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"Drachenreiter" auf der Bühne

Ab dem 22.06.18 konnte im Lübecker Stadttheater die Kinder- und Jugendoper „Drachenreiter“ nach dem gleichnamigen Roman von Cornelia Funke besucht werden. Darin geht es um den Waisenjungen Ben, der eines Tages zufällig dem Silberdrachen Lung und dessen Freundin, der Waldkoboldin Schwefelfell, begegnet. Gemeinsam begeben sie sich auf die Suche nach dem Saum des Himmels, einer Höhle im Himalaya, um dort ein neues Zuhause für die anderen Drachen zu finden. Doch Nesselbrand, ein großer goldener Drache und Feind aller Silberdrachen ist ihnen dich auf den Fersen und spioniert sie aus, um ebenfalls den Standort der besagten Höhle zu erfahren. Nichtsdestotrotz stürzen sie sich mutig ins Abenteuer, einzig mit einer Karte ausgestattet, die ihnen den richtigen Weg zeigen soll. Auf ihren zahlreichen Zwischenstopps begegnen sie unter anderem einem Dschinn, einer Seeschlange und einigen Archäologen, doch vor allem finden sie viele Freunde, die ihnen helfen, den Saum des Himmels zu finden, und schließlich Nesselbrand zu besiegen. 

Es war wirklich eine sehr schöne Inszenierung, bei der sehr viele Möglichkeiten, die das Theater bietet, genutzt wurden. Allerdings fanden wir die Gestaltung in Form einer Oper eher mäßig überzeugend. Die Textpassagen wurden zwar wirklich gut ausgewählt, wirkten gesungen allerdings verwirrend und merkwürdig unrhythmisch, und das lag nicht an den Schauspielern. Ein weiterer Nachteil war, dass der Text wegen der hohen Tonlage nur sehr schwer zu verstehen war, und dem Zuschauer so Teile der Handlung entgingen. Die Kostüme und Kulissen dagegen waren sehr schön und voller Details. Häufig scheitert die Theateraufführung einer Fantasygeschichte zum einen an der Darstellung der Charaktere und zum anderen an dem Mangel an technischen Möglichkeiten, doch beides wurde hierbei sehr gut gemeistert. Bei Szenen, die auf der Bühne schwer darstellbar waren, griff man auf Animationen zurück, wie beispielweise bei den Lungs Flug; Wenn die Drachen blaues Feuer spuckten, denn pusteten sie etwas Glitzer in die Luft; und der Dschinn schwebte, an einem Seil hängend, auf die Bühne. 

Was aber wirklich auffiel, war die schöne und detaillierte Gestaltung der Kostüme: 

Lung (Dominik Müller) trug ein großes silbern-blaues Drachenkostüm dessen Kopf über dem des Schauspielers und mit Hilfe zweier Metallstangen befestigt war. Diese hielt der Schauspieler in den Händen und konnte damit die Bewegungen des Kopfes steuern. Lungs Charakterzüge, bedeutet seine sanfte und gutmütige Art, wurden sehr überzeugend dargestellt. 

Schwefelfell (Imke Looft) trug ein gelbes Fell, mit langem, zotteligem Haar, einem langen Schwanz und spitzen Ohren (Alles in allem ein Kostüm, das an den warmen Tagen sehr unangenehm gewesen sein muss). Ihre launische Art, die in einem starken Kontrast zu der ihre Freundes Lung stand, war dabei sehr niedlich und unterhaltsam. 

Und nicht zuletzt stachen auch Nesselbrand der Goldene (Simon Rudoff) und Fliegenbein (Moritz von Cube) mit ihren großartigen Kostümen hervor. Während ersterer in einen sehr prunkvollen, goldenen Umhang gehüllt war, hielt sich letzterer, mit Ausnahme seiner roten Haare, eher in schwarz. Der Größenunterschied zwischen den beiden wurde auf der Bühne mit einer Kulisse dargestellt, die den Körper des goldenen Drachen zeigen sollte. Der Schauspieler verkörperte prinzipiell also nur den Charakter, sein eigentlicher Körper war im Hintergrund zu erkennen. Ein ähnlicher Trick wurde bei der Seeschlange angewendet, deren Kostüm, nebenbei bemerkt, wirklich atemberaubend war. 

Ben (Alexander Wilbert) war zwar äußerlich mit Jeans und Hose nicht wirklich auffallend gekleidet (logischerweise, denn er ist ein Mensch), machte das allerdings schnell mit seinem aufgeweckten und mutigen Auftreten wett und zeigte so trotz fehlendem Glitzer ständige Präsenz auf der Bühne. 

In dieser Liste wären noch viele weitere zu nennen, denn selbst bei den Kostümen der kleineren Rollen wurde weder an Kreativität, noch an Details gespart. Es lässt sich also durchaus sagen, dass diese künstlerische Gestaltung einen großen Teil zum Charme des Stückes beitrug.

Alles in allem war es eine sehr gelungene Aufführung, unterhaltsam für jung und alt, die uns für einen Nachmittag in eine Welt voller Fabelwesen entführen konnte. 

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