Interview mit Derek Meister
Autor: Derek Meister
Datum des Interviews: 06.05.2009
Interviewer: Saskia Klaus, Jana Loeding
Bücher des Autoren: Ghost Hunter – Das Licht, das tötet
Internetseite des Autoren: http://www.derekmeister.com/
die-blaue-seite.de: Wann und warum haben Sie mit dem Schreiben angefangen?
Derek Meister: Die Frage nach dem Warum ist schwer zu beantworten. Ich kann euch aber ungefähr erzählen, wann. Ich habe schon kleine Geschichtchen geschrieben, als ich in der vierten Klasse war. Die haben meine Freunde und ich dann gefilmt (lacht).
Meinen ersten Roman habe ich etwa vier Jahre später mit einem Freund zusammen geschrieben, wir haben immer abwechselnd pro Tag ein paar Seiten geschrieben. Es hat mir damals schon sehr viel Spaß gemacht, Figuren zu entwickeln und ihre Geschichten kennen zu lernen.
Als Drehbuchautor habe ich außerdem das große Glück, meine beiden Leidenschaften, Buch und Film (ich schreibe vor allem für das Fernsehen), zu verbinden.
Lassen Sie sich dabei auch von anderen Autoren inspirieren?
Ja, hauptsächlich geschäftlich. In meinem Beruf liest man nicht nur eigene Sachen, sondern auch die von Kollegen.
Und ansonsten kann man es wohl kaum verhindern, sich irgendwie von den Dingen, die man privat liest, beeinflussen zu lassen. Ich lese so ziemlich alles, von amerikanischen Romanen bis hin zu guter deutscher Fantasy. Stephen King und John Updike sind nur zwei Beispiele von Autoren, die mich wohl sehr beeinflusst haben.
Wodurch lassen Sie sich sonst noch inspirieren?
Bei mir ist es weniger Inspiration als eine Art Initialzündung. Für „Ghost Hunter“ zum Beispiel habe ich mich einfach hingesetzt und darüber nachgedacht, wie es wäre mit einem Kumpel echte Abenteuer zu erleben. Die beiden Jungs im Roman erleben genau das, was ich gern erlebt hätte: Action, Verfolgungsjagden, …
Außerdem hatte ich bei diesem Roman die Idee, Wissenschaft und Fiktion zu verbinden. Ich glaube, das ist mir auch ganz gut gelungen (lacht).
Was würden Sie denn jungen Autoren raten? Irgendwelche Tipps?
Schreiben, schreiben, schreiben. Das ist das wichtigste. Man sollte sich wirklich einfach hinsetzen und loslegen, keine Angst vor dem weißen Papier haben.
Einige Leute brauchen einen großen Plan, der ihnen verrät, was in den einzelnen Kapiteln passiert und wie der Spannungsbogen sich erstreckt. Andere wiederum fühlen sich von so einem Plan behindert. Es gibt auch solche, die nicht in chronologischer Reihenfolge schreiben, also erst mit Kapitel 3 anfangen. Aber egal, wie ihr es macht, es wird schon richtig sein. Ihr müsst einfach euren eigenen Weg finden.
Als kleine Schreibübung könnte man sich einen bestimmten Autoren aussuchen und versuchen, genau wie er zu schreiben, praktisch seinen Stil zu kopieren. Danach bildet sich oft sehr leicht der eigene Stil raus. Es ist wie beim Gitarrespielen. Man muss erst die Stücke von anderen Personen spielen, bevor man seine eigenen komponieren kann.
Und last but not least: Man muss immer an sich glauben. Jeder hat mal eine schlechte Phase, in der es irgendwie nicht so recht vorwärts geht. Aber die ist bald auch wieder vorüber. Wie bei einem Marathonlauf braucht man einfach Ausdauer.
Sie sagen also, man sollte jeden Tag schreiben. Wenn man das nun macht, wie lange dauert es dann, einen kompletten Roman fertig zu schreiben?
