Interview

Interview mit Tanya Stewner (2009)

Im Rahmen des Bücherpiratenfestivals 2009 hatte Marie Celicz die Gelegenheit, die Gewinnerin des Goldenen Bücherpiraten Tanya Stewner zu interviewen.

die-blaue-seite.de: Hätten Sie damit gerechnet, dass Liliane Susewind so ein Erfolg werden würde?

Tanya Stewner: Mit solch einem Erfolg konnte natürlich niemand rechnen. Allerdings gab es schon früh tolle Reaktionen auf das Lilli-Manuskript, und ich hatte gehofft, dass das Buch auf die breite Leserschaft ähnlich wirken würde wie auf meine „Testleser“. Es war allerdings sehr schwer, einen Verlag zu finden. Ich habe viele Absagen bekommen, bevor es irgendwann dann doch geklappt hat.

BS: Was mögen Sie besonders an Lilli?

TS: Lilli ist trotz ihrer Besonderheit, mit Tieren sprechen zu können und Pflanzen zum Blühen zu bringen, eigentlich ein ganz normales Mädchen. Sie hat die gleichen Probleme und Ängste wie andere in ihrem Alter auch. Aber durch ihre Gabe ist natürlich gar nichts normal in ihrem Leben. Ich glaube, diese Mischung gefällt mir an ihr am besten. (Außerdem wollte ich früher auch immer solche Locken haben wie Lilli.)

BS: Lilli ist ja im ersten Band sehr schüchtern und wird in den Folgebänden durch die Dinge, die sie erlebt, immer mutiger. Sind Sie selbst mutig oder schüchtern?

TS: Ich war zu meiner Grundschulzeit ziemlich schüchtern und auf der Gesamtschule eher angepasst. Erst auf der Uni, während des Studiums, habe ich gemerkt, dass das Leben viel intensiver und interessanter wird, wenn man öfter mal ein wenig mutig ist. Mutig zu sein bedeutet für mich auch, dazu zu stehen, was und wie man ist – auch wenn man nicht „reinpasst“. Darum geht es ja auch in den Lilli-Büchern.

 
BS: Im dritten Lilli-Band spielt ein Mädchen im Rollstuhl mit. Das fand ich sehr gut. Wie kamen Sie auf die Idee?

TS: In den Lilli-Büchern kommen oft Figuren vor, die nicht der so genannten Norm entsprechen. Lillis Vater ist Hausmann, Lillis Mutter Karrierefrau, Lillis Oma Technikfreak, der Bürgermeister aus dem Dörfchen der Nordsee ist ein Italiener, die Eltern der neuen Mitschülerin aus dem Pferde-Band sind ein lesbisches Ehepaar, und die Heldin aus dem Delphin-Band sitzt im Rollstuhl. Mir macht es einfach Spaß, das Gewohnte und Normale auf den Kopf zu stellen und es dadurch zu hinterfragen. Das ist die Lilli-Philosophie.

BS: Werden Lilli und ihr bester Freund Jesahja sich in irgendwann mal ineinander verlieben?

TS: Das werde ich oft gefragt, aber eigentlich habe ich das nicht geplant. Sie sind einfach richtig gute Freunde, und das ist meist viel mehr wert als ein kurzes Verknalltsein.

 
BS: In den Lilli-Büchern geht es auch oft um Tierschutz. Sind Sie selbst Tierschützerin?

TS: Ja, ich bin Mitglied in mehreren Tierschutzorganisationen

BS: Haben Sie selbst Tiere? Wenn ja, welche?

TS: Leider nein! Ich hätte sehr gern einen Hund, aber ich bin so viel unterwegs, dass ich mich nicht regelmäßig um ihn kümmern oder mit ihm Gassi gehen könnte.

 
BS: Haben Sie noch einen anderen Beruf oder sind Sie nur Schriftstellerin?

TS: Mittlerweile bin ich nur noch Schriftstellerin. Dafür bin ich sehr dankbar, denn Bücherschreiben war immer mein Traumberuf, und ich bin sehr froh, dass ich ihn nun mit Herz und Seele leben kann. Früher habe ich Romane vom Englischen ins Deutsche übersetzt.

BS: Sind die Lilli-Bücher auch für Jungs?

TS: Ja! Lilli ist zwar die Hauptfigur, aber ihr bester Freund Jesahja spielt eine ebenso große Rolle wie sie. Deswegen sind die Bücher genauso für Jungs wie für Mädchen.

 
BS: Gibt es die Lilli-Bücher auch im Ausland?

TS: Ja! Bald wird Lilli auf Französisch, auf Schwedisch und auf Koreanisch erscheinen. Vielleicht kommen auch noch mehr Länder dazu. Das würde mich natürlich sehr freuen!

RedakteurRedakteur: Marie L.
Nach oben scrollen