Grotesk
Grotesk
22. August 2011
von Daria
4 Sterne
Daria Jahrgang 1991 Redaktion Lübeck
hat 4 Sterne vergeben

Zwei Prostituierte – Yuriko und Kazue – werden ermordet aufgefunden.  Der Fall entwickelt sich zum Medienspektakel und droht die konservativen  Gerüste der japanischen Gesellschaft zu erschüttern, denn Kazue war in  einer angesehenen Position in einem Unternehmen tätig und niemand hatte  von ihrem Doppelleben als Prostituierte
geahnt.
Yuriko hingegen scheint oberflächlich nur eine verblühte Prostituierte gewesen zu sein. Nur Yurikos Schwester veranlasst der Mord auf ihre eigene Jugend zurückzublicken, welche sie im Schatten ihrer jüngeren,
schönen Schwester leben musste. Verbittert rekonstruiert sie mit Hilfe  von Tagebucheinträgen und Erinnerungen die Hintergründe des Falls und  gewährt damit Einblick in eine Welt, die sowohl faszinierend als auch
abstoßend ist.

Natsuo Kirino beschreibt in diesem Roman packend den Kampf um den  Aufstieg in der Gesellschaft in einem überraschend von sozialen Extremen  geprägten Umfeld. Ihr Schreibstil reißt den Leser in einen Sog des  Grauens, der zu einem  dunklen und verstörenden Teil der japanischen  Kultur führt. Wie in einem Krimi werden die wahren
Begebenheiten langsam aufgedeckt und die Abgründe, die sich dabei  aufzeigen, entblößen eine unglaubliche Bitterkeit und Grausamkeit, die  das Leben der Protagonisten bestimmt.
Damit ist die Reise auf die das Buch einen führt wahrlich nicht immer  angenehm, doch es schlägt einen trotzdem erbarmungslos in seinen Bann  und lässt einen selbst nach Beenden des Buches lange nicht mehr los.

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