Interview

Interview mit Jonathan Stroud

Autor: Jonathan Stroud
Datum des Interviews: 18.09.2010
Interviewer: Fee-Rose Strohschehn, Bona-Katharina Dommert
Bücher des Autors: Bartimäus, Drachenglut, die Eisfestung, die Spur ins Schattenland, Valley - Tal der Wächter

Internetseiten des Autoren:
www.jonathanstroud.com (englisch)
www.bartimaeus.de (deutsch)
 

die-blaue-seite.de: Gibt es eine bestimmte Fußnote in Bartimäus, die Sie am meisten mögen?

Jonathan Stroud: Das ist eine tolle Frage! Es gibt viele Fußnoten, die mir gefallen, aber eine meiner Lieblingsfußnoten ist die im 3. Buch, Kapitel 32, Fußnote 4. Das ist als Bart sich daran erinnert, in einer Flasche gefangen gewesen und von einem alte Mann befreit worden zu sein, der leider an einem Herzinfakt starb, bevor Bart ihm seine Wünsche erfüllen konnte. Bart sagt: “Jetzt müsste eigentlich die Moral von der Geschichte kommen, aber die fällt mir grade ums Verrecken nicht ein.” Mich bringt das aus vielen Gründen zum Lachen...

Welche Textstelle empfanden Sie in Bartimäus am Schwierigsten zu schreiben? Und warum?

Ich hatte große Angst davor, das Ende des 3. Buches zu schreiben. Ich hatte drei Jahre lang geplant, es so enden zu lassen, ohne zu wissen, ob es passen würde. Deshalb habe ich auch ein alternatives Ende (in dem Nat lebt) geschrieben. Aber als ich endlich dort angelangt war und die letzte Szene von Bart und Nat schrieb, war es im Grunde überhaupt nicht schwer gewesen, dieses Ende einzubauen und es hat mir sehr gefallen. Tatsächlich war es viel schwieriger, einige der früheren Szenen aus dem Teil IV mit Makepeace und den Dämonen zu schreiben. Strukturell waren sie sehr kompliziert anzuordnen gewesen und ich musste sie öfters überarbeiten. Also sind es nicht immer die Stellen von denen man erwartet, dass sie sich als nicht so einfach erweisen, die wirklich die Schlimmstens sind...

Wird der “Der Ring des Salomo” schlussendlich das letzte Buch Ihrer verblüffenden Dämonenkreation sein?

Ich weiß es nicht. Natürlich ist Bartimäus in Tausenden von Jahren viel herumgekommen und hat aus diesem Grund viele Geschichten zu erzählen. Aber ich fand “Den Ring des Salomo” sehr anstrengend zu schreiben, infolgedessen denke ich, dass ich für eine Weile eine Pause von Bart brauche und sehen werde, ob mir eine andere Story einfällt.

Ziehen Sie eine bestimmte Zeit zum Schreiben vor?

Ich denke, ein Autor zu sein, ist wie jeder andere Job. Du musst so viel Zeit wie möglich damit verbringen, sodass du Übung bekommst und besser wirst. Zum Glück ist es mir möglich, meine ganze Zeit damit zu verbringen. Darum versuche ich gegen 9.30 Uhr am Morgen an meinem Schreibtisch zu sitzen und bis zum Essen zu arbeiten; dann mache ich eine Pause und anschließend arbeite ich bis zum Nachmittag oder zum frühen Abend. Ich träume davon, fünf Seiten am Tag schreiben zu können. Ich schaffe dies natürlich nicht immer (manchmal schaffe ich nur eine oder gar keine), aber es ist gut, sich ein Ziel zu setzen.

Welchen Schauspieler würden Sie sich als Nathanel wünschen?

Ich kenne seinen Namen nicht. Es müsste ein unbekannter, aber sehr talentierter, junger Schauspieler sein - mit schlankem Gesicht, dunkeln Haaren, dunklen Augen und Charisma - , der aus dem Nirgendwo kommt und dank des Filmes berühmt wird!

Denken Sie, dass Sie mehr wie Nathanael oder wie Bartmimäus sind?

Super Frage! Beide spiegeln Charaktereigenschaften von mir wieder. Ich würde gerne mehr wie Bartimäus sein, das heißt: geistreich, lebendig, sarkastisch, charsimatisch, ... Unglücklicherweise fallen mir aber nie gute Witze ein, bis es zu spät ist und wenn ich versuche, genauso unhöflich wie er zu sein, bekomme ich nur einen Schlag auf die Nase. Also bin ich leider wahrscheinlich mehr wie Nathanael. Und es hat wirklich mal jemand gesagt, dass der junge Nat in “Das Amulett von Samarkand” genauso ist, wie ich mit zwölf Jahren war! Aber ich denke doch, dass ich mich seitdem ein wenig gebessert habe.

