„In den Fäden fingen sich alle Farben des Lebens, Hoffnungs, Furcht, Glück, Unglück … Liebe und Hass. Nur die Weberin kannte die Muster. Sie kannte sie alle. […]
„Du hast den langen Weg umsonst gemacht.“ Die Augen in dem gesponnenen Gesicht waren rund und schwarz wie die der achtbeinigen Wächterin. „Ich kann dir nicht helfen. Du willst schneiden, was niemand zerschneiden darf.“
Mit dem dritten Band der Reckless-Reihe erweitert die Autorin die Geschichte um Jacob, Fuchs und die Goyl noch um ein paar weitere Probleme: Jacob muss einen Pakt einhalten, der es ihm für immer verbietet, eine tiefere Liebesbeziehung zu Fuchs einzugehen, Fuchs trifft einen neuen Verehrer und das Goldene Garn taucht auf: ein Band, das Liebende für immer verbindet.
Auf der anderen Seite des Spiegels hat Will Probleme, sich wieder ohne seine Goylhaut im Alltagsleben mit Clara zurecht zu finden. Als diese vergiftet wird und in einen Dornröschenschlaf fällt, wird ihm klar, dass es für ihn nur eine Möglichkeit gibt: Er muss zurück hinter den Spiegel. Für Clara, aber auch für sich selbst.
Während im ersten Band der Reihe die Liebesgeschichte zwischen Jacob und Fuchs meist nur angedeutet wurde und eher nebensächlich war, nimmt sie in diesem Teil eindeutig den größten Platz ein. Jacob und Fuchs sind durchgängig hin und her gerissen zwischen ihrer Liebe zueinander und dem Wunsch nach Sicherheit, wovon sich selbst in von dieser Problematik unabhängigen Szenen in Form von kurzen inneren Monologen der Figuren lesen lässt.
Wem im den vorangegangenen Teilen also noch die spannenden Kriege mit den Goyl und die blutige Hochzeit gefallen haben, der wird bei diesem Teil stark enttäuscht sein: Die Goyl sind wesentlich zurückhaltender geworden. Allerdings tauschen neue Gegner auf: Erlelfen, die nach jahrhundertelanger Verbannung einen Weg suchen, wieder in die Welt hinter dem Spiegel zu gelangen. Insofern wird noch immer für ein wenig Spannung gesorgt.
Was allerdings schwierig wird, ist die richtige Zuordnung der Namen für den Leser. Denn schließlich verbleibt es auch in diesem Teil nicht nur bei dem ursprünglichen Figurenspektrum, sondern natürlich lernt der Leser auch hier wieder neue Charaktere kennen und lieben. Sich immer zurechtzufinden und niemanden zu verwechseln erweist sich aber als sehr schwierig. Deshalb muss man viel Geduld mitbringen, wenn der letzte gelesene Band schon wieder etwas länger her ist.
Toll ist aber wie immer die Spiegelwelt, die mit jedem Kapitel detailreicher und gleichzeitig größer wird. Neue Städte, neue Länder, neue Bräuche und neue Magie können Seite für Seite entdeckt werden. Cornelia Funke malt eine Welt, die jeder Fanatsy-Fan gerne einmal sehen würde. Zumindest mit einem Touristenguide, der einen vor Stilzen, Baba Jagas und anderen gefährlichen Wesen warnt.
Abschließend ist also festzuhalten, dass Cornelia Funke wieder eine zauberhafte Welt zum Leben erweckt hat, in der der Leser aber leider Gefahr läuft, sich immer wieder mal zu verirren. Wer dennoch nicht aufgibt, wird mit einer sehr durchdachten Story und überraschenden Wendungen