Interview mit Nicholas Sparks
Bei seiner Lesereise durch Deutschland besuchte der amerikanische Bestsellerautor Nicholas Sparks auch Lübeck. Fee und Kerrin interviewten ihn nach seiner Lesung zu seinem neuesten Roman „Mein Weg zu dir“ (eng. „The Best of Me“).
Blaue Seite: Ihr neuestes Buch ist eine moderne Romeo-und-Julia-Geschichte. Was ist das Neue an Ihrer Erzählung?
Nicholas Sparks: Meine Geschichte ist ganz anders als Romeo und Julia, denn die Charaktere sterben nicht jung. Stattdessen haben sie weitergelebt und treffen sich wieder. Es geht sowohl um die erste Liebe als auch um das Leben und darum, wie Liebe einen Menschen wieder lebendig machen kann.
Blaue Seite: „Mein Weg zu dir“ ist zum Teil ein Thriller. Wollten Sie damit ein neues Genre für sich entdecken?
Nicholas Sparks: Schon in vorherigen Büchern habe ich Thriller-Elemente verwendet, wie in „Wie ein Licht in der Nacht“. Ich versuche, in jedem meiner Werke etwas Neues zu schreiben. Es wissen alle, dass ein neues Buch von mir eine Liebesgeschichte sein wird, die traurig ist und in North Carolina spielt. Mir ist es aber wichtig, dem Leser jedes Mal eine neue Geschichte zu bieten.
Blaue Seite: Dawson, die männliche Hauptperson, arbeitet auf einer Ölplattform. Wie sind Sie an die Recherchen zu dem Beruf und dem Arbeitsplatz herangegangen?
Nicholas Sparks: Ich habe sehr viele Bücher gelesen, die das Leben auf einer Ölplattform beschreiben. Zusätzlich habe ich mit Artikeln über die Explosion der „Deepwater Horizon“ im Golf von Mexiko vom April 2010 gearbeitet. Im Laufe der Recherche bekommt man eine ziemlich gute Vorstellung über das Leben der Charaktere. Dann versuche ich, die Atmosphäre zu beschreiben.
BS: Gab es besondere Herausforderungen beim Schreiben von „Mein Weg zu dir“?
Nicholas Sparks: „Mein Weg zu dir“ ist eine sehr ruhige Geschichte. Die Schwierigkeit war, auch die Momente mit wenig Handlung für den Leser interessant zu gestalten.
BS: Sie haben mal gesagt, dass Ihre Bücher kein Happy End haben, damit sie realistisch bleiben. Meinen Sie nicht, dass die Menschen Happy Ends lesen wollen, weil die Realität zu grausam ist?
Nicholas Sparks: Viele Menschen mögen tragische oder traurige Bücher wie „Mit dir an meiner Seite“. Meine Leser durchleben alle Arten von Gefühlen, nicht nur Glück, sondern auch Trauer. Das bringt sie dazu, nach dem Lesen über die Bücher nachzudenken.
BS: Sie haben fünf Kinder. Gleichzeitig sind Sie Bestsellerautor. Wie kriegen Sie beides unter einen Hut?
Nicholas Sparks: Ich schreibe, wenn die Kinder in der Schule sind. Nur wenn ich auf Reisen bin, ist das für die Kinder ein Problem.
BS: Sie benutzen oft die Namen Ihrer Kinder für die Charaktere in Ihren Büchern. Wie finden die das?
Nicholas Sparks: Meine Kinder lieben es, in den Geschichten genannt zu werden. Sie sind begeistert. Aber es hat auch Ärger verursacht.
BS: Warum gab es Ärger?
Nicholas Sparks: Der Name meines Sohns Landon kommt in dem Buch „Nur mit dir“ vor, das verfilmt worden ist. Savannah, meine Tochter, wird in „Das Leuchten der Stille vor“ erwähnt, von dem es ebenfalls einen Film gibt. Aber obwohl ihre Zwillingsschwester Lexie in zwei Büchern vorkommt, gibt es keinen Film, in dem ihr Name genannt wird. Sie ist sehr traurig darüber. Wir schreiben im Moment das Drehbuch zu „Wie ein Licht in der Nacht“. Obwohl die Kinder dort andere Namen haben, habe ich gesagt, dass wir das kleine Mädchen Lexie nennen müssen, sodass meine Tochter einen Namen in einem Film bekommt.
BS: Lesen Ihre Kinder Ihre Bücher?
Nicholas Sparks: Sie lesen die Bücher, die ihrem Alter angemessen sind. Aber kein Kind hat alle meine Bücher gelesen. Obwohl mein Sohn sie hätte lesen können, tat er es nicht.
Meine Töchter haben „Nur mit dir“ und „Mit dir an meiner Seite“ gelesen. Während der Lektüre haben sie geweint. Danach haben sie mich angeschrien.
BS: Sie haben in vielen unterschiedlichen Bereichen gearbeitet, bevor Sie Autor wurden. Was würden Sie heute tun, wenn Sie kein Schriftsteller wären?
