„Wir sind die Minderheit, die von der Welt nicht akzeptiert wird. Nicht außerhalb von Fantasyromanen, und selbst die stehen auf dem Index. […] Nicht alle von uns wissen, was wir sind. Einige von uns sterben, ohne es jemals zu erfahren. Andere wissen es, und wir werden niemals erwischt. Aber wir sind dort draußen. Das könnt ihr mir glauben.“
Im London des Jahres 2059 gehört Paige Mahoney zu den Ausgestoßenen. Doch in dieser Welt, in der ihre Gabe ein Fluch und ihre Identität eine Gefahr ist, hat sie ihren Platz gefunden: in einer Untergrundorganisation, in der alle – wie sie – widernatürlich sind.
Als sie bei einer Routinekontrolle in einem Zug allerdings entdeckt wird, tötet sie mit ihrer Geisteskraft eine Wache, ohne genau zu wissen wie. Noch schockiert von diesem Vorfall und der Macht ihrer Fähigkeiten begibt sie sich auf die Flucht. Schließlich wird sie aber eingeholt und nach Sheol I verschleppt. In dieser Stadt, die vor der Außenwelt verborgen wird, werden Widernatürliche als Sklaven von den Rephait gehalten, von denen niemand weiß. Unter der Aufsicht eines Wächters muss sie sich nun in Lebensgefahr begeben, um den Rephait zu dienen.
Noch bevor das erste Kapitel beginnt, schlägt der Leser Seiten mit Stadtplänen und komplizierten Beziehungsmustern von Widernatürlichen auf. Was zuerst sehr unübersichtlich erscheint und die Befürchtung aufkommen lässt, in der Handlung nachher nicht durchsteigen zu können, erweist sich im Nachhinein als überflüssig. Auch ohne das alles eingehend studiert zu haben, sind die „Kasten der Hellseherei“ vollkommen verständlich.
Die Story beginnt gleich spannend und bleibt es auch das ganze Buch über. Interessant sind dabei auch Parallelen, die man zu tatsächlichen historischen Gegebenheiten ziehen kann. So befasst sich das Buch indirekt mit Hexenverfolgung, Rassismus, Sklaverei und Arbeitslagern. Der letzte Punkt –Arbeitslager – kommt dabei sehr ausführlich vor, denn in Sheol I müssen die Leute hungern, sie werden geschlagen und sie begeben sich täglich in Lebensgefahr, um wiederum eine Chance zu haben, überhaupt zu überleben.
Schön wird auch die Andersartigkeit der Rephait und der Hellseher in der Sprache aufgezeigt. So drücken sich die Rephait ihres Standes und Alters gemäß geschwollener oder traditioneller aus, während die Hellseher vor allem Alltagssprache verwenden.
Schade ist allerdings die Umsetzung der Regierungschefs: Dass diese nämlich den Rephait fast gänzlich ausgeliefert sind und gar keine andere Wahl haben, als Sheol I zu erdulden, kommt leider nicht genug zur Geltung. Ihre Charaktere sind eher farblos als aussagekräftig.
Trotzdem ist das Buch unbedingt empfehlenswert für Fantasybegeisterte oder auch Fans der „Die Tribute von Panem“-Reihe.