Sam hat sein Zuhause und seine Familie hinter sich gelassen um in London ein neues Leben zu beginnen. Eigentlich will er nur allein sein, als er in das heruntergekommene Haus in der Georgiana Street zieht. Doch auch die anderen Bewohner des Hauses haben ihre Geschichten. Da ist Isabel, die verschrobene alte Lady mit ihrem Hund, der faltige Eigentümer Steve aus dem Keller, der bärtige Mick und schließlich Cherry mit ihrer zehnjährigen Tochter Bohemia.
Und Bohemia beschließt, Sam aus seiner Einsamkeit zu holen. Doch irgendwas scheint der stille Sam allen anderen Bewohnern des Hauses zu verschweigen.
Auch „Die Ameisenkolonie“ verzaubert wieder einmal mit Jenny Valentines Sprachmagie. Sie schafft es in jedem ihrer Bücher mindestens eine Passage zu schreiben, die man unterstreichen, herausreißen und sich übers Bett hängen möchte, weil sie entweder so schön, so wahr oder gar beides auf einmal ist.
Sie schafft es, in all der Bitterkeit und Einsamkeit des Lebens durch ihre Geschichten immer wieder Lichtblicke zu schaffen, mit starken, ungewöhnlichen Persönlichkeiten wie der kleinen Bohemia, die in dem Buch selbst zu Wort kommt und trotz ihres unglücklichen Schicksals immer die Hoffnung behält. Jenny Valentine schafft es, sich in die Rolle einer zehnjährigen zu versetzen ohne dabei nicht authentisch oder nervend naiv zu werden. Das allein ist schon eine beeindruckende Leistung im Vergleich mit zahlreichen anderen Autoren, die dieses versucht aber nicht durchzuhalten vermocht haben.
Trotz allem muss man ein klein wenig Kritik ausüben. Auch wenn die Sprache und Ausdrucksweise wie immer großartig ist, lässt „Die Ameisenkolonie“ in der Handlung etwas nach. Es handelt sich dabei um keine schlechte Geschichte, aber hinterlässt sie, anders als bei Valentines anderen Werken, keine Nachwirkungen. Man schlägt das Buch zu, denkt bei sich: „Nanu, schon zu Ende? Naja, beginne ich eben das nächste Buch“ und legt es beiseite.
Für mich bleibt also Jenny Valentines „Kaputte Suppe“ immer noch ihr bestes Werk.