Zwischen den Zeilen: Tobias Elsäßer
1. Haben Sie Ihre Bücher lieber gedruckt oder in digitaler Form?
Eindeutig gedruckt. Vielleicht liegt es daran, dass ich das Gefühl habe, die digitale Welt verliert die Wertschätzung gegenüber der Kunst und den Schaffenden, wenn ein Werk, in dem Fall ein Buch, nur noch ein Datenpaket ist. Aber ich mag es auch sehr, die rauen Seiten unter den Fingern zu spüren, Eselsohren zu machen, manchmal mit dem Bleistift einen besonders tollen Satz zu unterstreichen und den Buchrücken im Bücherregal zu sehen. Auch der Duft alter Bücher ist etwas Besonderes für mich. Klingt altmodisch, ich weiß, aber für mich sind Worte auf Papier ein Erlebnis, das sich nicht in Nullen und Einsen zerhacken lässt.
2. Sind Sie ein Freund oder ein Feind von Eselsohren?
Absoluter Freund! Vielleicht wäre das für alle E-Book-Freunde ein cooles Ding, wenn es da eine Eselsohr-Funktion geben würde. Lesezeichen verliere ich immer und Eselsohren (allein das Wort ist doch großartig) lassen mich schmunzeln und beim Durchblättern entdecke ich wieder Stellen, dich mich berührt haben.
3. Trinken Sie zum Lesen oder Schreiben am liebsten Tee, Kaffee oder Kakao?
Kaffee – und davon viel zu viel. Sobald der Herzschlag beschleunigt, beschleunigt auch die Handlung, was bei manchen Geschichten nicht unbedingt förderlich ist:)
4. Hören Sie Musik beim Lesen oder brauchen Sie Stille?
Beides. Früher hab ich viel in Cafés geschrieben. Da hat mein Gehirn die Geräusche und das Gemurmel wunderbar in den Hintergrund verfrachtet. Nun verfange ich mich zu oft in Gesprächsfetzen, schrecklicher Musik oder auch Gerüchen unterschiedlichster Art. Musik höre ich (vor allem Jazz und Klassik, sehr klischeehaft, ich weiß) und am besten ohne Gesang, wenn ich nicht weiterkomme. Da kann es auch passieren, dass ich selbst die Gitarre in die Hand nehme oder mich ans Klavier setze und wiederkehrende Themen spiele, um mich in einen Trance-ähnlichen zustand zu versetzen, der den Knoten in meinem Kopf löst. Stille ist aber der häufigste Begleiter meines Schreibens. Sie ist genauso wichtig wie Langeweile, um ganz nah an den Text und die Figuren heranzugehen.
5. Bewerten Sie das Chaos auf ihrem Schreibtisch auf einer Skala von 1 bis 10 (von „mit dem Lineal ausgerichtete Schreibutensilien“ bis „Wie, das ist ein Schreibtisch?“).
Eine 2:) Ich brauche eine fast autistische Symmetrie um mich herum, um dem Chaos in meinem Kopf Herr zu werden. Da ich mit Sicherheit ADHS habe, lieben es meine Augen, sich an Unstimmigkeiten zu stören beziehungsweise, sie zum Anlass zu nehmen, die Konzentration zu lösen.
6. Wann haben Sie zuletzt einen handschriftlichen Brief verschickt?
Oh… Das ist leider schon Ewigkeit her. Zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass meine Handschrift wirklich sehr scheußlich ist und Fremde (früher vor allem meine Lehrer) große Probleme haben, den Inhalt zu entziffer.
7. Bevorzugen Sie es mit Füller, Bleistift, Kugelschreiber oder Pinsel zu schreiben?
Also ich nehme oft einen Kugelschreiber oder einen Bleistift zur Hand. Neulich hab ich aber auch den Fineliner für mich entdeckt. Damit schaffe ich es tatsächlich einen einigermaßen lesebaren Text auf Papier zu bringen.