Interview

Interview mit Teri Terry

Auf der Frankfurter Buchmesse hatten die Redakteure der Blauen Seite die Chance, die englische Bestsellerautorin Teri Terry zu einem Interview zu treffen. Darin berichtet sie vor allem über ihre Trilogie „Gelöscht“ – „Zersplittert“ – „Bezwungen“ und darüber, was es bedeutet, ständig umzuziehen.

Blaue Seite: Alle drei Teile ihrer Trilogie kamen in Deutschland innerhalb von nur einem Jahr heraus. Warum ging das so schnell?

Teri Terry: Die Bücher waren in Großbritannien schon erschienen, als der Übersetzungsvertrag mit dem deutschen Verlag feststand. Deshalb konnten alle Bände so schnell veröffentlicht werden. Normalerweise dauert es aber ein ganzes Jahr, bis ein einziges Buch geplant, geschrieben und veröffentlicht ist.

Blaue Seite: Hier in Deutschland wurde Ihr dritter Band nach dem Erscheinen noch einmal umbenannt: von „Vernichtet“ zu „Bezwungen“. Können Sie etwas zu den Gründen sagen?

Teri Terry: Es gab ein zweites Buch mit dem gleichen Titel, für das bereits Titelschutz beantragt war. Die Verlage haben das besprochen und haben sich darauf geeinigt, mein Buch besser umzubenennen.

Blaue Seite: Haben Sie schon Pläne für ein neues Projekt?

Teri Terry: Ja, ich habe aufregende Neuigkeiten: Gestern erst habe ich die Zusage für die Veröffentlichung eines neuen Buches beim deutschen Verlag Coppenrath erhalten. Es wird hier wahrscheinlich im Juni erscheinen und heißt „Mind Games“ (Psychospiele, Gedankenmanipulation, Anm. d. Red.). Und ich habe tatsächlich schon das britische Cover dabei, das kann ich euch zeigen. Wahrscheinlich wird es hier in Deutschland ein anderes Cover geben, aber wer weiß? In Großbritannien erscheint das Buch schon im März

BS: Glauben Sie, dass Sie bei dem Film Mitspracherecht hätten?

Teri Terry: Das ist eine schwierige Frage. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt möchte. Denn die Arbeit an Filmen ist sehr komplex, viele Menschen sind daran beteiligt. Als Autor hast du Kontrolle über alles, was du tust. Und wenn du in den Film mit einbezogen wirst und es Dinge gibt, mit denen du nicht zufrieden bist, hast du ein Problem. Wenn du aber gar nicht involviert bist, kannst du es als unabhängig von deinem Werk betrachten.

Mein jetziger Vertrag besagt, dass sie mich um Rat fragen können. Aber ich kann ihnen nichts vorschreiben. Vielleicht ist das anders, wenn du jemand wie J.K. Rowling bist – ich glaube, sie hatte schon einiges bei den Verfilmungen zu sagen.

BS: Woher stammt die Idee zu „Gelöscht“?

Teri Terry: „Gelöscht“ begann mit einem Traum. In diesem Traum lief ein Mädchen einen Strand entlang. Sie ist komplett verstört, weil sie durch etwas verfolgt wird. Sie hat aber Angst, sich danach umzuschauen. Dann stürzt sie – und ich wache auf.
„Gelöscht“ ist mein erstes veröffentlichtes Buch, aber ich habe auch schon vorher geschrieben. Ich benutze oft Träume für kleine Teile einer Geschichte. Manchmal sogar nur für Emotionen, denn manchmal fühlt man in Träumen besonders intensiv. Aber in diesem einen Fall habe ich die Handlung benutzt und daraus den Prolog zu „Gelöscht“ erarbeitet. Von den übrigen Teilen des Buches weiß ich nicht einmal genau, woher sie stammen. Alle Dinge führen irgendwie zueinander. Aber der Traum mit dem Mädchen am Strand war der Anfang.

BS: Sowohl Ihr Vor- als auch Ihr Nachname lautet „Teri“ bzw. „Terry“. Hat Sie diese Tatsache schon in komische Situationen gebracht?

Teri Terry: Der Nachname meines Mannes ist „Terry“ und so kam ich auch zu diesem Namen. Viele Leute fragen sich, ob das nur ein Künstlername ist.
Es hat mich noch nicht wirklich in seltsame Situationen versetzt. Aber es kann sehr lustig sein, wenn man am Telefon versucht, einen Termin zu vereinbaren. Das bringt die Leute sehr durcheinander. Dann fragen sie:“ Was ist Ihr Vorname? Und Ihr Nachname? Aber Ihr Vorname …?“

Eigentlich lautet mein Vorname „Teresa“, aber ich wurde schon immer Teri genannt. Inzwischen neige ich dazu, „Teresa“ zu verwenden, wenn ich Termine abspreche, weil das so einfacher ist.

