Interview mit Oliver Uschmann
Blaue-Seite: Moin Herr Uschmann, erstmal danke, dass Sie sich Zeit genommen haben...
Erste Frage: Also, eben bei Ihrer Lesung hat man auch noch mal gemerkt, wie gut Ihr Buch ankommt. Wie kommen Sie auf Ihre Ideen?
Oliver Uschmann: Meistens sitze ich mit meiner Frau auf der Terrasse und dann fallen uns so Sachen ein, wie was wäre, wenn man einfach mal geradeaus geht. Dann überlegen wir uns das zusammen und ich fange an zu schreiben. Manchmal passiert es aber auch, wenn ich unterwegs bin und irgendetwas sehe, dass ich mir das aufschreibe und dann mir dazu meine Gedanken mache.
Blaue-Seite: Ok, und durch Ihr Teamwork mit Ihrer Frau haben Sie ja einen besonderen Schreibstil entwickelt. Wie finden Sie den denn? Was ist das Besondere daran?
Oliver Uschmann: Ja, also ich schreibe so, wie ich auch gerne lese. Ich mag es einfach, wenn die Leserinnen und Leser nicht unnötig beim Lesen stolpern und wenn ein Kopfkino entsteht. Auch versuche ich, so zu schreiben, dass der Text sich nicht selber erklärt. Einen anderen Einfluss haben auch Filme, ich versuche auch, so schlagfertige Dialoge wie in Filmen zu schreiben.
Blaue-Seite: Wie wäre es für Sie denn, wenn mal ein Buch von Ihnen verfilmt werden würde?
Oliver Uschmann: Also, warum nicht?! (lacht) Prinzipiell wäre ich mit einer Verfilmung glücklich, aber man hört auch immer wieder, dass die Produktionsfirmen das machen, was sie wollen.
Auch wenn man das Drehbuch selber schreibt, dann kann es immer noch sein, dass die da einen Schauspieler nehmen, der so gar nicht passt. Also, ich hätte schon Lust, aber das bedeutet immer sehr viel Stress.
Blaue-Seite: Welche Schauspieler würden Sie denn wählen?
Oliver Uschmann: Oh.. Die Frage ist schwer… Ich kenne die Namen von so jungen Schauspielern nicht so gut. Also ich habe neulich die Vorstadtkrokodile gesehen und da waren ein paar dabei, wo ich sagen würde, dass die passen, aber die Namen fallen mir nicht ein. Und die Eltern sind auch nicht gerade leichter zu finden, also die, die ich kenne, sind auch zu junge, wie zum Beispiel Christian Ulmen.
Blaue-Seite: Haben Sie denn noch andere Ziele, außer dem vom Film?
Oliver Uschmann: Also, ich bin so schon sehr glücklich. Meine Frau ist auch noch Graphik-Designerin und wir machen Ausstellungen, schreiben unsere Bücher zusammen und, und, und. Das hätte man früher ja gar nicht für möglich gehalten. Außerdem bin ich ja noch Journalist und gebe Seminare zum Schreiben und genau das wollte ich immer machen. Und dafür, dass ich das machen kann, bin ich dankbar.
Blaue-Seite: Haben Sie das manchmal, dass Ihnen gar nichts mehr einfällt oder Sie eine Schreibblockade haben?
Oliver Uschmann: Also, Einfälle gibt es immer. Manchmal auch zu viele, dann denkt man: Ach hier und da und darüber könnte man ja noch schreiben. Aber Ablenkung ist ein ganz wichtiges Thema. Wenn man online ist und was nachgucken muss, dann ist da plötzlich noch ein You-Tube-Video oder Mails wollen gecheckt werden… Da muss man ganz selbstdiszipliniert sein, meine Frau kann das, aber ich glaube, das ist auch ein großes Männerproblem.
Blaue-Seite: Haben Sie denn ein Konzept dagegen?
Oliver Uschmann: Also entweder gehe ich irgendwo anders hin, denn wir haben kein W-Lan, oder ich schreibe im Stehen an so einem Pult in unserem Atelier. Irgendwann kann man einfach nicht mehr stehen. Oder ich schreibe zwischen fünf und neun Uhr morgens, da ist die Ablenkung noch nicht so groß. Aber nachmittags locken YouTube und Co. schon mehr. Das liegt, glaube ich, daran, dass über den Tag soviel Energie verbraucht wird und dann nicht mehr so viel Glukose im Hirn ist.
