Johanna Riemenschneider spielt die Hauptrolle in Mirjam Presslers Roman ‚Die Zeit der schlafenden Hunde‘. Ihre Familie betreibt in zweiter Generation das angesehene ‚Modehaus Riemenschneider‘.
Eigentlich könnte sie ein sorgenfreies Leben führen: sie ist gut in der Schule, hat einen netten Freund und ihre Familie ist wohlhabend – bis sie mit der Schülerzeitung ihrer Schule nach Israel reist. Dort erfährt sie pikante Details über die Geschichte des Geschäftes ihrer Eltern und beschäftigt sich mehr und mehr mit dieser. Sie fängt an, die Herkunft des Familienvermögens zu hinterfragen und steht plötzlich vor der Hürde, wem sie mehr Glauben schenken soll: Ihrer Familie oder einer alten Dame aus einem Pflegeheim in Jerusalem.
Sie weiß, dass ihre Mutter sie bald zum Abendessen rufen wird, sie wird aufstehen und hinuntergehen, sie wird sich an den Tisch setzen und so tun, als wäre nichts, sie wird sich das Gerede über das Geschäft anhören, wer wieder krank ist, wer sich über wen beklagt hat, sie wird sich mit aufmerksamen Gesicht erklären lassen, wie die neue Anzeigenserie aussehen soll, sie wird nicken, wenn ihre Mutter sagt, Frau Neuberger war heute da, (…) sie hat sich einen neuen Mantel gekauft (…), sie wird nicken, wenn Florian sagt, kannst du dir nachher noch meinen Aufsatz anschauen, Johanna, und sie wird gerührt lächeln und denken, mein kleiner Bruder, ich sollte mich mehr um ihn kümmern, und sie wird sich daran erinnern, wie oft er früher gebettelt hat, bei ihr schlafen zu dürfen, weil er Angst vor Alpträumen hatte. Sie wird wieder die brave Tochter und die brave Schwester sein, die Enkelin vom alten Riemenschneider, du weißt doch, vom Modehaus Riemenschneider am Marktplatz (…).
Mir hat das Buch gut gefallen. Johanna hat unter ihrer Hülle der Perfektion viele Schwächen und Unsicherheiten, Mirjam Pressler beschreibt ihr Leben sehr realistisch. Auch der geschichtliche Hintergrund ist interessant aufgemacht, sodass man beim Lesen viele Verbindungen zur nationalsozialistischen Vergangenheit Deutschlands erkennen bzw. lernen kann.
Da das Buch meiner Meinung nach an manchen Stellen etwas langatmig war und nicht immer spannend war, aber nie langweilig.