BS: Können Sie mir etwas über „Banrock“ erzählen?

Teri Terry: Banrock, mein Kuscheltier-Hase! Ich habe ihn seit 2004, er hatte also diesen Sommer gerade seinen 10. Geburtstag. Mein Mann hat ihn mir geschenkt, ganz am Anfang unserer Beziehung. Ein Freund von ihm sagte: „Wenn du wirklich jemanden liebst, ist das „all fluffy bunnies“ (wie flauschige Häschen, Anm. d. Red.). Also hat er mir einen Bunny, einen Hasen geschenkt. Jetzt ist er immer in meiner Nähe. Er verreist nur nicht so gerne, deshalb ist er gerade zu Hause.

BS: Hilft er Ihnen beim Schreiben?

Teri Terry: Er sitzt auf meinem Schreibtisch und hat ein bisschen seinen eigenen Kopf.

BS: Geben Sie sich in solchen Situationen zu erkennen?

Teri Terry: Das habe ich getan, ja. (lacht)

BS: Heute steht auch ein Fan-Meeting auf dem Programm. Macht Sie das nervös?

Teri Terry: Eigentlich nicht, weil es ja nur darum geht, herumzulaufen, mit einigen Leuten zu sprechen und ihnen zuzuhören. Nervös werde ich, wenn ich auf Veranstaltungen eine Stunde lang vor Publikum reden muss.

Heute habe ich mit ein paar Verlagsleuten gesprochen. Inzwischen glaube ich, dass Autoren hier in Deutschland ganz andere Dinge tun als Autoren in England. Hier gibt es oft Lesungen, das ist bei uns nicht so üblich. Manchmal muss ich auf einer Veranstaltung vor ein paar Hundert Schülern eine Stunde lang reden. Dann muss ich mich wirklich gut vorbereiten und werde auch nervös.

Aber wenn man beim Sprechen vor Publikum kein Lampenfieber bekommt, langweilt es einen wahrscheinlich. Ich glaube, ein bisschen Nervosität ist auch von Vorteil.

BS: Wie lange schreiben Sie an einem normalen Tag?

Teri Terry: Das schwankt sehr stark. Wenn ich in der Anfangsphase bin, schreibe ich sehr viel. Früher habe ich sehr früh am Morgen damit angefangen und dann fünf, sechs Stunden am Stück geschrieben. Aber letztendlich ist es nicht wirklich produktiv, wenn man einfach immer weiter und weiter schreibt. Es ist besser, wenn ich nur ein bisschen schreibe, dann andere Dinge tue und erst später wieder darauf zurückkomme. Im Durchschnitt würde ich also sagen, dass ich drei bis vier Stunden am Tag schreibe. Die restliche Tageszeit fülle ich dann mit Überarbeitung, Veranstaltungen und vielen anderen Dingen aus.

BS: Bevor Sie Autorin geworden sind, hatten Sie bereits einen anderen Job. Was haben Sie gemacht?

Teri Terry: In Kanada habe ich meinen Abschluss in Science and Law erhalten (Natur- und Rechtswissenschaften, Anm. d. Red.) und war ein paar Jahre lang Rechtsanwältin. Dann bin ich aber nach Australien gezogen, dort zurück an die Universität gegangen und habe das Studium einer Optikerin abgeschlossen. Als Optikerin habe ich dann auch relativ lange gearbeitet.

Schließlich habe ich aber meinen Ehemann kennengelernt und bin mit ihm nach Großbritannien gezogen. Hier musste ich von Neuem anfangen, denn keiner meiner Abschlüsse wurde hier anerkannt. Das war dann wirklich der Punkt, an dem ich entschieden habe, dem Schreiben eine Chance zu geben. Ich war schon immer am Schreiben interessiert und habe auch schon immer ein bisschen selbst geschrieben. Ich hatte aber noch nie versucht, einen vollständigen Roman zu schreiben und das auch noch nie erwogen.

Erst in England habe ich damit wirklich angefangen. Das ist jetzt etwa zehn Jahre her.

BS: Also ist für Sie ein Traum in Erfüllung gegangen.