Blaue-Seite: Haben Sie eigentlich ein Lieblingsbuch?
Oliver Uschmann: Ja, muss ich ganz ehrlich sagen, von Franz Kafka „ Der Prozess“, darüber habe ich auch meine Magisterarbeit geschrieben. Dieser Mann fasziniert mich unglaublich, der ist für mich das in der Literatur, was im Film David Lynch ist.
Oder die TV-Serie Lost ist auch gut, wenn Dinge rätselhaft sind und komplex, dann mag ich das.
„Die Scheibenwelt“, das ist so eine Fantasie-Komik-Mischung, das ist auch so eine Welt und ich mag das, wenn Leute Welten entwerfen.
Blaue-Seite: Haben Sie ein Lieblingszitat?
Oliver Uschmann: Bei „Gegenteil von Oben“ steht ein tolles Zitat von Sylvia Witt, meiner Frau, ein Aphorismus, auf der ersten Seite: „Hoffnung ist ein Luxus, den sich jeder leisten kann“. Vorgestern hab ich noch eins aufgeschrieben… Warte, ich muss mal überlegen… Ah, stimmt, also von Tim Daugs, das ist ein Unternehmer, und der hat gesagt: „Sei du selbst, alle anderen sind schon vergeben.“
Blaue-Seite: Sie sind ja auch noch Journalist für Videospiele. Finden Sie es trotzdem wichtig, Kinder und Jugendliche zum Lesen zu animieren?
Oliver Uschmann: Auf jeden Fall! Denn nur beim Lesen kommt man in einen Gedankenfluss rein, in dem die Welt sich abschaltet. Ich glaube, dass die Synapsen, die man im Hirn beim Lesen bildet, bei nichts anderem entstehen.
Blaue-Seite: Sie machen ja recht viel… Was würden Sie ein Leben lang machen?
Oliver Uschmann: Also auf jeden Fall Schriftsteller, das an der Uni ist auch toll. Dieses Gefühl, andere zu coachen, und wenn dann einer von denen am besten noch ein Buch raus bringt, ist das ein tolles Gefühl. Bei mir in der Nähe gibt es eine Volkshochschuhe und das ist eine Burg. Dann hat man da nur 10 Leute, und du kannst ganz genau auf deren Texte eingehen. Und du hast für ein Wochenende einen Schlüssel für eine Burg. Du kannst da rein und raus. Und das sind so Kleinigkeiten, die unglaublich schön sind. Deswegen mache ich das auch noch weiter, wenn das jetzt so verschimmelt wäre, dann würde ich das vielleicht nicht machen. Aber das sind so ganz emotionale Dinge.
Blaue-Seite: Wie haben Sie das eigentlich umgesetzt, dass Sie Bücher veröffentlicht haben?
Oliver Uschmann: Einerseits, habe ich an der Uni Lesungen veranstaltet und da kamen gute Schriftsteller zu uns und ich konnte mit denen plaudern. Und dann hab ich auch mal da gelesen, nur um mir meine eigene Bühne zu erschaffen. Andererseits, wenn ich meine Frau nicht kennengelernt hätte, wäre ich echt untergegangen. Also, viel Punkrock und Suff (lacht) und schlechtes Schreiben, weil ich immer dachte, dass das einem Kritiker gefallen muss. Ich hab nicht an meinen Spaß gedacht, sondern daran, was andere denken mögen. Und meine Frau hat mir dann gesagt, dass ich nur an meinen Spaß denken soll und das kann ich nur jedem empfehlen.
Ich wurde zwar entdeckt ohne eine Agentur, erstaunlicherweise, aber man sollte mit einem Agenten zusammen arbeiten und dann verkauft der das an die Verlage.
Blaue-Seite: Das war es schon fast, jetzt kommt noch die letzte Frage. Was hat für Sie eine Blaue Seite?
Oliver Uschmann: Uff! Was mir spontan einfällt? Quittungsblöcke, da gibt’s doch diese Durchschlagseite und die ist blau. Das würde mir dazu einfallen.
Blaue-Seite: Gut, dann vielen Dank für das Gespräch.
Oliver Uschmann: Ja, ich bedanke mich auch.