„Gut? Gar nichts ist gut. Christoph ist tot!“ Lena atmete schwer. „Aber wovor hast du Angst? Seine letzte Ruhe zu stören, die er gar nicht haben wollte? Wir können seine Asche auch jetzt noch ans Meer bringen, wir müssen sie nur ausgraben. Wenn es sein Wille war, dann soll er ihn auch bekommen. Oder nicht?“
In der Nacht zum Geburtstag des kürzlich verstorbenen Christoph treffen sich drei Jugendliche zufällig an seinem Grab, die mit ihm durch jeweils besondere Art verbunden waren. Seine Freundin, sein bester Freund, noch ein Freund und ein Mädchen, von dem am Anfang niemand so wirklich weiß, was sie mit ihm zu tun hatte. Sie alle wollen in dieser Nacht in Ruhe um Christoph trauern.
Als sie anfangen, sich gegenseitig zu fragen, warum sie gekommen sind, stellen sie fest, dass dieses Grab nicht das ist, was Christoph gewollt hätte. Er wollte eine Seebestattung. Um ihrem Freund noch eine letzte Ehre zu erweisen, graben sie kurzerhand seine Urne aus, teilen die Asche auf vier Plastikbeutel auf und machen sich auf Motorrädern auf den Weg zum Meer.
Boris Koch beschreibt gut die Entwicklung des Protagonisten Jan in seiner Trauer, wie er durch Gefühle der Ohnmacht und Trauer, durch Wut und Hass auf den am Unfall beteiligten Autofahrer und durch Verzweiflung im Angesicht seines zukünftigen Lebens ohne seinen besten Freund geht. Dabei kann der Leser sehr gut mitfühlen, durch das Abenteuer der Freunde und seine lustigen Aspekte ist das Buch allerdings keinesfalls bedrückend, sondern eher ein Aufruf, das Leben wertzuschätzen und in vollen Zügen zu genießen.
Außerdem beschäftigt sich der Roman mit einem Thema, welches uns alle etwas angeht: der Verlust eines geliebten Menschen. Boris Koch gibt keine Tipps, wie man den Schmerz am besten überwindet, er fordert keine Rückkehr zur Normalität oder zeigt mit dem Finger auf jene, die schnell wieder in den Alltag zurückkehren. Viel mehr verstärkt er das Verständnis dafür, dass es viele Wege gibt, zu trauern. Und keiner davon ist falsch oder richtig.
Interessant an der Geschichte ist auch, dass der Autor Fassaden aufbricht und zeigt, dass der gleiche Mensch von verschiedenen anderen Menschen auf unterschiedliche Arten gesehen werden kann: Alle vier haben Christoph gemocht oder geliebt, aber keiner kannte ihn genauso wie die anderen. Was er dem einen erzählte, verheimlichte er den anderen.
Zudem entspricht der Roman einem typischen Roadtrip-Movie: Vier Freunde, fast ohne Geld auf Motorrädern auf dem Weg zum Meer. Da ist es schon vorprogrammiert, dass Einiges schief läuft und die Pläne sich auf komische Art verändern. Das ist gut, weil das Thema dadurch aufgelockert wird und die Story immer eine gewisse Spannung beibehält.
Einzig negativ waren für mich Szenen von hemmungslosen Partys, die der Autor für meinen Geschmack etwas zu detailliert beschrieben hat. Das tut dem Roman jedoch keinen Abbruch.
Das Buch ist also für Leute empfehlenswert, die tiefsinnige Bücher mögen, aber auch für jene, die Roadtrip-Romane mit ihrem Humor und den vielen Wendungen des Schicksals lieben.