Keller Kind
Keller Kind
21. Dezember 2018
von Kathrin
4 Sterne
Kathrin Jahrgang 2002 Redaktion Lübeck
hat 4 Sterne vergeben

In ihrem Roman „Kellerkind“ aus dem Jahr 2012 erzählt Kristien Dieltiens ihre Version der Legende um „Kaspar Hauser“. 

Bei Kaspar Hauser handelt es sich um die sagenumwobene Gestalt eines Jungen, welcher, der Legende nach, bis zu seinem 16. Lebensjahr keinen Menschen zu Gesicht bekam. Eingesperrt in einem dunklen Keller fristete der Junge, angeblich adeliger Herkunft, sein Dasein und wurde lediglich nachts während des Schlafs mit dem Nötigsten - Essen, Trinken - versorgt. Eines Tages taucht der mittlerweile jugendliche Junge in Nürnberg auf, immer wieder ein und denselben Satz wiederholend: „Ein solcher Reiter möchte ich werden, wie mein Vater gewesen ist.“ Diese Worte sind die einzigen, welche er zu kennen scheint und sowohl psychisch als auch motorisch ist er auf dem Stand eines Kleinkindes. Die Bewohner der Stadt nehmen ihn auf und bringen ihm Sprechen und Schreiben bei. Nach und nach kommt schließlich seine traurige Vergangenheit ans Licht.Von dieser Sage ausgehend erzählt Dieltiens ihre eigene Interpretation der Geschichte.

Der zweite Charakter in Dieltiens Roman ist ein fiktiver Junge namens Michael Ostheim, dessen Leben zunächst gar keinen so schlechten Anfang nimmt. Zwar hat er eine Hasenscharte, doch wird er von seinen Eltern geliebt und behütet. Zumindest bis sein Vater stirbt. Als er in die Schule kommt, wird auch die Hasenscharte zu einem Problem und Michael bemerkt zunehmend die ablehnende Haltung anderer Menschen ihm gegenüber. Nach und nach beginnen auch die Hänseleien. Seine Mutter heiratet erneut, diesmal einen Pfarrer namens Conrad Christian von Berger, der Michael von Anfang an suspekt ist. Anfangs zeigt er sich noch nett, nimmt sich seiner an und wirbt um Michaels Mutter, doch bereits kurz nach der Hochzeit entpuppt er sich als grober, autoritärer Mensch, der seine Frau unterdrückt und Michael erniedrigt.

Die Kapitel des Buches sind abwechselnd aus der Sicht von Michael Ostheim und einem personalen Erzähler verfasst. Letzterer berichtet meist aus der Sicht von Isolde, einer Dorfbewohnerin, die sich hingebungsvoll um Kaspar kümmert. Zu Anfang handeln beide Erzählungen von Geschehnissen, die sowohl räumlich als auch zeitlich von einander getrennt sind, nähern sich einander aber immer weiter an. Auf diese Weise verweben sich die Geschichten nach und nach, bis sich am Ende das Geheimnis lüftet und die beiden Geschichten zu einer werden. Die einzelnen Kapitel sind außerdem durch kleine Zitate voneinander getrennt, die die Situation beschreiben, oder möglicherweise auch Hinweise auf die bevorstehenden Entwicklungen geben. Alles in allem handelt es sich hierbei um ein schönes Buch, mit dem man angenehme Stunden verbringen kann. Durch die leicht düstere Stimmung passt es auch wunderbar zur momentanen Jahreszeit. 



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