Am Anfang können Alice, Reena und Molly sich nicht ausstehen, als sie sich auf dem Internat Mount McKinsey kennen lernen. Alice ist schön und zickig, Tochter zweier berühmter New Yorker Autoren. Die indisch-stämmige Reena aus dem sonnigen Los Angeles ist selbstbewusst, modisch und beliebt. Und Molly? Molly ist wissbegierig und schlau und nur dank eines Stipendiums auf dem Internat. Ihre Familie würde sich es sich nie leisten können. Sie können sich nicht ausstehen und kämpfen verbittert gegeneinander. Doch bald merken sie, dass sie alle eigentlich nur aus einem Grund hier sind: Ihre Stiefmütter haben sie rausgeschmissen. Das lassen sich die drei natürlich nicht gefallen und gründen gemeinsam den Schneewittchen Club, um sich an ihren bösen Stiefmüttern zu rächen.
Auszug aus Der Schneewittchen-Club:
,,Aber“, Molly brach ab und runzelte die Stirn. ,,Warte mal. Ich versteh das nicht.“ ,,Wir sind der Schneewittchen-Club!“, erklärte Reena. ,,Wir sind der Club der misshandelten Stieftöchter! Und wir sind zusammen gekommen, um uns zu rächen!“ Rache. Ein Schauer lief mir über den Rücken. Ich wusste nicht, ob es ein guter oder ein schlechter Schauer war. ,,Aber es war die böse Königin, die Schneewittchen den vergifteten Apfel gegeben hat“, stellte Molly fest. ,,Nicht umgekehrt.“ ,,Ja, Schlaumeier“, sagte Reena. ,,Aber sieh es mal symbolisch. Hast du bei David Newman nichts gelernt? Der Apfel ist das Symbol für unser unglückliches Schicksal. Er ist das Symbol dafür, dass unsere Steifmütter unser Leben zerstören wollen. Doch jetzt holen wir uns den Apfel zurück. Der Apfel gehört uns, und damit haben wir die Waffe in der Hand. Das Spiel, das unsere Stiefmütter spielen, können wir auch.“
Sie beginnen einen unglaublichen Plan zu schmieden, doch dann läuft alles anders.
Mir hat das Buch vor allem gefallen, weil es ungewöhnlich ist. Natürlich hört es sich im ersten Moment nach einem typischen Hanni-und-Nanni-Internats-Mädchen-Buch an, doch es ist in einer gewissen Weise ganz anders. Ich werde versuchen dieses „Andersein“ ein klein wenig zu erläutern. Zu erst einmal existiert unter der Haupthandlung, die fast schon ein wenig 08/15-mäßig und planbar verläuft, eine zweite, tiefere Ebene, die gekonnt kleine Lebensweisheiten mit sprühenden Humor verbindet. Und außerdem nimmt diese ,,normale“ Geschichte in seinem Lauf eine so unerwartete Wendung, dass man am Ende das Gefühl hat, ein anderes Buch zuzuschlagen, als man es aufgeschlagen hat, was für die Autorin eine große Leistung und ein fantastisches Kompliment ist. Lily Archer schafft es endlich, ein wenig Schwung in die mit dem „Hanni und Nanni“ gestempelte Internatsgeschichte zu bringen.