Alles Regal

Vom Schneckenkäufer zum Wettläufer


Jeder unserer treuen Leser wünscht uns natürlich, dass das ganze Drama nun ein Ende hat. Damit sind sie nicht allein, auch unsere Darsteller wollen einfach nur noch nach Hause.

Nach dem Treppen-Steige-Abenteuer haben wir zuerst einmal die Restbestände eines „DB Service Shops“ geplündert, indem wir sämtliche Käse-, Hack- und Kartoffelschnecken leer gekauft haben. Die Ausbeute: 2x Käse, 2x Hack, 1x Kartoffel. Wie immer ist die Deutsche Bahn auf Ausnahmesituationen vorbereitet.

Endlich an Gleis 5 angekommen, wartete dort schon die nächste Überraschung: Unser Zug existierte scheinbar nicht, ein anderer Zug mit Verspätung sollte genau dann ankommen, wenn auch unser Zug einfahren sollte… „Zug-Lotto“ hätte man das Ganze nennen können und nicht nur die Redakteure der blauen Seite wollten dabei etwas gewinnen. Auch die restlichen Fahrgäste starrten gebannt auf die hochmoderne Anzeigetafel, die perfekt zu dem Beton-Look des Bahnhofs passte, und warteten auf Anweisungen.

„1, 2 oder 3. Ob du wirklich im richtigen Zug bist, wissen wir auch nicht. Wir hoffen, du bist nicht angepisst.“ – Die Deutsche Bahn

Sobald am Horizont ein Zug zu sehen war, hörte man das aufgeregte Füßescharren aller Anwesenden und jeder drängte sich näher an die Schienen, um möglichst als Erster die Nummer des Zuges und seine Route zu erkennen. Nach mehrmaligem Fehlalarm ist der dritte Zug schließlich der Richtige. Ein letzter Panikmoment, als der Zug viel zu weit fährt und wir mit Rollkoffern und der geliebten Laptoptasche zum richtigen Abteil hetzen, danach ein herrlicher Moment totaler Entspannung. Eine große Last fällt von uns allen ab, nun kann es nach Hause gehen.

Alles, was von uns an diesem Tag am legendären Bahnhof Frankfurt am Main West zurückbleiben und an uns erinnern wird, sind büschelweise Haare. Büschelweise Haare nach einem Anfall intensiven Haareraufens.

Und nun, wo wir endlich den richtigen Zug erwischt haben und uns schon in Sicherheit wägten, die Katastrophe. Eine achte Klasse. Hyperaktiv. Die Sitze vor uns. Es ist erschreckend und leider atemberaubend, WIE laut so wenig Menschen sein können. Wenn wir nicht sprachlos wären vor alles übertönender Rücksichtslosigkeit, wären wir mit Sicherheit schon aufgestanden und hätten für die 8. Klasse untaugliche Ausdrücke benutzt und den Pöbel zum Schweigen gebracht.

Eine Lehrkraft ist weit und breit nicht in Sicht – aber mal ehrlich: DIE Klasse hätte ich auch in den nächstbesten Zug gesetzt und hätte einfach vergessen einzusteigen. Die Schule versteht das schon. Die Eltern auch.

Aber statt aufzustehen und die Stimmbänder zu reizen, lehnt sich einfach nur jeder zurück, dreht die Musik minütlich noch ein Stückchen lauter, murmelt eine Entschuldigung an sein Trommelfell und versucht,  die Geräuschkulisse auszublenden. Der Rest lässt seinen Gedanken und Gefühlen an der Tastatur freien Lauf – das war das Ergebnis.

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