43 Gründe, warum es AUS ist
43 Gründe, warum es AUS ist
07. Dezember 2013
von Estelle
3 Sterne
Estelle Jahrgang 1997 Redaktion Lübeck
hat 3 Sterne vergeben

„Ed, diese langen Abende am Telefon, alles, was wir sagten, bis  aus spät später wurde und noch später und richtig spät und am Ende  Schlafengehen mit müden, heißen, roten Ohren, so fest fest hatte ich den  Hörer ans Ohr gepresst¸ um nur ja kein Wort zu verpassen, egal wovon,  denn wen kümmerte es schon, wie müde ich an diesen öden  Sklaventreiberschultagen ohne uns war. Jeden Tag hätte ich mir gerne  ruiniert, wirklich jeden, für diese langen Abende mit dir, und das habe  ich auch gemacht. Aber genau deswegen war die Sache mit uns von Anfang  an zum Scheitern verurteilt.“

Min ist 16, liebt Filme und schreibt einen langen Brief. Einen Brief  an Ed, ihren Ex-Freund, in dem sie ihm erklärt , warum sie mit ihm  Schluss macht. Sie erzählt von ihrem ersten  Date, von Kinofilmen, vom gemeinsamen Kochen und dem Plan, ihren großen  Traum zu erfüllen. Denn Min möchte so gerne eine große Geburtstagsparty  zu Ehren eines veralteten Filmstars machen und dabei Alles auf den Film  anpassen, in dem der Filmstar zu sehen war.

Und während Min von der Entstehung einer großen Liebe schreibt,  beschreibt sie auch gleichzeitig den ersten großen Streit, die kleinen  Haken an der Beziehung und schließlich den Punkt, an dem ihr alles zu  viel wird.
Was in den ersten Kapiteln wie eine normale Liebesgeschichte aussieht,  erhält dadurch eine besondere Würze, dass nicht gleich alles perfekt ist  und schon von vorne herein klar ist, dass diese Beziehung scheitern  wird. Trotzdem wird der Adressat des Briefes nicht mit Vorwürfen  überschüttet und Min schreibt auch nicht, sie hätte von Anfang an  gewusst, dass es so enden würde. So wirkt die Geschichte sehr  realitätsnah.

Auch merkt der Leser die Liebe, die Min zu ihrem Ex-Freund hatte, in  den wunderschönen Worten, mit denen sie ihn beschreibt. Aber da sie im  Rückblick schreibt, fügt sie Details hinzu, die sie gestört haben oder  die sie im Nachhinein bemerkt hat. Und genau diese Details machen das  Buch so spannend. Denn anfangs sind es nur kleine Dinge, nervige  Angewohnheiten oder die völlig verschiedenen Welten, in denen die beiden  leben. Aber sie meistern das alles, sodass sich der Leser fragt, warum  eine so große Liebe dazu verurteilt ist, zu enden.

Der Autor schreibt in einer sehr bildreichen Sprache, die den  Charakter der Hauptperson deutlich hervortreten lässt: Min ist  durchschnittlich klug, hat ein paar Freunde, ist aber nicht die  Beliebteste, ist weder besonders hübsch noch hässlich und hat großes  Interesse an Filmen. Nichts an ihr ist sehr besonders und genau deshalb  kann sich der Leser sehr gut mit ihr identifizieren.

Das Einzige, was ein bisschen stört, ist, dass der Roman nicht  richtig in Gang zu kommen scheint. Die ersten paar Seiten sind eine  deutliche Ansage, doch danach kommen ein paar relativ durchschnittliche  Kapitel über den Beginn einer Beziehung; das wird aber wieder dadurch  wettgemacht, dass der Rest des Roman sehr außergewöhnlich ist.
Außerdem wirken die Charaktere erst allesamt sehr klischeehaft: Das  künstlerisch angehauchte Mädchen trifft den Basketball-Star, die beiden  verlieben sich und werden von den vielen blonden Ex-Freundinnen des  Jungen gehasst. Auch das wird aber zum Glück dadurch etwas aufgelöst,  dass Ed z.B. die Macke hat, von allem Skizzen anzufertigen, um sich  besser zu konzentrieren, oder dadurch, dass Min zwar alles über die  Filmkunst weiß, selbst aber keinerlei Begabung zur Regie zu haben  scheint. Und zum Glück sind auch nicht alle Ex-Freundinnen gegen das  Paar. Somit rettet der Autor seine Geschichte gerade noch so vor dem  Abdriften in die Schublade der Masse an ewig eintönigen Kitschromanen.

Dieser Roman handelt zwar von dem Ende einer Beziehung, ist aber  trotzdem nicht nur traurig, sondern eine wunderbar bunte Mischung aus  zusammengewürfelten Emotionen. Es scheint, als hätte der Autor eine  einfache Liebesgeschichte einfach weiter geschrieben und dabei gemerkt,  dass es im echten Leben eben nicht nur Liebe bedarf, um glücklich zu  sein. Und dass es manchmal auch gefährlich sein kann, sich bedingungslos  in eine Beziehung zu stürzen.

Insgesamt garantiert der Roman also auf alle Fälle entspannende  Unterhaltung und hebt sich von der grauen Masse der normalen  Liebesromane durch seinen unbestechlichen Blick auf die traurige  Realität der alltäglich endenden Beziehungen ab.

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