Interview

Interview mit Brigitte Blobel

Autor: Brigitte Blobel
Datum des Interviews: 17.02.2009
Interviewer: Nathalie Krambeer
Bücher des Autoren: Rote Linien, Liebe wie die Hölle

 
Blaue Seite: Warum haben Sie das Buch geschrieben?

Brigitte Blobel: Die Idee kam, als ich ein Mädchen bei einer Lesung traf, die ihre arme unter extralangen Ärmeln versteckte. Und mir dann ungefragt ihre „Roten Linien“ zeigte. Ich wusste, wie und wo es anfangen würde, und dass es in der Jugendpsychiatrie enden müsse. Aber mehr wusste ich nicht, als ich meinem Verleger das Thema vorschlug.

 
Blaue Seite: Haben Sie selber Erfahrungen mit dem Ritzen?

Brigitte Blobel: Nein, aber ich habe 2 Wochen in der Jugendpsychiatrie der Charité in Berlin recherchiert. Der Professor dort hat mir wichtige Hinweise gegeben. Und ich konnte mit Betroffenen reden und mir so aus vielen Puzzlesteinen meine Heldin „basteln“.

 
Blaue Seite: War der Titel Ihre Idee? Die Verlage genehmigen ja nicht alle Titel…

Brigitte Blobel: Der Titel war meine Idee. Und vor zehn Jahren, als ich das Buch schrieb, war das Thema „Ritzen“ noch tabu. Das wurde totgeschwiegen wie vieles, das Angst macht. Deshalb muss ich meinen Verlag loben, dass er Titel und Inhalt so hat durchgehen lassen. Trotzdem hatten sie Angst, dass niemand das Buch kaufen würde. (lacht) Diese Furcht hat sich dann ziemlich schnell als unbegründet erwiesen.

 
Blaue Seite: Wieso hat Kitty, die Hauptperson, dieses besondere Trauma, wo sie überall Maden sieht? Wieso diese Halluzinationen?

Brigitte Blobel: Das Trauma habe ich eigentlich aus keinem bestimmten Grund gewählt. Vielleicht kommt das aber auch daher, das ich irgendwann mal weißen Käse zerfließen sah und mich das an Maden erinnert hat. (lacht) Aber Kitty steigert sich in ihrer Angst in dieses spezielle Trauma. Sie fühlt sich nirgendwo und vor nichts sicher. Ich nenne das „Dünnhäutig“. Sie lässt einfach alles an sich ran und kann sich nicht von allein dagegen wehren.

 

Blaue Seite: Haben Sie ihre Kinder gefragt, wie sie in bestimmten Situationen reagieren würden?

Brigitte Blobel: Ich habe einen wunderbaren Helfer bei diesen Büchern, das ist mein Sohn Fabian. Er ist Arzt und Jugendpsychiater. Er weiß mehr über „Borderliner“ als irgendjemand sonst, den ich kenne. Er ist der „Vorleser“ aller meiner Bücher. Was ihm nicht gefällt, das überarbeiten wir dann meistens. Er gibt mir viele Ideen.

 
Blaue Seite: Arbeiten Sie im Moment an einem neuen Buch?

Brigitte Blobel: Ja, es heißt Party Girl. Es geht um ein braves Mädchen und gute Schülerin, dessen Mutter Schauspielerin ist und selten für sie Zeit hat. Als sie sich verliebt, verkauft sie für ihren Freund Ecstasy an ihrer Schule, was natürlich so einiges in ihrem Leben ändert.

 
Blaue Seite: Was empfehlen sie Jugendlichen die Schreiben?

Brigitte Blobel: Die Texte nicht in der Schublade verstauben lassen! Sie gründlich bearbeiten und dann ruhig den Mut haben, sie einer Zeitschrift oder einem Verlag anzubieten. Jeder Redakteur oder Lektor freut sich wie ein Schneekönig, wenn er ein neues Talent entdeckt. Aber sich nicht entmutigen lassen, wenn die Texte zurückkommen! Weitermachen, besser werden, genauer beobachten, genauer beschreiben, am Stil feilen. Ehrlich sein… Wenn man, nach Jahren mit vielen Rückschlägen, immer noch heiß ist, dann ist man wahrscheinlich wirklich für diesen Beruf geboren. Und dann klappt es auch irgendwann. Ich drück die Daumen.

 
Blaue Seite: Würden sie wieder zu den Jugendbuchtagen kommen?

Brigitte Blobel: (lacht) Wenn man mich einlädt…

RedakteurRedakteur: Saskia
FotosFotos: Daria
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