Es ist das Jahr 2011. Adolf Hitler wacht verwirrt inmitten von Berlin auf.
Eben war er noch im Führerbunker und jetzt findet er sich in einer völlig veränderten Welt wieder. Ein neues Berlin, in dem das Volk keinen Respekt mehr vor seinem Führer hat. Er muss wohl eine Weile weg gewesen sein, doch in dieser Zeit haben seine Generäle und Minister sein Reich völlig verkommen lassen. Keine Disziplin, verdorbene Moralvorstellungen und überall Ausländer.
Hitler muss nun von vorne anfangen. Über das Fernsehen, das ihn für einen genialen, aber auch teilweise geschmacklosen, Method-Actor hält, beginnt er sich langsam eine Gruppe an Unterstützern aufzubauen, für die das Meiste seiner politischen Ideen anfangs eher Comedy darstellt. Seine Botschaft: Er ist wieder da.
Timur Vermes hat ein wahrlich fantastisches Werk geschaffen. Es gewährt dem Leser einen Blick in den Kopf eines schrecklichen Menschen und zeigt, wie nah seine Gedanken vielen Menschen auch heute noch sind. Durch die Ich-Perspektive rückt man der Figur Adolf Hitler näher (ganz wahrheitsgetreu ist sie sicherlich nicht) und sieht verquere Gedanken, die zwar in der Vergangenheit verhaftet, aber durchaus noch aktuell sind. Man sieht aber auch die Menschlichkeit in Hitler – denn er ist kein abstraktes Konzept aus irgendeinem lange vergangenen Zeitabschnitt in der deutschen Geschichte, sondern er war durchaus ein Mensch wie es viele gab, gibt und geben wird.
Der Autor schreibt in einem altmodischen Stil, der mit dem Gegensatz zu den modernen und für die Hauptfigur neuen Situationen, in denen sie sich wiederfindet, einen witzigen und interessanten Roman schafft, der erfrischenderweise nicht über sich selbst und seine Figuren lacht. Das Buch ist durch seine bloße geniale Absurdität und Ernsthaftigkeit lustig. Dabei ist anzumerken, dass weder Hitler als Person, sein Gedankengut und seine Taten noch die Erinnerung daran verharmlost werden. Vielmehr weißt es darauf hin, wie leicht Hitler (oder jemand wie er) es auch heute haben könnte.
Übrigens: Es gibt seit 2015 auch eine Verfilmung zum Roman. Die kann allerdings mit der Buchvorlage in fast nichts mithalten und bekommt von mir sicher keine fünf Sterne… Als abendliche Unterhaltung ganz gut geeignet, aber nichts, das ich mir ein zweites Mal ansehen möchte.