Ein Abstecher in einen Buchladen


Es ist ein vorsichtiges Antasten, ein neugieriges „den Blick wandern lassen“, bis man es zufällig im dritten Regalfach von links entdeckt, vielleicht liegt es aber auch in dem Korb neben der Tür oder in den Händen eines Kunden. Es ist ein Titel, oder ein Cover, das den Blick länger als Gewöhnlich fesselt. 

Ein Griff, eine Sekunde, ein definitives Ja. 

Ein Geldschein wird über den Tresen gereicht, Worte werden ausgetauscht, deren Zusammenhang das Klingeln der Ladenglocke zerstreut. 

Schnelle Schritte, das Buch in der Tasche trägt die ganze Last des Körpers, trotzdem schafft man es nicht ganz. Endlich eine Bank! Man setzt sich, die Sonne wandert über Dächer und Schornsteine und schenkt Wärme, die die Latten unter einem begierig aufsaugen. 

Dann das Buch, die erste Seite, der Kassenzettel wird in den Müll geworfen. Das allererste Wort, dem viele weitere folgen. Es wird ein Satz und schließlich ein Kapitel. Das Knistern der Seiten ein schüchternes „Hallo“, das Blättern darin ein charmantes Gespräch. Bei jeder schönen Formulierung hüpft das Herz, man möchte sich alles merken und gleichzeitigweiterlesenunddochnichtzuhastigsein Nein, man wird später noch einmal zurückblättern und sich alles ganz genau einprägen, 

sagt man sich. 

Sollte man nicht um 6 Zuhause sein? Egal, das hier ist jetzt wichtiger. Und dann versinkt man, schmilzt dahin und verliebt sich. Eine bedingungslose Hingabe mit der einzigen Hoffnung, dass die liebsten Personen überleben mögen.

Man sitzt noch eine ganze Weile auf dieser Bank, die Sonne ist schon lange untergegangen, aber die Latten unter einem suchen noch immer nach Wärme. Ein Lächeln erfüllt das gesamte Gesicht, man möchte aufspringen und laut schreien und manchmal, wenn sonst keiner da ist, macht man genau das.

RedakteurRedakteur: Kathrin
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