Interview mit Monika Feth

Interview

Lina-Marie Ostertag und Carolin Lindow durften auf der Leipziger Buchmesse 2013 die Autorin Monika Feth treffen und interviewen. Sie ist vor allem für ihre Thriller-Serien „Der Erdbeerpflücker“ und „Teufelsengel“ bekannt.

Blaue Seite: Leiden Sie unter Verfolgungswahn, seitdem Sie angefangen haben, Thriller zu schreiben?

Monika Feth: Nein, das nicht, aber wenn ich schreibe, habe ich manchmal tatsächlich Gänsehaut. Das ist etwas, was das Schreiben für mich mit ausmacht.

Blaue Seite: Können Sie uns sagen, wie es mit Jette und ihren Freunden weitergeht, nachdem die Geschichten jetzt von Romy erzählt wurden?

Monika Feth: Die Serie um Jette hört nicht auf. Ich möchte immer abwechselnd Bücher über die beiden schreiben. Auch mein nächstes Buch, das ich jetzt schreibe, handelt wieder von Jette. Jettes und Romys Geschichten sind unterschiedliche Reihen, aber ich versuche immer wieder, Verknüpfungen zwischen den beiden Serien zu schaffen.

Blaue Seite: Also so wie in „Spiegelschatten“, wo Jette bei den Trauermärschen für die Opfer des Mörders auftaucht?

Monika Feth: Genau. Das nächste Buch wird „Der Bilderwächter“ heißen und wird die Geschichte des „Mädchenmalers“ weitererzählen.

BS: Wie schaffen Sie es, sich die Verbindungen zwischen den Serien, aber auch zwischen den vielen Figuren zu merken? Haben Sie zu Hause eine große Wand, auf der Sie alles aufschreiben, damit Sie nichts vergessen?

BS: Was meinen Sie, warum begeht ein Täter in der Realität ein Verbrechen, tut einem anderen Menschen so etwas an?

Monika Feth: Ich bin überzeugt, dass ein gesunder, glücklicher Mensch niemals ein Verbrechen begehen würde. So jemand hatte selber schlechte Erfahrungen. Es gibt immer einen Auslöser. In jedem Menschen steckt etwas Gutes und etwas Schlechtes und manchmal überwiegt leider die schlechte Seite.

BS: Finden Sie es nicht unfair, wie viele schlimme Sachen Jette und ihrem Umfeld passieren?

Monika Feth: Wenn sie eine reale Person wäre, hätte ich auf jeden Fall Mitleid mit ihr. Aber in dem Moment, wo sie eine erfundene Figur ist, ist das ein Teil meiner Arbeit. Wenn man z.B. „Die Fünf Freunde“ betrachtet, sieht man, dass Romanfiguren immer unrealistisch viele Dinge passieren.

BS: Für Imke Thalheim ist im „Schattengänger“ das Schreiben eine Möglichkeit, das Erlebte zu verarbeiten. Geht das Ihnen selber genauso?

Monika Feth: Bei mir ist das zum Teil so. Ich schreibe über die Sachen, die ich beobachte. Viele Menschen stecken zum Beispiel Dinge, die man in den Nachrichten sieht, einfach so weg. Ich verarbeite so etwas, indem ich meine Romane darüber schreibe. Manchmal verarbeite ich auch Dinge, die ich wirklich erlebt habe. Im „Mädchenmaler“ kommt eine Stelle vor, in der Imke Thalheim in einem Schaufenster ein echtes, ausgestopftes Pferd sieht. Auf einer meiner Lesereisen habe ich so etwas wirklich erlebt.

BS: Sind Sie Imke Thalheim von der Persönlichkeit her ein Stück weit ähnlich, abgesehen davon, dass sie beide Schriftstellerinnen sind?

Monika Feth: Eigentlich sind wir uns nicht ähnlich, aber über viele Dinge, vor allem, was das Schreiben betrifft, haben wir ähnliche Meinungen. Auch das Haus, in dem sie wohnt, ähnelt einem, das ich kaufen wollte. Dieses Haus war eine halbe Ruine, aber leider haben andere Leute mehr Geld dafür geboten als mein Mann und ich. Ich wollte so ein Andenken für die Mühle schaffen.

BS: In den Jette Thrillern ist Jettes beste Freundin Merle, die Tierschützerin, immer präsent. Was denken Sie über Tierversuche?

BS: Können Sie sich vorstellen, ein Buch zu schreiben, in dem kein Verbrechen vorkommt?

Monika Feth: Natürlich kann ich mir das vorstellen, aber im Moment schreibe ich noch sehr gerne Thriller.

BS: Bei Ihren Büchern weiß man ja außer bei „Spiegelschatten“ immer fast von Anfang an, wer der Täter ist. Wie schaffen Sie es, dass Ihre Bücher trotzdem immer noch spannend sind?

Monika Feth: In den Büchern geht es nicht um die Frage, wer die Tat begangen hat, sondern mehr, warum sie begangen wurde. Das ist das Spannende an den Büchern. So kommt man dem Täter auch näher.

BS: Sie haben auf Ihrer Website geschrieben, dass sie für Ihre Bücher intensiv recherchieren, haben Sie dafür auch Kontakte zur Polizei?

Monika Feth: Ich habe den Kontakt zu einem Kommissar, der mir meine Fragen beantwortet, und ich arbeite auch mit den Handbüchern, die für die Ausbildung zum Polizisten genutzt werden.

