Auf so ein Buch stößt man nicht alle Tage: „Kriegszeiten“ ist eine dokumentarische Graphic Novel. Eindrucksvoller und nachdrücklicher als ein Sachbuch, bildgewaltiger und atmosphärisch dichter als eine TV-Dokumentation zeigt es den Afghanistaneinsatz der deutschen Bundeswehr in einem ganz neuen Licht. Vielleicht ist es kein schönes Buch. Aber das wird auch nicht die Absicht des Autors David Schraven gewesen sein. Vielmehr dokumentiert er nach aufwendiger Recherchearbeit das, was in den deutschen Medien viel zu selten thematisiert wird: Den Krieg in Afghanistan. In Interviews, vertraulichen Unterlagen der Bundeswehr und alten Fernsehaufnahmen erzählt er von Kämpfen, den Schwierigkeiten der „Aufbauhilfe“ und dem Verhalten der deutschen Politiker. Die Nüchternheit der Reportage lässt den Leser die Problematik besser begreifen, ohne belehrend aufklärerisch den Zeigefinger zu erheben. Klare Sätze und anschauliche Details prägen Schravens Sprache. Die Zeichnungen von Vincent Burmeister sind düster und dreifarbig. In Nahaufnahmen, Landschaftsansichten und schattenhaften Porträts fängt er die Stimmung zwischen Soldaten, Politiker und Warlords ein. Mit dem Buch lernt man verstehen, was in Afghanistan geschah und geschieht. Die erschreckendste Erkenntnis ist wohl, wie wenig man von all dem in Deutschland mitbekommt. „Kriegszeiten“ weckt auf und stimmt nachdenklich. Nach dem Lesen bleibt das Gefühl zurück, von Politik und Medien für dumm verkauft worden zu sein.