Teri Terry: Ja, das ist es. So gesehen, ist mein jetziger Job keine harte Arbeit für mich.

BS: Können Sie sich vorstellen, dass es Sie einmal langweilt, Autorin zu sein?

Teri Terry: Ich glaube nicht, dass es mich jemals langweilen könnte, mir Geschichten auszudenken. Aber das Schreiben kann auch langweilige Aspekte haben. Papierkram ist langweilig. Da man aber selbstständiger Unternehmer ist, muss man so etwas erledigen. Auch beim Veröffentlichen gibt es langweilige Aufgaben, weil alles Wort für Wort überprüft werden muss. Sich jede einzelne Zeile eines Buches noch einmal haargenau durchzulesen und zu durchdenken, macht nicht unbedingt Spaß. Andererseits gibt es auch nichts, was ich lieber tun würde.

Allerdings habe ich in den letzten drei Jahren, in denen ich wirklich Vollzeit geschrieben habe, gemerkt, dass mir der Kontakt zu anderen Leuten fehlt. Ich sitze ja den ganzen Tag zu Hause und schreibe. Ich bemühe mich also, mehr rauszukommen und Menschen zu treffen.

BS: Ist es schwierig, Kontakt zu alten Freunden aufrecht zu erhalten, wenn man von Frankreich nach Kanada, dann nach Australien und schließlich nach England gezogen ist?

Teri Terry: Heutzutage nicht mehr. Mit dem Internet ist es sogar sehr einfach.

Im November fahre ich auch auf eine Buchmesse in Kanada. Eine Freundin von mir, mit der ich dort zu Universität gegangen bin, lebt in Ontario. Sie wird mich vom Flughafen abholen. Bei so etwas hilft natürlich Facebook: Damit kann man sehr gut in Kontakt bleiben und Treffen organisieren.

BS: Gibt es Charakterzüge der Menschen aus anderen Ländern, die Sie vermissen?

Teri Terry: In Kanada habe ich nicht sehr lange gelebt, also fühlt es sich immer noch wie ein fremdes Land an, wenn ich dorthin zurückkehre. Aber ich vermisse Australien – obwohl ich nun seit neun Jahren nicht mehr dort war. Australier haben ihren eigenen Charakter. Sie haben einen anderen Sinn für Humor, also musste ich aufpassen, als ich nach England zog. Denn oft fand ich Dinge lustig, die die Engländer sehr ernst nahmen. Es gibt also schon kulturelle Unterschiede.

Es ist schwierig, sich an ein anderes Land zu gewöhnen. Als ich nach Australien zog, fielen mir die ersten Jahre sehr schwer. Aber als ich nach England gezogen bin, habe ich mich dort augenblicklich wohl gefühlt.

BS: Am Ende von „Gelöscht“ hat Kyla den Verdacht, dass die anderen Länder nur helfen wollten, um mit England einen neuen Markt für ihre Technologien zu erschließen. Glauben Sie, dass die Menschen so egoistisch sind?

Teri Terry: Die Stelle, die du ansprichst, handelt von der Meinung des Premierministers in der Geschichte. Und der ist sehr zynisch. Das erklärt diese Denkweise.

Ich versuche in meinen Geschichten immer herauszuarbeiten, dass kein Mensch nur schlecht oder nur gut ist, sondern ein bisschen von allem.

BS: An welchen Orten schreiben Sie?

Teri Terry: Früher habe ich gerne morgens im Bett geschrieben, aber das tue ich nicht mehr so oft. In meinem Garten steht ein kleines Sommerhaus, in dem ich gerne im Sommer schreibe, da ich bei dieser Arbeit gerne draußen bin. Leider hat es keine Heizung, also würde mir da im Winter sehr kalt werden. Aber wir versuchen gerade, es wintertauglich zu machen.

Am liebsten schreibe ich aber wirklich zu Hause. Ich kenne viele Autoren, die sich in Cafés setzen. Wenn so viele Menschen um mich herum sind, wäre ich aber zu abgelenkt. Ich schreibe aber auch in Zügen oder Flugzeugen, wenn ich unterwegs bin.

BS: Was verbinden Sie mit einer Blauen Seite?

Teri Terry: Das erinnert mich an ein kleines Buch, dass ich zu Hause habe. Es heißt „Wenn du traurig bist“ (“blue“ bedeutet im Englischen sowohl „blau“ als auch „traurig“, Anm. d. Red.). Darin sind lauter süße kleine Bilder zur Aufmunterung.

BS: Dann vielen Dank!

RedakteurRedakteur: Estelle
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