Warum wir so viel Zeit in Buchläden verbringen
Immer wenn ich einen Buchladen betrete, habe ich das selbe Problem: Ich bin länger im Buchladen, als ich es vorgehabt hatte. Schon um zu der Ecke zu kommen, die mich am meisten interessiert, brauche ich 10 Minuten. Denn schon beim Betreten des Ladens fallen einem interessante Buchcover ins Auge, an denen man natürlich nicht einfach vorbei gehen kann.
Wenn ich dann endlich bei dieser Ecke angekommen bin, kommt der zweite Schritt: alle neuen Bücher, die beim letzten Besuch noch nicht im Regal standen, heraus nehmen und ausführlich den Klappentext oder die ersten Seiten lesen. Allein dafür benötigt man im Schnitt eine Stunde. Am Ende des Schrittes hat man meistens zwei Bücher, zwischen denen man sich einfach nicht entscheiden kann. Eigentlich hat man gar kein Geld, schon wieder ein Buch zu kaufen, doch andererseits kennt man die Bücher schon, die man zu Hause hat und das Buch klingt dann auch noch so spannend… 30 Minuten quält man sich mit der Frage, welches Buch man denn nun mitnehmen soll.
Wenn man sich dann entschieden hat, dann folgt das Schlimmste: der Blick ins Portemonnaie! Dieser entscheidet oft endgültig, für welches Buch man sich entscheidet, oder ob man doch sagen muss: Das Buch wünsche ich mir dann wohl zu Weihnachten.
Nun gibt es zwei Wege: Der 1. Ist der beschwerliche Weg zur Kasse, auf dem man die anderen Ecken des Buchladens durchstreift, bei dem man lauter neue tolle Sachen sieht, die man auch kaufen könnte. Die Aufgabe besteht darin, sich immer wieder einzureden, dass man dieses Buch unbedingt haben will und man die absolut richtige Entscheidung getroffen hat und dass andere Sachen nicht so wichtig sind. Dies kann dann auch 30 Minuten dauern, bis man endlich vor der Kasse steht. Danach geht es relativ schnell, man steht an der Kasse an und bezahlt.
Auf dem Weg nach draußen fallen einem noch einige Sachen ins Auge, die man noch nicht gesehen hat und man hält sich noch kurz da auf. Man weiß aber, dass man eigentlich kein Geld hat und nach 10 Minuten ist man wieder draußen. Anders ist es, wenn man sich für Weg 2 entscheidet: man möchte keins der beiden Bücher kaufen. Man entfernt sich dann langsam von seiner Lieblingsecke und steuert auf die anderen zu, in denen man so viele Neuerscheinungen entdeckt, dass noch mal 45 Minuten draufgehen. Man muss sich immer wieder sagen, dass man kein Geld hat eine DVD zu kaufen, von einem Film, den man gar nicht mag, nur weil sie im Angebot ist. Wenn man dann schon die Tür erblickt, kann man leider nicht nur geradeaus gehen. Man wird gezwungen um Pappaufsteller mit der Neuerscheinung herumzugehen, die so interessant und auffällig gestaltet sind, dass sie einen sofort neugierig machen. Doch man muss stark sein und sich durch den Dschungel der Bücher nach draußen kämpfen, für was man auch 15 Minuten braucht.
Wenn man endlich draußen steht, fühlt man sich befreit, weil man sich durchgesetzt hat und den Buchladen ohne einen Cent verloren zu haben wieder verlassen hat, oder weil man ein neues Buch hat, was man jetzt endlich anfangen möchte zu lesen. Beschwingt macht man sich auf den Weg und weiß, dass man in absehbarer Zeit doch wieder vor dem Buchladen stehen wird und sich erneut wie Indiana Jones durch den Buchladen kämpfen muss.
Linnea Müller, August 2013