Farm der Tiere
Farm der Tiere
12. April 2022
von Hangzhi, Kalle
Ø 5 Sterne
Hangzhi Jahrgang 2004 Redaktion Lübeck
hat 5 Sterne vergeben

„All animals are equal but some animals are more equal than others.“

Animal Farm (zu deutsch: Farm der Tiere), der 1945 erschienene Klassiker von George Orwell, ist eine Parabel auf die Anfangstage der Sowjetunion bis hin zu ihrer Entwicklung zu einem allseits bekannten, autoritären Stalinismus und im weiteren Sinne gesehen auch ein zeitloses Werk, das den zutiefst menschlichen Konflikt von Macht, Gier und Gerechtigkeit thematisiert.

Das Ganze wird in einem sehr gut lesbaren, mitunter an Fabeln erinnernden Stil erzählt: Die auf einer Farm mitten in England lebenden Tiere werden von ihrem Bauer grausam behandelt, die Arbeit ist hart, Nahrung ist auf ein Minimum reduziert, damit für die Menschen so viel wie möglich übrig bleibt. Doch dem alten, weisen Eber Major kommt nach langem Nachdenken eine Fülle von revolutionären Ideen, er teilt sie den anderen Tieren mit und stirbt kurz danach. Sein Vermächtnis, die Lehren des Animalismus, wie sie schon bald genannt werden, stellen die Gleichheit aller Tiere in den Vordergrund und streben nach dem Umsturz der menschlichen Vorherrschaft. In einem Sturm der Begeisterung bereiten die Tiere die Rebellion vor und schaffen es sogar, Jones zu vertreiben. Ab jetzt werden Angelegenheiten basisdemokratisch entschieden, Grundrechte und -regeln aufgestellt, Arbeit je nach Fähigkeiten gerecht und Essen für alle Tiere gleich aufgeteilt. Eine utopische Welt scheint nahe.

Schon bald kommt es zu Richtungsstreits zwischen zwei Schweinen, die die intellektuelle Leitung der Verwaltungsangelegenheiten übernommen haben. Schneeball, der eloquente Redner, der die Masse der Tiere hinter sich weiß und der manipulative und zu Gewalt und Repression bereite Napoleon widersprechen sich bei jeder Gelegenheit. In einer besonders hitzigen Diskussion wird Schneeball kurzerhand von abdressierten Hunden von der Farm gejagt und ward nie wieder gesehen. Napoleon übernimmt die Alleinherrschaft. Schritt für Schritt werden zuvor als selbstverständlich angesehene Rechte ausgesetzt, die Wahrheit umgedichtet und das höchste Ideal des Animalismus, die Gleichheit der Tiere, gilt auch schon lange nur noch auf dem Papier. Diejenigen, die mit dem Ziel, die gewalttätigen Ausbeuter zu entmachten, angetreten sind, sind selber in Angesicht der Macht zu solchen geworden.

Die Farm der Tiere ist wirklich dünn, wenn man es in den Händen hält, und so überrascht auch nicht, wie schnell man es gelesen hat. Dabei wird geschickt in der simplen, äußerst bildlichen Handlung mithilfe von einprägsamen Allegorien zu wichtigen Persönlichkeiten und Personengruppen eine gesamte Chronik der sowjetischen Geschichte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dargeboten und, viel wichtiger, durch diesen Rahmen verständlich gemacht, wie eine solche auf anfangs so erstrebenswerten Grundwerten aufbauende Revolution sich selbst zerstören konnte und zu ihrem genauen Gegenteil ausarten konnte. Während des Lesens erlebt man voller Grauen mit, wie immer mehr Repression die Überhand gewinnt und die Masse durch geschickte Maßnahmen zum Schweigen gebracht wird, während sich die Mächtigen auf ihrem Thron des Unrechts ausruhen. Man möchte für die leidenden Tiere Partei ergreifen, und vor allem die herrschende Klasse wegen ihrer gnadenlosen, gezielten und vor allem trotz angeblicher Ideologie unmoralischen Ausnutzung der Tiere beschuldigen - und gleichzeitig wird einem unübersehbar vors Auge geführt, wie naheliegend und irgendwo menschlich ihr Verhalten doch ist.

Definitiv eine sehr empfehlenswerte, kurze Lektüre, die den*die Leser*in vor moralisch-politische Fragen stellt und gerade durch seine Darstellung des Fallenlassens von eigenen Idealen ein Appell für Gerechtigkeit und Moral ist, der kaum stärker sein kann.

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Kalle Jahrgang 2007 Redaktion Lübeck
hat 5 Sterne vergeben

Diese Fabel ist eine Satire auf die kommunistische Revolution in Sowjetrußland. Sie entspringt der pessimistischen Überzeugung, dass Revolutionen die gesellschaftliche Struktur nicht verändern können, sondern höchstens eine Verschiebung der Machtverteilung erreichen können. Somit geht sie davon aus, dass Revolutionen letzten Endes nur zum Gegenteil des ursprünglich Geforderten und somit zur Ausgangslage führen können. 


