Ein fantastisches Leseglück- ein Gespräch mit Rufus Beck

Interview

Wir sitzen in einem kleinen Raum in der Petri-Kirche in Lübeck. Uns gegenüber sitzt ein Mann mit grauen Haaren und einem Bart. Seine Weste ist blau und schon bei den ersten Worten, die aus seinem Mund kommen, verspüren wir eine angenehme Ruhe und Gelassenheit. Diese Stimme zieht einen sofort in ihren Bann und jeder verbindet mit ihr seine ganz eigenen Erinnerungen. Fotos von Celina Kuhn.

Ob im Auto, im Kinderzimmer, auf dem MP3-Player, in Regalen voller CDs, überall begegnet man dieser außergewöhnlich schönen Stimme. Die Rede ist natürlich von Rufus Beck. Wir hatten das große Glück, ihn in der Lübecker Petri-Kirche kennen zu lernen. Das TheaterFigurenMuseum Lübeck hatte ihn, im Rahmen ihrer Sonderausstellung „Sapperlot! Der Räuber Hotzenplotz auf Achse“, zu einer Lesung aus Ottfried Preußlers „Räuber Hotzenplotz“ eingeladen. Leider wurden wir die Opfer modernster Technik und unser Diktiergerät versagte uns, dieses Interview in seiner Gesamtheit mit Euch zu teilen. Dennoch werden wir mit diesem Artikel versuchen, die wichtigsten Sachen für Euch zusammenzubringen.

Für Rufus Beck ist gute Kinderliteratur ein Buch, das nicht nur Kindern, sondern auch Erwachsenen gefällt. Seiner Meinung nach, seien für Kinder jedoch die Handlungen wichtiger, als die Figuren. Bei manchen Büchern, zu denen er die Hörbücher gesprochen hat, kann er sich nicht mehr an die Handlung erinnern, weil er so intensiv an den einzelnen Figuren gearbeitet hat.

Lesen spielt im Leben von Rufus Beck eine sehr wichtige Rolle. „Lesen muss man trainieren. Wenn man nicht regelmäßig liest, dann ist man nach drei, vier Seiten müde. Ich denke, dass das Leseverhalten der Kinder von dem Leseverhalten der Eltern abhängt. In meiner Familie war das sehr untypisch. Mein Sohn, Jonathan, hat immer sehr viel gelesen und meine Töchter eher weniger.“
Auf Grund dessen habe er seinen Sohn manchmal als „Lektor“ benutzt. „Ich habe manchmal in Manuskripte reingelesen und war nicht davon überzeugt. Dann habe ich es meinem Sohn gegeben. Wenn ich dann gesehen habe, dass er schon seit zwei, drei Stunden liest, dann wusste ich immer, dass da wohl doch irgendwas an dem Buch sein muss.“ Einige Projekte hätte er, ohne seinen Sohn, wahrscheinlich gar nicht gemacht. Inzwischen muss Rufus Beck aber wohl alleine die Entscheidungen treffen, da seine Kinder bereits erwachsen sind.

Als die Lesung immer näher rückt, verrät er uns, dass er noch gar nicht genau weiß, wie er die Personen in „Räuber Hotzenplotz“ lesen soll. Auch ein Buch, welches er als Kind nicht gelesen hat. „Was mir da entgangen ist... Ich mag die Bücher, das sind kleine abgeschlossene Geschichten, die kann man gut vor dem Einschlafen lesen.“ Kurz gibt er uns eine Kostprobe seines Könnens, indem er eine kurze Stelle liest und dabei mit verschiedenen Stimmen experimentiert.
Natürlich haben wir zum Abschluss unsere Standard-Interviewfrage gefragt: Was verbinden Sie mit einer blauen Seite?
Nach einem kurzen Zögern sagt Rufus Beck: „Wenn du eine blaue Seite siehst, dann weißt du, dass du am Abend vorher zu viel getrunken hast.“ Er lacht und fügt hinzu: „Ihr seht, ich bin nicht so fantasievoll.“

Schon müssen wir unseren Kindheitshelden wieder verlassen. Auch, wenn wir hiermit nicht das ganze Interview mit Euch teilen können, hoffen wir, dass wir Euch einen Eindruck von dem Mann geben konnten, dessen Stimme sofort jeden Raum mit Wärme durchflutet. Wir haben uns sehr gefreut, Rufus Beck treffen zu dürfen!

RedakteurRedakteur: Clara, Linnea
FotosFotos: Celina
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