Im Laufe ihrer langjährigen Arbeit mit Hochbegabten hat Diplom-Psychologin und Verhaltenstherapeutin Andrea Brackmann viele wertvolle Erkenntnisse und Erfahrungen gesammelt, die sie in ihrem Buch “Jenseits der Norm - hochbegabt und hoch sensibel?” mit den Lesern teilt. Das Buch handelt von Hochbegabung generell sowie ihrer Verbindung zu hoher Sensibilität, Borderline-Persönlichkeiten und autistischen Störungen.
Besonders für die primär angesprochene Leserschaft, nämlich alle in der Psychoanalytik, Psychologie und umliegenden Berufsfeldern, werden viele praktisch anwendbare Informationen gegeben. Dazu gehören viele Therapieansätze und Hinweise für den Umgang mit eventuell schwierigen Persönlichkeiten ebenso wie Tipps zu Hochbegabten, Hochbegabtendiagnostik und Therapie im Rahmen einer Kombination von Hochbegabung und psychischen Störungen oder Schwierigkeiten.
Brackmann versucht, grundlegende Fakten und Vermutungen, um ein (zu) wenig diskutiertes Thema auf der Grundlage ihrer eigenen umfassenden Erfahrungen zusammenzufassen. Dabei liefert sie viele reale Fallbeispiele und Erfahrungsberichte, die deutlich dazu beitragen, das Buch auch den in diesem Gebiet weniger Bewanderten zugänglich zu machen. Zu Anfang des Buches kündigt die Autorin an, dass das Buch auch für Betroffene, also hochbegabte Kinder, Jugendliche und Erwachsene, zu lesen sein soll und das hält sie auch ein.
Leider bleiben trotzdem manche unbelegte Lücken in Vermutungen und einige offene Fragen zurück, da, laut Brackmann, noch sehr wenige empirische Forschungen zu Hochbegabten vorliegen.
“Jenseits der Norm” ist ein gut geschriebenes Buch über die interessante Thematik der Hochbegabung, die nicht nur für Psychologen eine lohnenswerte und aufschlussreiche Lektüre bildet. Um sich jedoch einen tiefergehenden Einblick und ein wirklich umfassendes Bild der Hochbegabung zu verschaffen, sollte man vielleicht auch einen Blick in aktuellere Literatur mit weiterführenden Forschungsergebnissen werfen.