
Ich traf Finn und seine Welle nahm mich mit und spülte uns an neue, unentdeckte Ufer. Er veränderte meine Welt und ich glaube behaupten zu können, auch seine ein wenig verändert zu haben. Ich hoffe, dass er wenigstens ein Bruchteil der Gefühle für mich empfand, die ich ihm bedingungslos und bewundernd entgegen brachte. Doch lest selbst und entscheidet über die Geschichte meines Lebens…
>>Mit diesem Buch verlieben wir uns nicht nur in Finn, sondern auch in die Küste, das Land, den Himmel und das Meer, voller Leidenschaft eingefangen in kristallklare Sprache. Schon jetzt ein Klassiker.<< The Times Es war kalt. Meine Kleider waren klamm von Schweiß, und ich zitterte. Mir blieb nichts anderes übrig, als aufzustehen, die Luft anzuhalten und an die Tür zu klopfen. Einmal. Zweimal. Nichts. Und dann war er plötzlich da, nicht in der Hütte, sondern er tauchte hinter den Dünen auf, klarer Blick, anmutiger Gang, und lächelte leicht, als freute er sich tatsächlich, mich zu sehen.
Vor Erleichterung war ich sprachlos.
Er sagte nichts, sondern fasste um mich herum und öffnete mir ganz selbstverständlich und immer noch lächelnd die Tür. Es war kein strahlendes Lächeln, nicht besonders kühn oder höflich oder ironisch oder schlüpfrig, es wollte nichts und versprach nichts, war weder knapp noch unbedacht, es war, kurz gesagt, mit keinem mir bekannten Lächeln vergleichbar. Aber was für ein Lächeln. Mit diesem Lächeln hätte man ein Loch in die Welt brennen können.
>>Komm rein<<, sagte er.
Auf den ersten Seiten beschloss ich, das Buch zu lieben.
Auf den letzten Seiten hasste ich es.
Als ich es zuschlug, empfand ich beides.
Ich konnte mich nicht entscheiden, ob ich die Autorin genial finden sollte, oder ob sie mit dem Ende alles zerstört hatte.
Ja, klar, das Buch ist ein Unikat, atemberaubend in der Schreibweise und überraschend humorvoll – es ist ein kleiner Riss im Universum, durch den man hindurch schlüpft und sich in der geborgenen Wärme von Finns Hütte wiederfindet, umgeben von salziger Luft und dem sanften Miauen seiner grauen Katze. Das Meer und Finns geheimnisvolles Schweigen reißen einen mit der Strömung mit und die Geschichte hält mit jedem Wort die Zeit an.
Doch dann kommt der Moment, in dem man zwischen Leben und Tod schwebt, zwischen Ertrinken und Überleben, und da nimmt die Geschichte die Wendung, auf die man gar nicht gekommen ist. Überraschend, endgültig und großartig – oder auch nicht?