Das ist schwer zu sagen. Das Schreiben selbst nimmt nicht sonderlich viel Zeit in Anspruch. Am längsten dauert es wohl, die ganze Sache zu überarbeiten, Dinge zu streichen und zu verschieben und einiges komplett neu zu schreiben. Ich würde sagen, von der ersten Idee bis zur Abgabe des Manuskript dauert es etwa ein Viertel Jahr. Und dann geht natürlich die Verlagsarbeit los.
Zu der ja auch die Covergestaltung gehört. Man hört immer, dass die meisten Autoren dabei kein Mitspracherecht haben. Wie sieht das bei Ihnen aus?
Meine Meinung zählt schon, aber ich habe leider kein Veto-Recht.
Mit dem Cover von ,,Ghost Hunter“ bin ich sehr zufrieden. Es macht das Buch schon beim ersten Anblick modern und spannend.
Und wie sieht das mit den Titeln der Romane aus?
Beim Titel ist die Kunst, das Beste rauszuholen, dem Roman gerecht zu werden. Bei den Rungholt-Krimis sind meine Titelvorschläge bisher immer angenommen worden. Und bei ,,Ghost Hunter“ ist es eigentlich ganz lustig. Das sollte nämlich eigentlich der Titel für den dritten Teil werden, aber der Verlag fand ihn für den ersten Teil sehr passend und so ist es der aktuelle Titel geworden.
Wo wir nun schon über ,,Ghost Hunter“, den Auftakt Ihrer neuen Trilogie, reden: Es kommen viele wissenschaftliche Informationen vor, man denke nur an die Station am Südpol oder die Gravitationskraft. Wie sind Sie bei der Recherche vorgegangen?
Die Recherchemöglichkeit Nummer eins ist heutzutage natürlich das Internet. Da beginne ich meine Recherche auch immer. Dann habe ich mir Fachliteratur geholt, worunter bei mir auch Reiseführer fallen. Es ist doch immer gut, über die Städte, über die man schreibt, bescheid zu wissen. Wenn ich dann noch Hilfe brauchte, habe ich bestimmte Leute gefragt. Ich habe zum Beispiel einen Freund, der Japanisch kann, das hat mir bei den Teilen geholfen, die in Tokio spielen. Für die Sache mit der Gravitation habe ich einen Physiker befragt. Mich hat fasziniert, dass es da noch so viele weiße Stellen gibt. Das macht das ganze schon ein bisschen gruselig und das ist genau das Richtige für einen Roman.
Ich kann außerdem noch sagen, dass ich immer erst schreibe und dann recherchiere. Ansonsten besteht die Gefahr, dass man sich in der Recherche verliert. Und so kann ich einfach erst mal schreiben. Und wenn Fragen auftauchen, markiere ich die Textstelle und suche später die entsprechende Information.
Für Ihre historischen Krimis mit der Hauptperson Rungholt mussten Sie sicher auch eine Menge recherchieren.
Oh ja. Das hat mir sehr viel Spaß gemacht. Zuerst hatte ich nur den Gedanken, das zur Zeit der Hanse spielen zu lassen. Dabei ist mir dann Lübeck, damals die ,,Königin der Hanse“ ins Auge gesprungen. Ich habe mir eine alte Karte der Stadt besorgt und sie studiert, mich mit der Altstadt und den Kirchen beschäftigt. Ich kenne sozusagen jede Ecke Lübecks (lacht). Als ich das erste Mal nach Lübeck kam, war es auch zu Recherchezwecken. Ich habe viele Photos gemacht, oft auch mehrere von einer bestimmten Ecke, um verschiedene Blickwinkel einzufangen. Außerdem hat Lübeck ein sehr gutes Archiv, das war ein echter Fund.
Es muss ein tolles Gefühl gewesen sein, nach so viel Arbeit das fertige, gedruckte Buch in den Händen zu halten.
Das ist es immer. Es ist mit nichts zu vergleichen.
Und das kann wirklich jeder schaffen, wenn er nur hart genug arbeitet und es unbedingt will.
Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben, unsere Fragen zu beantworten.
Keine Ursache. Ich habe zu danken.