Die Geschichte spielt auf der Herren-Farm. Hier leiden die Tiere unter dem gewaltsamen und geizigen Farmbesitzer Mr. Jones. Eines Abends ruft der uralte, hochgeachtete Keiler “Old Major” alle Tiere der Farm zu sich. Er hinterfragt die Lebensweise der Tiere und die Vorherrschaft der Menschen und äußert einige revolutionäre Ideen gegen Mr. Jones und die anderen Arbeiter der Farm. 


“Ist es also nicht glasklar, Genossen, daß alle Übel dieses unseres Lebens der Tyrannei der Menschen entspringen? Werdet nur erst den Menschen los, und die Produkte unserer Arbeit gehören uns. Beinahe über Nacht könnten wir reich und frei werden. Was, also, müssen wir tun? Nun, natürlich Tag und Nacht mit Leib und Seele auf den Sturz des Menschengeschlechts hinarbeiten! Das ist meine Botschaft an euch, Genossen: Rebellion!”


Kurz darauf stirbt Old Major. Doch seine Ideen wurden von den drei schlauen Schweinen Schneeball, Napoleon und Schwatzwutz in ein komplettes Denksystem ausgearbeitet und schriftlich als “Die Lehren des Animalismus” festgehalten. 


Über die nächsten Monate versammeln sich die Tiere regelmäßig und bereiteten die Revolution vor. Tatsächlich gelingt es ihnen auch Mr. Jones zu vertreiben. 

Die Schweine haben schreiben gelernt und nennen die Herrn Farm jetzt um in die Farm der Tiere und schreiben die 7 Gebote des Animalismus an die Wand der Scheune. Von nun an sollen sie als unabänderliches Gesetz gelten. 

Sie lauten:


1. Alles was auf zwei Beinen geht, ist ein Feind.

2. Alles was auf vier Beinen geht oder Flügel hat, ist ein Freund.

3. Kein Tier soll Kleider tragen.

4. Kein Tier soll in einem Bett schlafen.

5. Kein Tier soll Alkohol trinken.

6. Kein Tier soll ein anderes Tier töten.

7. Alle Tiere sind gleich.  


Der ganze erste Sommer der Farm der Tiere ist von Erfolg gekrönt: Die Tiere arbeiten zwar hart, aber sie sind bei der Ernte effizienter als Mr. Jones und seine Leute. So gibt es weitaus mehr Fressen für die Tiere.

Der Winter ist zwar hart, aber ihn überstehen die Tiere der Farm. Die Schweine nutzen die bitterkalte Jahreszeit um einen Arbeitsplan für die kommende Saison auszuarbeiten. Inzwischen hatten sich die Schweine Schneeball und Napoleon als Leiter der Farm heraus gestellt. Bei Versammlungen bringen sie Vorschläge ein, die dann demokratisch von den restlichen Tieren entschieden werden. 


All das hätte so auch gut funktioniert, hatte es keine Uneinigkeiten zwischen Schneeball und Napoleon gegeben.

Schneeball will unbedingt eine Windmühle auf die Farm bauen, um sie mit Elektrizität zu versorgen. Napoleon will dagegen die Futterproduktion steigern und keine Zeit mit einer Windmühle verschwenden. 

Auf einer Versammlung eskaliert die Situation dann: Napoleon verjagt Schneeball, mithilfe von blutrünstigen Welpen, die er ihren Eltern im Vorjahr entrissen hatte, von der Farm. Schneeball wird danach nie wieder gesehen. 

Napoleon reißt immer mehr Macht an sich und lässt die Tiere im Schein leben, dass unter Mr. Jones alles grausamer wäre. Tatsächlich aber leitet Napoleon sogar Massenhinrichtungen ein und fängt an mit den Menschen zusammen zu arbeiten. Die 7 Gebote des Animalismus werden immer wieder, zu gunsten der Schweine und zum Übel der restlichen Tiere, verändert. 

Am Ende leben die Tiere wieder wie Sklaven und die Farm der Tiere wird wieder umbenannt in die Herren-Farm. Bis auf das die Farm jetzt von einem grausamen und gewalttätigen Schwein geleitet wird ist die Situation gleich der Ausgangslage. 

George Orwell vermittelt in diesem Buch eine äußerst interessante These in der leicht verdaulichen Form einer Fabel. Als außenstehender Leser wurde ich sehr gut durch diese Geschichte geführt und musste mit Schrecken dabei zu sehen mit welch genialer Strategie die Schweine immer mehr Macht an sich reißen, während die Tiere immer mehr unter ungerechten und widerlichen Umständen bis zu ihrem Ende gequält und ausgebeutet werden. 

Ich würde “Die Farm der Tiere” immer noch als brandaktuell einstufen, da sie uns auch unseren Umgang mit anderen Tieren überdenken lässt. 

Meiner Meinung nach, vermittelt diese Geschichte unglaublich viel und wichtiges Wissen, genau richtig verpackt. 

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