BS: Und dabei lernt man auch, die Psyche eines Mörders zu verstehen?

Monika Feth: Nein, leider nicht. Dafür lese ich viele Psychologiebücher und habe auch den Kontakt zu einem Psychologen, der mir meine Fragen beantwortet. Ich habe auch Bücher über verschiedene Todesarten gelesen und mir Bilder von Leichen angeschaut. Wenn ein Buch gut recherchiert ist, wirkt es überzeugender.

BS: Denken Sie, dass es einen Ort auf der Welt gibt, an dem man richtig sicher vor einem Verbrechen ist? In „Spiegelschatten“ versuchen die Hauptfiguren ja, vor den Morden zu fliehen, aber gerade dadurch gerät Björn noch mehr in Gefahr.

Monika Feth: Ich glaube nicht, dass es einen Ort gibt, an dem man wirklich sicher ist. Selbst wenn man sich hinter Klostermauern einschließt, kann man noch ermordet werden. Wenn jeder Einzelne versucht, das Leben sicherer zu machen, wird es auch sicherer.

BS: Meinen Sie, dass in Großstädten die Gefahr, Opfer eines Mordes zu werden, größer ist als auf dem Land?

Monika Feth: Rein rechnerisch gesehen ist eine Großstadt natürlich gefährlicher. Außerdem ist in der Stadt die Versuchung, ein Verbrechen zu begehen, einfach größer. Trotzdem kann man nicht sagen, dass es auf dem Land immer friedlich ist. Immer wieder hört man von spektakulären Verbrechen, die auf dem Land passieren.

BS: Bevor Sie Autorin geworden sind, waren Sie im Bereich Journalismus tätig. Ähnelt Ihre Karriere der von Romy?

Monika Feth: Nein, überhaupt nicht. Ich habe keine Ausbildung gemacht, sondern einfach angefangen, für die Zeitungen Besprechungen zu schreiben. Ich habe vor allem über kulturelle Sachen berichtet.

Monika Feth: Ich denke, dass reine Bestrafung keinen Menschen besser machen kann. Natürlich kann psychologische Hilfe oft ein großer Fortschritt sein, aber ein Täter kann natürlich auch nicht sofort wieder in die Öffentlichkeit gelangen.

BS: Finden Sie, dass auch ein Mensch, der ein schweres Verbrechen begangen hat, eine zweite Chance verdient hat?

Monika Feth: Auf jeden Fall hat ein Mensch eine zweite Chance verdient, die Frage ist nur, wie man einen Täter wieder in das alltägliche Leben eingliedern, also resozialisieren kann. Das ist auch eine Schwierigkeit für die Polizei.

BS: Können Sie sich vorstellen, dass Ihre Thriller verfilmt werden?

Monika Feth: Der „Erdbeerpflücker“ wird verfilmt werden. Gleich nach unserem Messe-Interview bekomme ich die erste Fassung des Drehbuches gebracht. Wahrscheinlich wird es sogar ein Kinofilm. Ich freue mich schon unwahrscheinlich darauf.

BS: Dürfen Sie mitentscheiden, welche Schauspieler die Rollen tatsächlich übernehmen und wie das Drehbuch aussieht und so weiter?

Monika Feth: Der Produzent ist sehr nett und ich darf vorher z.B. das Drehbuch lesen und Ähnliches. Er möchte auch meine ehrliche Meinung dazu hören.

BS: Auf Ihrer Homepage stand, dass Sie, als sie klein waren, in einer Klosterschule waren. Darunter stellt man sich ja eine relativ strenge Erziehung vor. Wann haben Sie angefangen zu schreiben?

Monika Feth: Ich habe erst nach dem Studium angefangen zu schreiben. Als ein Freund von mir sich das Leben genommen hat, wollte ich nicht, dass das alles vergessen wird. Also habe ich meine Beobachtungen aufgeschrieben und daraus entstand dann meine Leidenschaft zum Schreiben.

BS: Meinen Sie, dass um zu schreiben eine Ausbildung sehr wichtig ist oder mehr das Talent?

Monika Feth: Eine Schauspielerin hat mal gesagt, dass man, um als Schauspieler Karriere zu machen, Begabung, Fleiß und Glück braucht. Diese Dinge sind auch wichtig, wenn man schreiben möchte. Um eine gute Schriftstellerin zu werden, muss man unglaublich viel lesen. Man kann heute aber auch schon Schriftstellerei studieren.

BS: Ich könnte mir vorstellen, dass vielleicht auch ein Teil vom eigenen Stil verloren geht, wenn man studiert, wie man schreibt …

BS: Es ist auch schwer, etwas zu studieren, was man gewissermaßen nicht verallgemeinern kann. Es gibt z.B. kein Rezept, wie man einen Bestseller schreibt. Eine gute Geschichte und das richtige Marketing bringen nicht unbedingt ein erfolgreiches Buch, oder?

Monika Feth: Ganz wichtig sind natürlich die Leser, aber die muss man erst mal finden. Natürlich kann man Werbung machen, oder wie das auch beim „Erdbeerpflücker“ war: Es wurde anfangs wenig Werbung gemacht, aber die Leser haben für das Buch geworben und anderen davon erzählt. Das ist ein sehr ehrlicher Weg zum Erfolg.

BS: Wir bedanken uns ganz herzlich für das Gespräch.

RedakteurRedakteur: Lina, Carolin
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