„Ed, diese langen Abende am Telefon, alles, was wir sagten, bis aus spät später wurde und noch später und richtig spät und am Ende Schlafengehen mit müden, heißen, roten Ohren, so fest fest hatte ich den Hörer ans Ohr gepresst¸ um nur ja kein Wort zu verpassen, egal wovon, denn wen kümmerte es schon, wie müde ich an diesen öden Sklaventreiberschultagen ohne uns war. Jeden Tag hätte ich mir gerne ruiniert, wirklich jeden, für diese langen Abende mit dir, und das habe ich auch gemacht. Aber genau deswegen war die Sache mit uns von Anfang an zum Scheitern verurteilt.“
Min ist 16, liebt Filme und schreibt einen langen Brief. Einen Brief an Ed, ihren Ex-Freund, in dem sie ihm erklärt , warum sie mit ihm Schluss macht. Sie erzählt von ihrem ersten Date, von Kinofilmen, vom gemeinsamen Kochen und dem Plan, ihren großen Traum zu erfüllen. Denn Min möchte so gerne eine große Geburtstagsparty zu Ehren eines veralteten Filmstars machen und dabei Alles auf den Film anpassen, in dem der Filmstar zu sehen war.
Und während Min von der Entstehung einer großen Liebe schreibt, beschreibt sie auch gleichzeitig den ersten großen Streit, die kleinen Haken an der Beziehung und schließlich den Punkt, an dem ihr alles zu viel wird.
Was in den ersten Kapiteln wie eine normale Liebesgeschichte aussieht, erhält dadurch eine besondere Würze, dass nicht gleich alles perfekt ist und schon von vorne herein klar ist, dass diese Beziehung scheitern wird. Trotzdem wird der Adressat des Briefes nicht mit Vorwürfen überschüttet und Min schreibt auch nicht, sie hätte von Anfang an gewusst, dass es so enden würde. So wirkt die Geschichte sehr realitätsnah.
Auch merkt der Leser die Liebe, die Min zu ihrem Ex-Freund hatte, in den wunderschönen Worten, mit denen sie ihn beschreibt. Aber da sie im Rückblick schreibt, fügt sie Details hinzu, die sie gestört haben oder die sie im Nachhinein bemerkt hat. Und genau diese Details machen das Buch so spannend. Denn anfangs sind es nur kleine Dinge, nervige Angewohnheiten oder die völlig verschiedenen Welten, in denen die beiden leben. Aber sie meistern das alles, sodass sich der Leser fragt, warum eine so große Liebe dazu verurteilt ist, zu enden.
Der Autor schreibt in einer sehr bildreichen Sprache, die den Charakter der Hauptperson deutlich hervortreten lässt: Min ist durchschnittlich klug, hat ein paar Freunde, ist aber nicht die Beliebteste, ist weder besonders hübsch noch hässlich und hat großes Interesse an Filmen. Nichts an ihr ist sehr besonders und genau deshalb kann sich der Leser sehr gut mit ihr identifizieren.
Das Einzige, was ein bisschen stört, ist, dass der Roman nicht richtig in Gang zu kommen scheint. Die ersten paar Seiten sind eine deutliche Ansage, doch danach kommen ein paar relativ durchschnittliche Kapitel über den Beginn einer Beziehung; das wird aber wieder dadurch wettgemacht, dass der Rest des Roman sehr außergewöhnlich ist.
Außerdem wirken die Charaktere erst allesamt sehr klischeehaft: Das künstlerisch angehauchte Mädchen trifft den Basketball-Star, die beiden verlieben sich und werden von den vielen blonden Ex-Freundinnen des Jungen gehasst. Auch das wird aber zum Glück dadurch etwas aufgelöst, dass Ed z.B. die Macke hat, von allem Skizzen anzufertigen, um sich besser zu konzentrieren, oder dadurch, dass Min zwar alles über die Filmkunst weiß, selbst aber keinerlei Begabung zur Regie zu haben scheint. Und zum Glück sind auch nicht alle Ex-Freundinnen gegen das Paar. Somit rettet der Autor seine Geschichte gerade noch so vor dem Abdriften in die Schublade der Masse an ewig eintönigen Kitschromanen.
Dieser Roman handelt zwar von dem Ende einer Beziehung, ist aber trotzdem nicht nur traurig, sondern eine wunderbar bunte Mischung aus zusammengewürfelten Emotionen. Es scheint, als hätte der Autor eine einfache Liebesgeschichte einfach weiter geschrieben und dabei gemerkt, dass es im echten Leben eben nicht nur Liebe bedarf, um glücklich zu sein. Und dass es manchmal auch gefährlich sein kann, sich bedingungslos in eine Beziehung zu stürzen.
Insgesamt garantiert der Roman also auf alle Fälle entspannende Unterhaltung und hebt sich von der grauen Masse der normalen Liebesromane durch seinen unbestechlichen Blick auf die traurige Realität der alltäglich endenden Beziehungen ab.