Nicholas Sparks: Ich habe nicht die geringste Ahnung. Wenn ich wieder 21 Jahre alt sein und von vorne anfangen könnte, würde ich wahrscheinlich studieren, um Hedgefonds-Manager oder etwas Ähnliches zu werden. Aber was ich heute wäre, weiß ich nicht.
BS: Mögen Sie die Verfilmungen Ihrer Bücher?
Nicholas Sparks: Ja, ich mag sie alle! Die Filme sind sehr gut geworden. Ich bin zufrieden mit ihnen.
BS: Wer ist Ihre größte Inspirationsquelle?
Nicholas Sparks: Meine Frau und meine Kinder inspirieren mich. Die meisten weiblichen Charaktere, die ich entwickle, sind meiner Frau ähnlich. Es verhält sich genauso bei den Kindern in meinen Büchern.
BS: An welchem Ort sind Sie kreativ?
Nicholas Sparks: Ich kann überall kreativ sein. Gewöhnlich arbeite ich in meinem Büro über der Garage. Aber ich kann auch in Flugzeugen oder Hotels schreiben. Mir ist das egal.
BS: Erinnern Sie sich an Ihre erste richtige Geschichte?
Nicholas Sparks: Ja, ich war damals19 Jahre alt. Es war der Sommer nach meinem ersten Studienjahr an der Universität. Der Roman besaß den Titel „The Passing“. Wenn ich jetzt darauf zurückblicke, war er furchtbar. Aber ich habe ihn beendet. Das war großartig. Nachdem ich mit 22 Jahren den Abschluss an der Universität gemacht hatte, schrieb ich einen weiteren Roman. Er wurde auch nie veröffentlicht. Beide Geschichten waren aber wichtig für mich. Als ich Jahre später „The Notebook“ [„Wie ein einziger Tag“] schrieb, wusste ich bereits, dass ich in der Lage sein würde, es zu beenden und dass ich es lieben würde zu schreiben. Alles was ich zu tun hatte, war, es gut zu schreiben. Ich glaubte daran, dass die Geschichte gut war und dass ich sie fertigstellen konnte. So war ich in der Lage, mich vollkommen auf das Schreiben zu konzentrieren.
BS: Wollten Sie jemals das Genre wechseln?
Nicholas Sparks: Dieser Gedanke ist mir nie gekommen, weil ich sehr zufrieden mit meinem Genre bin. Diese Stilrichtung erlaubt mir unterschiedliche Elemente von Thrillern, Mystery, Abenteuern oder Übernatürlichen mit einzubauen.
BS: Wie reagieren Sie auf Kritik?
Nicholas Sparks: Ich lese Buchkritiken meistens gar nicht mehr. Wenn ich sie doch lese, dann kümmern mich die meisten nicht. Für wichtig halte ich nur die witzigen Buchbesprechungen. Denn wenn die Rezension eine witzige, schlechte Kritik ist, mag ich sie. Dann erzähl ich meine Freunden immer: „Haha, hört mal was die über mich gesagt haben“. Das ist ein Teil meines Berufes.
BS: Welchen Rat würden Sie jungen Autoren geben?
Nicholas Sparks: Autoren müssen viel lesen. Sie müssen aufmerksam lesen, um zu lernen, was Schriftsteller gut oder schlecht machen. Außerdem sollten sie sich durch alle Genres lesen. Man kann nie wissen, welche Stilmittel für die eigene Arbeit genutzt werden könnten. So ist zum Beispiel der Grund, warum ich Thriller-Elemente in meinen Büchern benutzen kann, die Tatsache, dass ich Thriller gelesen habe. Genauso ist es mit Abenteuer-Elementen. Ähnlich ist es bei der Entwicklung von Charakteren. Wenn man während der Lektüre eine Person wirklich mag, sollte man versuchen herauszufinden, warum das so ist. Wie viele Seiten hat es gebraucht, bis man ihn mochte? War die Geschichte in Form eines Berichtes oder eines Dialoges geschrieben? Mochte man die Denkweise des Charakters oder die Sprache? Hat man das herausgefunden, weiß man wie man seinen eigenen Charakter entwickelt.
BS: Lernt also jeder Autor grundsätzlich von anderen Autoren?
Nicholas Sparks: Darüber besteht kein Zweifel.
BS: Warum spielen alle Ihre Geschichten in North Carolina?
Nicholas Sparks: North Carolina ist mein Zuhause. Kein anderer Autor schreibt über diesen Bundesstaat. Es gibt keinen Ort, der sich mit dem amerikanischen Süden vergleichen lässt, auch wenn viele wunderschöne Flecken auf der Welt existieren. Keiner davon verführt dich wie der Süden. Die Geografie, die Bäume, das Dschungelmoos, die langsamen Flüsse und die kleinen Städte sind malerisch. Davon will ich erzählen.
BS: Was assoziieren Sie mit einer Blauen Seite?
Nicholas Sparks: Ich denke an die Schlümpfe.