„Ich liebe den Sturm, ich fürchte die Stille.“
Kristina von Schweden (1626-1689)
Es ist purer Zufall, dass sich am schwedischen Königshof des 17. Jahrhunderts eines Abends die Königin Kristina und die Küchenmagd Elin begegnen.
Doch diesem Abend folgt eine lange und aufregende Freundschaft zweier junger Frauen, fast noch Mädchen, die auf den ersten Blick unterschiedlicher nicht sein könnten und sich doch ähneln.
Für Elin beginnt ein neues Leben: Die Königin macht sie zu ihrem Mündel. Sie lernt lesen und schreiben, tanzen und reiten und wird bald zur wichtigsten Beraterin der Königin von Schweden. Doch es warten auch Schwierigkeiten auf Elin, immer wieder wird sie wegen ihrer Herkunft nicht für voll genommen. Vor allem der junge französische Adlige Henri scheint es auf sie abgesehen zu haben. Bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit gibt er Elin das Gefühl minderwertig zu sein.
Aber Elin lässt sich nicht einschüchtern, sie beweist sich immer wieder aufs Neue und weigert sich, einfach zu sein wie alle anderen, nur um akzeptiert zu werden.
Und irgendwann erkennt sogar Henri, dass Elin nicht einfach irgendein dummes Küchenmädchen ist, sondern eine starke, mutige Frau, die ganz Schweden die Stirn bieten kann, sogar der Königin selbst.
Ausschnitt aus Der Spiegel der Königin:
„Bilden Sie sich nur nichts auf ihr Elend ein“, zischte sie ihm zu. „Jeder trägt seine Wunden. Sie sind weiß Gott nichts Besonderes, Henri.“
Der Weinduft musste ihr zu Kopf gestiegen sein, anders konnte sie es sich kaum erklären, wozu sie sich nun im Zorn hinreißen ließ. Henri errötete, als er sah, wie sie zu der Schnürung ihres Mieders griff. Mit wütenden Bewegungen löste sie Band um Band, setzte sich zu ihm an dem Bettrand und wandte ihm dem Rücken zu. Dann zerrte sie das Mieder auf und streifte sich entschlossen das leinerne Unterkleid über die Schultern. Ihre Narbe pochte, als würde Henris Blick sie erwärmen. Sie wusste, was er sah. Mithilfe eines zweiten Spiegels hatte sie die Narbe schon oft betrachtet – eine rote, verzerrte Sonne. Nie hätte sie Hampus einen Blick darauf werfen lassen und selbst bei Lovisa schämte sie sich, so viel Hässlichkeit zu zeigen, aber hier, in Henris Gegenwart, fühlte es sich seltsamerweise richtig an.
Ich liebe dieses Buch wirklich. Zum einen, weil Elin eine perfekte Heldin ist, so mutig und stark und trotzdem verletzlich und sensibel, ich fand sie schon nach den ersten paar Seiten klasse. Zum anderen, weil die Figur der Kristina von Schweden als unglaublich interessant dargestellt wird. Man erfährt viel über diese Frau, die sich, genau wie Elin, nicht sagen ließ, was sie zu tun hatte und das Ruder immer selbst in die Hand nahm, und man wünscht sich fast ihr einmal zu begegnen.
Und dann wäre da noch die Geschichte zwischen Elin und Henri, die einen mitreißt und dafür sorgt, dass man das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.
Ich weiß, dass Nina Blazon zwar zur Zeit mehr Fantasyromane zu schreiben scheint, aber ich würde mich freuen, wenn es bald wieder einen historischen Roman von ihr gäbe.