Interview mit Morton Rhue
Im September 2013 startete Morton Rhue seine Deutschlandtour bei den Bücherpiraten. Lina nutzte die Gelegenheit für ein Interview.
Blaue Seite: Vor einem Jahr haben wir uns das letzte Mal getroffen. Das war in Hamburg in einem kleinen Café.
Morton Rhue: Stimmt, ich erinnere mich. Der Kuchen war sehr lecker.
Blaue Seite: Ich glaube, es war Schokokuchen.
Morton Rhue: Ja genau. Ich erinnere mich immer an das, was ich gegessen habe (lacht).
BS: Wie gefällt Ihnen Lübeck?
Morton Rhue: Es ist eine wundervolle Stadt. Lebt ihr alle hier?
BS: Nein, zumindest nicht in der Altstadt. Aber wir gehen alle hier zur Schule. Ihr neues Buch „No place, no home“ handelt von Obdachlosen. Kennen Sie Menschen, die erlebt haben, was Sie schildern? Oder haben Sie sich das ausgedacht?
Morton Rhue: Nein. Ich habe viel recherchiert und mich mit Menschen unterhalten, die ihr Zuhause verloren haben. Es ist schwierig, sich so etwas auszudenken. Da gibt es so vieles, was man sich nicht ausdenken könnte. Also muss ich viel recherchieren, viel im Internet lesen, rausgehen, mit Leuten sprechen, die in einer Zeltstadt leben oder zumindest obdachlos sind.
BS: Was würden Sie tun, wenn Sie Bürgermeister von der Stadt in Ihrem Roman wären?
Morton Rhue: Das ist eines der Probleme, welches Bürgermeister haben: Ein Bürgermeister fühlt sich für alle Stadtbewohner verantwortlich, aber diese haben verschiedene Interessen. Die Ladenbesitzer z. B. möchten keine Obdachlosen in ihrer Umgebung, weil sie denken, die Obdachlosen würden potenzielle Kunden vergraulen. Das ist eine sehr schwierige Situation.
BS: Haben Sie schon mal versucht, für ein oder zwei Tage in einer Zeltstadt zu leben?
Morton Rhue: Nein. Ich habe welche besucht, aber nie darin gelebt. Ich weiß nicht, wie die Leute dort das gefunden hätten, wenn ich dort für nur einen Tag geblieben wäre, während sie dort feststecken und nicht wegkönnen.
BS: Was fühlen Sie, wenn Sie eine Zeltstadt besuchen?
Morton Rhue: Da gibt es einige Leute, die wirklich versuchen, Arbeit zu finden und da rauszukommen. Aber da sind auch Leute, die einfach aufgegeben haben. Es fühlt sich seltsam an, und es ist hart, das zu sehen.
BS: Der Roman endet sehr schnell. War das von Ihnen geplant, oder haben Sie an einem Punkt plötzlich beschlossen, das Buch zu beenden?
Morton Rhue: Mir ist nicht bewusst, dass das Ende abrupt ist.
BS: Für uns ist es das. Plötzlich ist die Geschichte zu Ende.
Morton Rhue: Ihr seid die Ersten, die mir das erzählen. Ich habe noch nie darüber nachgedacht.
BS: Erzählen Sie uns bitte etwas über Ihr nächstes Projekt.
Morton Rhue: Es ist ein futuristischer Roman. Die Umwelt ist zu diesem Zeitpunkt ziemlich zerstört, und jetzt müssen wir zu anderen Planeten reisen, um die Rohstoffe zu bekommen, die die Erde braucht. Aber selbst das funktioniert nicht so gut. Außerdem geht es darum, wie es in einer solchen Situation weitergehen kann. Und es ist auch nicht so einfach möglich, zu anderen Planeten zu fliegen können, um sie auszubeuten. Dieses Science-Fiction-Genre ist ganz neu für mich, also hatte ich viel Spaß beim Schreiben.
BS: War es schwierig, dafür zu recherchieren?
Morton Rhue: Das ist lustig, weil es in der Zukunft spielt. Da gibt es nicht viel zu recherchieren. Ich denke mir sehr viel aus. Dadurch, dass es nicht in der Realität spielt, hat man die Möglichkeit, seiner Fantasie freien Lauf zu lassen.
BS: Woher nehmen Sie Ihre Ideen?
Morton Rhue: Ich sitze einfach nur herum und denke nach. Oder ich lese ein Buch und lasse mich inspirieren. Die Ideen kommen einfach, keine Ahnung woher. Schriftsteller schreiben, weil sie schreiben müssen. Und ich werde weiterhin schreiben, solange meine Leser es noch lesen wollen.
BS: Beim letzten Interview haben wir nur über Ihre ernsten Romane gesprochen. Also haben wir uns jetzt mit Ihren lustigen Büchern beschäftigt, z. B. „How I created my perfect prom date“. Möchten Sie manchmal wieder Teenager sein?
Morton Rhue: Mich würde es nicht stören, wieder ein Teenager nach dem Motto "Ich möchte nicht alt werden und sterben" zu sein. Aber ich denke trotzdem, dass es hart ist, ein Teenager zu sein. Wenn ich einer sein könnte und dabei wissen würde, was ich jetzt weiß, dann würde ich es tun.
BS: Haben Sie einen Lieblings-Teeniefilm oder -Buch?
Morton Rhue: Oh ja, ich liebe den „Frühstücksclub“, „Ferris macht blau“ oder „10 Dinge, die ich an dir hasse“. Es gibt so viele ...
BS: Schauen Sie sich auch die neueren Teeniefilme an?
Morton Rhue: Wenn sie gut gemacht sind, ja. Wenn es nur ein weiterer dummer Teeniefilm ist, dann nicht. Aber es gibt schon ein paar neue Filme, die ich gerne sehen würde.
BS: Welchen denn zum Beispiel?
Morton Rhue: Der eine heißt „Ganz weit hinten“ und der andere „The Spectacular Now“. Ich glaube, die werden lustig.
BS: Okay, jetzt kommen ganz kurze Fragen. Bitte antworten Sie nur mit einem Wort. Tee oder Kaffee?
Morton Rhue: Kaffee.
BS: Schreiben Sie auf dem Computer oder per Hand?
Morton Rhue: Computer.
BS: Tag oder Nacht?
Morton Rhue: Eher Tag.
BS: Schnell oder langsam?
Morton Rhue: Ich schreibe schnell, aber ich korrigiere langsam.
BS: Was ist für Sie eine blaue Seite? Letztes Mal dachten Sie an den Ozean. Haben Sie eine neue Idee?
Morton Rhue: Dieses Mal ist es der Himmel, denn in meinem nächsten Buch geht's in den Himmel.
BS: Vielen Dank!
Morton Rhue: Gerne! Es hat mich sehr gefreut, dich wiederzusehen.