Interview

Interview mit Ralf Isau

Auf der Frankfurter Buchmesse 2011 interviewte Kim Baschant den Autoren Ralf Isau, der vorallem Fantasyromane schreibt.

BS: Sie sind sehr auf Fantasy spezialisiert. Haben Sie als Kind auch schon viel Fantasy gelesen?

Ralf Isau: Ja, also ich habe viele fantastische Dinge gelesen, im weitesten Sinne. Angefangen mit Donald Duck und Superman. Dann hatte ich meine Phase mit Sience-Fiction Romanen, hab auch Perry Roden geschmökert und später kamen dann auch fantastische Bücher dazu wie von Michael Ende, die Unendliche Geschichte oder der Herr der Ringe von Tolkien. So entwickelte sich das im Laufe der Zeit, ich hab immer schon viel Fantasy im weitesten Sinne gelesen.

BS: Und haben Sie ein Genre, das Sie persönlich heute am liebsten lesen?

RI: Also ich lese querbeet. Sowohl nach wie vor phantastische Literatur – manchmal Sience-Fiction, manchmal tatsächliche Fantasyromane, – als auch Thriller oder mal das, was man als Literaturliteratur bezeichnet, sowas wie Thomas Mann oder Hermann Hesse. Wirklich querbeet. Ich überlege immer: Wozu hast du gerade Lust? Und nach der Stimmung suche ich mir dann das Buch aus.

BS: Und wenn Sie Ihre Bücher schreiben, wo bekommen Sie immer wieder diese ganzen Ideen her? Gibt es da Einflüsse von außen?

RI: Die Ideen kommen eigentlich aus dem wirklichen Leben. Das sind dann Dinge, die zunächst gar nicht fantastisch erscheinen. Also als Beispiel, wir fahren mit dem Auto, es ist Winter, dann kommt eine Verkehrsmeldung, dass es einen Stau gibt. Da denke ich mir dann, Autos, die hintereinander stehen nennt man auch Schlange und dann kam mir die Idee zu einer Schneeschlange. Raus kam letztendlich in der Mirad-Triologie ein Schneekrokodil. Und das hatte seinen Ursprung in einer Verkehrsnachricht. Und so gibt es ganz häufig Anstöße aus dem richtigen Leben, wo viele sich vermutlich nichts bei denken
würden, aber bei mir macht es dann klick!, es entsteht eine Gedankenkette voller Assoziationen und dann ist eine Idee da.

BS: Und wie sieht Ihr Alltag beim Schreiben aus?

RI: Ich habe einen ganz normalen Tagesablauf, morgens fange ich an ein bisschen Büroarbeit zu machen, ich beantworte Leserpost, all so was. So gegen elf fange ich dann mit dem Schreiben an und das geht bis abends gegen acht oder halb neun. Aber als Schriftsteller arbeitet man irgendwie immer weiter, selbst wenn man den Stift oder die Tastatur schon zur Seite gelegt hat, arbeitet der Kopf weiter. Manchmal bekomme ich eine Idee und dann muss ich die auch noch schnell aufschreiben, man ist immer aktiv.

BS: Schreiben Sie viel per Hand?

RI: Also per Hand schreibe ich eigentlich bloß Ideen oder Notizen auf und die ersten kleineren Konzepte, die dann vielleicht so über zwei Seiten gehen. Aber sobald es dann ausführlicher wird, nehme ich den Computer. Das geht einfach schneller.
Inwiefern kennen Sie schon die Handlung des Buches, wenn Sie mit dem Schreiben anfangen?
Wenn ich beginne, den Roman zu schreiben, dann ist es schon so, dass ich ein Konzept habe, das so 40 bis 50 Seiten umfasst und da steht auch drin, wie der Roman enden wird, oft auch Kapiteleinteilungen, all die Dinge, die den Roman grob strukturieren. Und anhand dieses Konzeptes arbeite ich dann die Geschichte aus. Was nicht heißen soll, dass es nicht auch immer mal Ausnahmen gibt. Zum Beispiel entwickelt eine Figur plötzlich so viel Eigenleben, dass sie Sachen macht, mit denen ich nie gerechnet hätte. Und dann kann es passieren, dass die Geschichte anders endet als zunächst geplant. Aber normalerweise arbeite ich mich am Konzept entlang.

BS: Sie haben ja bereits sehr viele Bücher geschrieben, gibt es welche, bei denen Sie im Nachhinein gerne etwas ändern würden?

RI: Das gibt es irgendwie immer. Man ist nie hundertprozentig zufrieden. Immer wenn ich eine Geschichte nochmal lese, fallen mir Dinge auf, wo ich denke, hier würdest du gern noch was verbessern. Meistens sind es nur Kleinigkeiten, wie irgendwelche Formulierungen oder einen Satz, den man streichen würde, aber es gibt auch mal einen Roman, wo ich denke, also bei den ersten 50 Seiten hätten es 20 sicher auch getan. So selbstkritisch muss man, finde ich, auch sein, damit man sich verbessern kann.

BS: Und von all Ihren fantastischen Welten, gibt es da eine, die Sie ganz besonders mögen?

RI: Also mein Lieblingsbuch unter meinen eigenen ist Das Museum der gestohlenen Erinnerungen. Ein Buch, in dem viel Fantastisches geschieht, das aber auch einen bestimmten Tiefgang hat, mit dem Wert der Erinnerungen, – einfach eine gute Mischung von allem, was Bücher lesenswert macht.
Ihre Bücher werden ja auch in viele Sprachen übersetzt, haben Sie all diese Ausgaben zu Hause?
Ich habe ein Regal, in dem sämtliche Ausgaben stehen, die es von meinen Büchern so gibt. Da sind dann auch die fremdsprachigen dabei. Leider gibt es noch keine englische Übersetzung, aber es gibt sehr viele asiatische Übersetzungen und auch einige osteuropäische Sprachen.

BS: Haben Sie Einfluss auf Ihre Cover?

RI: Also sagen wir mal so, ich nehme Einfluss auf meine Cover. Eigentlich haben die wenigsten Autoren wirklich Einfluss darauf, aber der Verlag ist so nett, dass wenn mir etwas nicht gefällt, dass da Rücksicht drauf genommen wird. Manchmal mache ich
auch Vorschläge und dann setzt das ein Zeichner um. So war es bei dem Roman Pala und die seltsame Verflüchtigung der Worte.

RedakteurRedakteur: Kim
FotosFotos: Daria
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