In „Emilia Galotti“, erstmals aufgeführt 1772, geht es gar nicht so sehr um die namensgebende (und immer im Mittelpunkt stehende) Emilia Galotti, die eigentlich nur ihren Verlobten heiraten möchte.
Stattdessen geht es um einen Prinzen, der Emilia liebt, um seinen skrupellosen Berater, der vor nichts zurückschreckt, um in der Gunst des Prinzen zu steigen, um Emilias Vater, der dem Prinzen noch nie grün war und um dessen ehemalige Geliebte, die ebenfalls noch eine Rechnung mit ihm offen hat. Was sich daraus entwickelt…Nun:
Emilia will einen Grafen, der Prinz will Emilia.
Und beauftragt seinen Berater, alles dafür zu tun, Emilia für ihn zu gewinnen. „Alles?“ „Alles.“
Also lässt Marinelli, jener ehrgeizige Berater, ihren Versprochenen ermorden und als Emilia flieht, findet sie, mehr oder weniger zufällig, Zuflucht im Schloss des Prinzen.
Können ihre Eltern sie noch retten?
Die Mutter lässt sich hinauskomplimentieren, doch ihr Vater, als altgedienter Militär, nimmt es mit dem Prinzen auf. Ihm wäre er gewachsen, doch Marinellis Gerissenheit muss er sich ergeben.
Kurz und bündig wird jetzt erzählt, wie der Prinz, der die staatliche Gewalt darstellt, unter erfundenen Vorwänden Emilia gefangen halten und ihre Vater verurteilen will. Als letzten Ausweg bittet Emilia ihren Vater darum, sie umzubringen. Als letzte freie Handlung übergibt dieser sich danach der Rechtsprechung des Prinzen – im Vertrauen, richtig gehandelt zu haben.
Und vielleicht ist das der zentrale Konflikt des Buches, die zentrale Lehre: Gute, richtige und wertvolle Gesetzte erlangen erst dann an Wert, wenn wer sie erlässt, sie nicht zu seinen eigenen Gunsten manipuliert und verbiegt.
Über die Aktualität, die Genialität des Werkes zu urteilen, will ich studierten Menschen überlassen und mich auf das Leseerlebnis konzentrieren:
Wer dramatische Theaterstücke mag, sollte Emilia Galotti unbedingt lesen – natürlich.
Ansonsten ist das Buch nicht unglaublich spannend, auch wenn ich das Ende bis zum Ende nicht ahnte. Es ist erstaunlich leicht zu lesen und teilweise sogar echt kurzweilig.
Ich hätte mir das Buch nicht ausgesucht; finde drei Sterne als Bewertung aber gerechtfertigt – zum einen für schlagfertige Dialoge an manchen Stellen und ergreifende Reden an anderen, zum anderen für ein immer aktuell bleibendes politisches Thema, das so fein eingewoben ist, dass ich es erst bemerkt habe, als ich mit der Nase draufgestoßen bin.