• Was uns bleibt ist jetzt von Meg Wolitzer
Interview

Interview mit Meg Wolitzer

In Hamburg hatten wir die Gelegenheit, Meg Wolitzer zu ihrem ersten Jugendbuch zu interviewen.

Blaue Seite: Sind Sie zum ersten Mal in Hamburg?

Meg Wolitzer: Nein, ich war vor einem Jahr schon einmal hier und die Stadt hat mir sehr gefallen.

BS: Haben Sie bisher etwas von der Stadt gesehen?

Meg Wolitzer: Als ich das letzte Mal hier war, bin ich durch die Stadt geschlendert. Dabei habe ich einen der alten Beatles Orte gesehen. Das hat mir sehr gefallen.

BS: Sie haben kreatives Schreiben studiert. Hat Ihnen das als Autorin geholfen – oder eher Ihre Mutter, die ebenfalls Autorin ist?

Meg Wolitzer: Beides hat mich beeinflusst. Meine Mutter als Schriftstellerin war mir eine große Hilfe. Das kreative Schreiben ermöglicht dir, handwerklich gut zu arbeiten, sodass andere deine Geschichten lesen.

BS: Sie haben als Lehrerin gearbeitet, jetzt sind Sie Autorin von Kurzgeschichten und Romanen für Erwachsene und nun auch für Teenager. Mit Ihrer Hilfe wurden zwei ihrer Bücher als Drehbuch verfasst. Was hat Ihnen am meisten Spaß gemacht?

MW: Mir hat das Schreiben von Romanen am besten gefallen. Ich mag es, für junge Leute zu schreiben und ich mag es immer noch, für Erwachsene zu schreiben.

BS: 2012 sagten Sie, dass weibliche Autoren nicht so respektiert werden wie männliche.
Hat sich das ein wenig geändert?

Meg Wolitzer: Teilweise hat es sich gebessert, aber es ist noch einiges zu tun. Ich würde sagen, die Situation ist durchwachsen.

BS: Kennen Sie Cornelia Funke? Sie ist eine der anerkanntesten Autorinnen der Welt. Oder nehmen sie Joanne K. Rowling zum Beispiel. Wie sind sie so erfolgreich geworden?

Meg Wolitzer: Ich denke, es dreht sich alles um gutes Schreiben. Eine gute Geschichte, eine gute Sprache und wundervolle Charaktere motivieren Leute, dein Buch zu lesen.

BS: In einem ihrer Artikel heißt es, dass Mädchen alles lesen – Jungen aber nichts, was für Mädchen geschrieben ist. Ich glaube, das stimmt, weil Jungen sich meist nicht für Themen der Mädchen – wie Pferde, Liebe und Familie – interessieren. So wachsen wir eben auf. Was denken Sie?

Meg Wolitzer: Das ist wirklich ein Problem. Vor einiger Zeit habe ich vor Publikum gefragt: „Würden Sie ein Buch über ein Mädchen lesen? Hätte Harry Potter funktioniert, wenn es Harriet Potter gewesen wäre?“ Es ist wirklich schwer, das zu beurteilen – und es ist wirklich frustrierend. Es wäre doch am besten, wenn die Leute Bücher über jede Figur lesen. Wenn jede Figur ein universaler Charakter sein kann.

BS: Ich würde sagen, dass das vom Verlag vorgeschlagene Cover zu Ihrem Buch „Belzhar / Was uns bleibt ist jetzt“ eher Mädchen anspricht. Das Deutsche sogar noch mehr. War das Buch besonders für Mädchen gedacht?

Meg Wolitzer: Nein, ich wollte ein Buch schreiben, was mir selbst als Teenager gefallen hätte. Es ist sehr interessant, was du über das Cover denkst. Du weißt, dass Buchcover eigentlich sehr wichtig sind. In dem Artikel, den du erwähnt hast, habe ich auch über Buchcover gesprochen, und dass sie idealer Weise jeden ansprechen. Also hoffe ich, dass das Cover nicht nur Mädchen anspricht. Zudem habe ich auch von Jungen gehört, die es gelesen haben – also habe ich auch männliche Leser.

BS: Wie viel Einfluss haben Sie auf die Cover und das Layout?

Meg Wolitzer: Ich bin am Prozess beteiligt. Sie möchten kein Buch drucken, dessen Cover ich nicht mag. Nein, sie wollen nicht, dass der Autor durch die Gegend läuft und sagt: „Ich hasse mein Cover!“ Ich mag es, wie sie die Covers herstellen.

BS: Vampire, Dämonen und Dystopien – Themen der Jugendlichen im letzten Jahr. Ist die Zeit für eine Veränderung gekommen?

Meg Wolitzer: Ich denke, es gibt genug Raum für alle Arten von Büchern. Ich glaube nicht, dass Vampire erst verschwinden müssen, damit realistische Erzählungen Platz haben. Ich bin sicher, dass es auf dem Buchmarkt verschiedene Bücher geben kann – und ich glaube, dass genau das gerade passiert.

BS: Wo und wann schreiben Sie am liebsten?

Meg Wolitzer: Ich lebe in New York und schreibe zu Hause. Ich habe keinen Schreibtisch, ich habe kein Büro. Ich schreibe auf meinem Laptop im Wohnzimmer oder im Bett. Gerne auch im Coffee-Shop. Aber ich werde mit meinem Mann, der auch Autor ist, in ein neues Apartment ziehen. Dann habe ich zum ersten Mal einen Schreibtisch und ein eigenes Arbeitszimmer.
Außerdem mag ich es, morgens zu schreiben, wenn alle anderen noch schlafen.

BS: Woher bekommen Sie ihre Ideen?

Meg Wolitzer: Das Leben schenkt sie mir. Ich schreibe nicht unbedingt über wahre Begebenheiten. Aber ich lebe und beobachte Leute und ich glaube, so kommen die Ideen.

BS: Warum dieses Mal ein Buch für Jugendliche?

Meg Wolitzer: Ich hab einen Sohn, der dann als Teenager ein Buch von John Green gelesen hat: „Looking for Alaska“. Er war begeistert. Ich habe mich gefragt, wie diese Romane für junge Erwachsene so mächtig sein können. Und ich habe früher schon über jugendliche Charaktere geschrieben. Diese Altersgruppe ist als Romanfigur genauso wichtig wie alle anderen.

BS: Das US-Magazin Entertainment Weekly hat das Buch als bestes Jugendbuch 2014 ausgewählt. Hat diese Auszeichnung Sie dazu motiviert, weitere Jugendbücher zu schreiben?

Meg Wolitzer: Absolut! Ich habe für zwei weitere Jugendbücher bereits die Verträge unterschrieben. Also werde ich damit erst mal längere Zeit beschäftigt sein.

BS: Was ist das nächste Projekt, an dem Sie arbeiten?

Meg Wolitzer: Zuerst schreibe ich ein Buch für Erwachsene und dann ein weiteres für Jugendliche.

BS: Lesen Sie noch in weiteren Städten Deutschlands aus „Belzhar / Was uns bleibt ist jetzt“?

Meg Wolitzer: Ja, Hamburg ist meine dritte Station. Ich habe schon aus einem Buch für Erwachsene gelesen, „Die Stellung“. Das ist zur selben Zeit in Deutschland erschienen. Ich bin also auf Lesetour für Erwachsene und Kinder. Ich habe in Köln angefangen, dann Berlin und heute Hamburg. Morgen Wien, dann fahre ich nach Zürich und dann zurück nach Hause.

BS: Danke, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview genommen haben. Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Aufenthalt hier in Hamburg. Auf Wiedersehen!

RedakteurRedakteur: Linnea
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