Linda hat Angst.
Grausame, bodenlose Angst.
Er lässt sie nicht mehr schlafen, er wartet überall. Linda spürt seine Augen in ihrem Rücken, wann immer sie das Haus verlässt. Doch wer ist er?
Es muss Kaktus sein, diese nette, sympathische Person, die sie im Internet kennen gelernt hat und sich dann plötzlich einfach nicht mehr gemeldet hat.
Doch wer verbirgt sich hinter diesem Namen? Wer macht ihr das Leben zur Hölle und scheint alles zu zerstören, was ihr lieb ist?
Ich bin ziemlich in Gedanken, als ich endlich am Fahrradkeller ankomme. Außerdem bin ich spät.
(…)Es ist Fassungslosigkeit, die mich erfasst.
Ich versuche gerade verzweifelt, meine Tasche mit dem zu kurzen Gummi auf dem Gepäckträger zu befestigen, als mich das Scheppern total erschreckt.
Und die absolute Finsternis natürlich auch. Schon mit weit geöffneter Tür ist der Keller immer etwas gruselig finster. Als die Tür zuknallt, gibt es nur noch Schwärze. (…)
Die Panik war schon vorher da. Lauerte in mir, saß in einer Ecke. Jetzt reißt sie eine Tür in meinem Kopf ein und plötzlich ist sie überall. In meinem Kopf, in meinen Händen, in den Oberschenkeln- alles zittert plötzlich.(…)
Die Angst greift mit zwei Händen nach meinem Hals, drückt zu. Alles in mir wird eng. Ich kann nicht mehr richtig atmen. Mit aller Gewalt ziehe ich Sauerstoff in meine Lunge, brülle los, hämmere mit den Fäusten gegen die Tür. (…)
Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, als ich das Geräusch zum ersten Mal höre, zehn Minuten oder eine Stunde. Es hört sich an wie ein Lachen. Ein unterdrücktes Lachen. (…)
Ich höre Schritte.
Ich höre mich schreien.
Da waren doch Schritte. Ich weiß nicht, aus welcher Richtung sie kamen. Plötzlich geht es schnell. Ich höre, wie die Tür aufgeschlossen wird, sehe, wie sie sich einen Spaltbreit öffnet, und erkenne eine Silhouette, die verschwindet. Da ist jemand rausgegangen.
Die Tür ist von innen aufgeschlossen worden.
Er war die ganze Zeit hier mit mir im Keller.(…)
Er hat mit mir Verstecken und Fangen gespielt.
Angstspiel ist packend und spannungsgeladen. Hat man das Buch einmal in die Hand genommen, ist es schwer, es wieder beiseitezulegen. Lindas Angst und die Präsenz des Unbekannten ist greifbar. Man leidet und lebt mit ihr.
Am Anfang und am Ende verliert das Buch jedoch ein wenig. Die Sprache der Autorin ist pseudo-jugendlich und somit anstrengend. Doch sobald man einmal von der rasanten Geschichte gepackt ist, kann man nur zu leicht darüber hinwegsehen.
Zum Schluss dann sind einige Erklärungen und Motive etwas dürftig, wirken zu weit hergeholt und unrealistisch. Wer jedoch Lust auf ein aufreibendes und schweißtreibendes Psychospiel der Extraklasse hat, der sollte Angstspiel auf jeden Fall in die Hand nehmen und den grandiosen Hauptteil schaudernd-begeistert genießen.