Sie sind ein berühmter Autor. Ist damit ein Traum für Sie wahr geworden?

Ja. Ich habe mich niemals dafür interessiert, ein großer Fußballspieler oder Rockstar zu werden, als ich ein Kind war (zum Glück, da ich in beiden gleichermaßen furchtbar gewesen wäre), aber ich wollte Bücher schreiben. Ich hatte mein erstes mit ungefähr acht Jahre geschrieben und ich habe es immer noch als Beweis meiner frühen Träume... Ich schulde Bartimäus sehr viel: Er hat es mir erlaubt, diesen Traum zu verfolgen.

Werden Sie manchmal auf der Straße erkannt? Und wie fühlt es sich an?

Es ist nur einmal in meiner Heimatstadt passiert – und dass von einem Kind, dass mich gesehen hatte, als ich seine örtliche Schule besucht habe! Ich denke das Beste daran, ein Autor zu sein, ist, dass man bekannt sein kann und nicht wahrgenommen wird. Ich würde es hassen, jedes Mal beim Rausgehen erkannt zu werden – das muss ein Albtraum für Promis sein; ihre Welt gerät plötzlich aus den Fugen.

Haben Sie ein Lieblingswort oder eine Lieblingszahl?

Lieblingswörter... Ich mag “labyrinth”. Lieblingszahl? Nö. Bartmimäus würde magische Zahlen wie 3, 7 und 9 favorisieren.

Trinken Sie Tee? Und welchen bevorzugen Sie?

Selbstverständlich, wie jeder echte Englishman! Ich bevorzuge normalen Frühstückstee. Ich verabscheue diese ausgefallenen, riechenden, parfümierten Tees.

Sehen Sie sich Dr Who an? Welcher ist ihr Lieblingsdoktor?

Nicht mehr seit einem schrecklichen Weihnachtsspecial mit Kylie Minouge und einem Raumschiff, welches wie die Titanic aussah. Aber ich habe die “Blink”-Folge geliebt. Mein Lieblingsdoktor ist natürlich Tom Baker.

Welches Vorurteil über England oder Engländer mögen Sie nicht?

Hmm. Ich vermute jenes, dass wir dadurch, dass wir auf einer Insel leben, oft zu spießig sind. Es wird gesagt, dass wir uns nicht ausreichend für die Kulturen von anderen Ländern interessieren.

Wenn Sie einen freien Tag hätten und alles tun könnten, was Sie wollen – was wäre es?

Ich würde mit meiner Familie einen Spaziergang auf einem Berg in einem Englischen Seegebiet machen (oder in den Schweizer Alpenfügte er hinzu, ohne spießig zu sein).

Wenn meine Socken ein Loch hätten, würde ich... (bitte beenden Sie den Satz)

... es ertragen, bis mein Zeh herausguckt und dann neue kaufen.

Welches Gesetz würden Sie machen oder ändern, wenn Sie die Möglichkeit hätten?

Ich würde die Britischen Schulen dazu verpflichten, eine Fremdsprache bis zum 18. Lebensjahr unterrichten zu lassen.

Ist es sehr nervig, immer wieder die selben Fragen in einem Interview zu beantworten?:)

Seltsamerweise bekomme ich kaum zweimal die selben Fragen gestellt. Dieses Interview zum Beispiel ist besonders einzigartig!

Können Sie uns ein einen Witz erzählen?

Es ist ein surrealer, den ich als Kind gehört habe und über den ich jetzt immer noch lachen muss. Seid gewarnt, dass er keinen Sinn macht: Was ist der Unterschied zwischen einer Ente? - Einer ihrer Beine ist genau gleich.

Großartig, ne?

Und last but not least: Welche Frage würden Sie uns gerne im Gegenzug stellen?

Nun ja, ich würde gerne wissen, welche eure Lieblingsdoktoren sind...

(Unsere Antwort war: Wir mögen den neuen, Matt Smith. Wahrscheinlich weil die erste Folge Dr Who, die wir gesehen haben, mit ihm gewesen war.)

Vielen Dank, dass Sie ihre Zeit für uns geopfert haben!

Es war mir ein Vergnügen.

RedakteurRedakteur: Fee, Bona
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