Engel + Joe erschien im August 2007 für 7,95 € im Carlsen-Verlag. Geschrieben wurde diese außergewöhnliche Liebesgeschichte von Kai Hermann. Im heutigen Berlin lebt die 15-jährige Joe mit ihrer Mutter und deren Freund in einer normalen Wohnung. Alles ist normal bis auf die Tatsache, dass Joe das Familienleben satt hat. Sie haut von zu Hause ab und trifft auf dem Alexander-Platz auf den 17-jährigen Punk Engel. Engel und seine Freunde führen ein Leben zwischen Alkohol, Drogen und Sex. Zwischen den beiden funkt es gewaltig und auch nach einigen heftigen Auseinandersetzungen halten die beiden fest zusammen. Bis es zu einem scheinbar unlösbarem Problem kommt…
Ausschnitt aus Engel + Joe:
Er wacht früh auf. Weil die Amseln zu laut singen. Zwischen den Säulen sitzen Tauben und beäugen ihn. Er wartet bis halb acht. Sammelt ein paar Kiesel von einem Grab. Geht los. Er wirft die Kiesel gegen das Fenster von Joes Zimmer. Sieht sie hinter der Scheibe. Sie lacht. Macht das Fenster einen Spalt auf. Flüstert etwas. Rudert mit den Armen rum. Fünf Minuten später kommt sie angerannt. Lässt die Tasche fallen. Hängt sich an seinen Hals. „Wo kommst du denn jetzt her?“ „Bring dich zur Schule. Hab ich doch gesagt.“ „Engel, Spinner. Dass du das wirklich machst.“ Sie umarmen sich wieder. Joe muss sogar ein bisschen weinen. Zorro fragt: „Wie war’s, Prinzessin?“ „Beschissen… “Wir haben uns solche Sorgen gemacht.“ Die ganzen Sprüche rauf und runter. Ach, eigentlich ging’s.“ „Hat der Typ gegeiert?“ „Quatsch. Er will mir doch auch nicht wirklich an die Wäsche.“ „Ich mach ihn sonst auch tot.“ „Musst du nicht. Der geht mir so was von am Arsch vorbei. Seit ich dich habe.“ „Der Mansch brauch etwas, was er echt mag.“ „Ey? Ja, logisch. ich habe dich irre vermisst.“ „Ich war ziemlich dicht bei dir.“ „Wieso?“ „Auf dem Friedhof. Weil ich nie wieder so weit weg sein will von dir.“ „Engel, Spinner. Du bist gigantisch süß.“ Sie gehen den Weg zu Schule. Zorro trägt die Tasche. Joe bleibt plötzlich stehen. „Weißt du was? Ich rasier mir die Haare bis hier ab.“ Sie zeigt mit dem Finger eine Handbreit über dem Ohr auf den Kopf. „Oben mach ich sie blau. Oder grün. Jedenfalls nicht rot wie Asi.“ Zorro guckt sie an. „Wieso denn das auf einmal?“ „Weil es mir egal ist, was Mama oder ihr Typ sagen.“ „Nee.“ „Wieso nee?” “Weil du die Haare dranlässt.“ „Ey, warum denn das?“ „Weil deine Haare schön sind.“ „Keine bei euch läuft mit so einer Spießerfrisur rum. Ich meine, so akzeptieren die mich doch nie.“ „Lass stecken. Du bist nicht wie die anderen.“ Zorro streichelt Joe übers Haar. „Ich will, dass du sie wachsen lässt. Bis zum Arsch.“ „Ich dachte, du findest es cool, wenn ich das mache.“ „Ich finde dich megacool, wie du bist.“ „Da ist die Schule.“ „Ich hol dich ab.“
Engel + Joe ist in einer derben Umgangssprache geschrieben. Es ist ein wenig erschreckend, wie leicht Joes Geschichte einem selber passieren könnte. Man fühlt mit Joe, aber auch mit Engel. Das Buch hat ein leicht offenes Ende, aber es ist nicht schwer sich den Ausgang zu denken. Vergleichbar ist das Buch mit Elfte Woche, Katies Entschluss oder White Angel. Es ist gut, wenn auch ziemlich heftig.