Interview mit Rainer Strecker

Interview

Hallo!
Es ist der 6.März 2015, und ich bin im Hamburger Schauspielhaus auf dem Weg zu einem Interview mit dem Schauspieler und Hörbuchsprecher Rainer Strecker.
Denn letzte Woche ist der dritte Band der Reckless-Serie von Cornelia Funke erschienen, und Rainer Strecker hat auch diese Hörbuchfassung gesprochen.

Blaue Seite: Vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Gerade ist der dritte Band der Reckless-Reihe erschienen. Der Titel lautet: „Goldenes Garn“. Entspricht das Buch Ihren Erwartungen? Macht es Lust auf mehr?

Rainer Strecker: Lust auf mehr macht es auf jeden Fall, aber das ist ja bei Cornelia Funke schon seit ungefähr 15 Jahren so.! Ich habe mich von dem Buch überraschen lassen – und es war eine große Überraschung. Ich finde, es ist der beste Band, den Cornelia bisher geschrieben hat.

Rainer Strecker: Ja, natürlich. Manche Stimmen, die vorher schon vorkamen, habe ich noch im Gedächtnis. Bei neuen Stimmen überlege ich mir, ob ich ihnen wirklich eine besondere Stimme gebe – man muss nämlich nicht jeder Figur eine besondere Stimme. Bei einigen reicht auch eine gute Vorleserstimme.

Wenn ich dann eine Stimme gefunden habe, experimentiere ich oder suche nach Hinweisen im Text. Bei dem Kanadier, von dem ihr gleich in der Lesung hören werdet, habe ich sogar einen Fehler gemacht: Ich habe ihn wie einen Franzosen eingesprochen. Also immer mit einem französischen Dialekt.

Cornelia hat mir dann gesagt, dass das so nicht richtig ist. Die Frankokanadier (die Französisch sprechenden Kanadier, Anm. d. Red.) reden gar nicht so. Sie reden ganz normal Englisch, aber dann fluchen sie zwischendurch auf Französisch. Das wusste ich nicht, da habe ich mich geirrt.

Bei dem Goyl gibt der Text vor, dass er eine wahnsinnig raue Stimme hat. Also muss ich ihn auch so vertonen. Bei manchen Personen fällt mir einfach nichts ein. Im letzten Band hatte ich z. B. bei dem Zwerg Valiant keine Idee. Da habe ich tatsächlich Cornelia angerufen und sie gefragt, wen sie da im Kopf hatte. Sie hat mir Harold Pinter genannt. Das ist ein berühmter Schriftsteller. Von dem habe ich mir YouTube-Videos angeguckt und dann aber nicht versucht, die Stimme nachzuahmen, sondern nur die Eigenarten mitzusprechen.

Rainer Strecker: Mir müssen die Bücher gefallen, weil ich sie sonst nicht vorlese. Es macht mir einfach keinen Spaß, schlechte Bücher vorzulesen. Ich mache da keinen Unterschied zwischen Erwachsenen- und Jugendbüchern. Ich lese z. B. auch „Der Ohrenbär“ für das Radio, das ist für Fünf- bis Sechsjährige. Da spreche ich ein wenig langsamer, damit die Kleinen es verstehen. Das sind keine spannenden Geschichten im eigentlichen Sinne, aber ich benutze eine Tonlage, bei der ich das Gefühl habe, die Kleinen bleiben da auch dran.

BS: Sie lesen Cornelia Funke-Bücher oder auch „Vango“, „Metó“ oder „Skullduggery Pleasant“: Welches ist Ihr Lieblingsbuch?

Rainer Strecker: Das ist sehr schwer zu sagen. Ich liebe „Vango“. Das sind meine absoluten Lieblingsbücher, weil sie so unglaublich schön geschrieben sind: tolle Sprache, Erzähllust. „Reckless“ gehört auch zu meinen Lieblingsbüchern. Den dritten Band finde ich wirklich am besten, am spannendsten, da ist die Sprache am schönsten. Cornelia gehört richtig zu meinem Leben, weil wir schon so lange befreundet sind. Klar sind das meine Lieblingsbücher. Privat lese ich aber andere Sachen. Ich wäre nicht darauf gekommen, Cornelia Funke zu lesen, obwohl ich die Sachen sehr, sehr mag.

BS: Was macht ihnen mehr Spaß, die Schauspielerei oder das Vorlesen?

Rainer Strecker: Dazwischen mache ich keinen Unterschied. Wenn du gleich die Lesung hörst, dann lese ich nicht vor: Ich spiele. Ich lese nicht vom Blatt, es ist mehr eine Performance. Jetzt hier auf der Bühne des Schauspielhauses, auf der ich so viel gespielt habe, fehlt mir das Theater wie verrückt.

Mein nächstes Projekt: Ich schreibe. Ich habe ein Buch über Los Angeles geschrieben. Da ich Cornelia so oft besucht habe, kenne ich die Stadt inzwischen ein bisschen. Dem Verlag hat es so gut gefallen, dass sie jetzt wollen, dass ich einen Roman schreibe. Ich sitze gerade dran und schreibe täglich in mein Notizbuch.

RedakteurRedakteur: Kennet
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