Es war einmal Indianerland
Es war einmal Indianerland
22. Juni 2020
von Jan, Hangzhi, Rina, Kathrin, Theo
Ø 3,6 Sterne
hat 4 Sterne vergeben

Die letzten Tage der Sommerferien sind für einen Jugendlichen ohne Namen in einer eher unbestimmten Stadt ein einziges Durcheinander, in der die Zeit außerhalb ihrer normalen Bahnen zu verlaufen scheint. Der Unterschied zwischen Stunden und Minuten wird undefinierbar, bedeutungslos, als Emotionen und Menschen ins Leben der Hauptfigur treten, mal glasklar stehenbleiben und wie unerschütterlich bei ihm sind, mal als verschwommene, erinnerungsgleiche Gestalten an ihm vorbeihuschen, nur ein Schatten in der Nacht, die am nächsten Morgen genauso gut ein Traum gewesen sein könnten.
Er wandert durchs Leben, anfangs nur irgendwie auf der Suche nach Liebe und vielleicht einem Sinn, doch Tag für Tag werden seine Handlungen immer mehr zu einem Agieren und Reagieren, er sieht ein Ziel am Ende des Weges, auch wenn er noch nicht weiß, was genau das ist.
Und genauso ist das Buch auch geschrieben.
Niels Mohl lässt nicht nur seinen Protagonisten, sondern auch alle Lesenden von Seite zu Seite stolpern. Die kurzen Kapitel sind nicht wahllos, doch auch auf keinen Fall chronologisch angeordnet; stattdessen hatte ich das vage Gefühl, es würde immer ein Thema nach dem anderen erzählt.
Der Roman selbst ist in zwei Akte unterteilt, die zum Glück in der richtigen Reihenfolge stehen.

Die einzigartige Erzählweise ist sicherlich sehr interessant, meine Meinung ist aber zwiegespalten. Zum Teil fand ich den verwirrenden Stil unglaublich spannend, zur anderen Hälfte verwirrend und frustrierend, weil er mir die Geschichte ohne wirklichen Grund vorenthielt.
Die Charaktere sind in meinen Augen sehr unglaubwürdig, das ist gewöhnungsbedürftig – aber nicht schlimm. Es verleiht der Geschichte einen unrealistischen Touch, der ihr sehr gut steht.

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Hangzhi Jahrgang 2004 Redaktion Lübeck
hat 4 Sterne vergeben

Direkt nach dem Öffnen von Es war einmal Indianerland blickte mich ein Wochenkalender an. Also nicht, dass mir die vielen eingetragenen Ereignisse viel gesagt hätten, aber einen groben Überblick über den Rahmen dieses Romans gibt er doch schon mal – und den hat man bei Nils Mohls Entscheidung, die Geschichte nicht chonologisch, sondern in kurzen Erzählschnipseln scheinbar zeitlich willkürlich, aber doch raffiniert mit System zu erzählen, häufig nötig.

Indianerland spielt in den letzten zwei Wochen der Sommerferien des Ich-Erzählers, eines namenslosen Jugendlichen. In dieser Zeit überschlagen sich auf einmal für ihn, über dessen Hintergrund der*die Leser*in beinahe nichts weiß, die Dinge: Ein Mord im unmittelbaren Umfeld bringt sein Selbstverständnis ins Wanken, er verliebt sich Hals über Kopf in Jackie, ein Mädchen aus einer ihm fremden, weil reichen und relativ sorglosen Welt, und da ist da noch Edda. Edda, die ihm nachstellt, ihm näherkommt, ihn auf eine nie bekannte Art und Weise versteht. Da sind Konflikte in der Siedlung, Boxkämpfe, neue soziale Umfelder, ein Festival an der Grenze, ein Aufeinandertreffen und über allem die Absurdität eines stürmischen Sommers, in dem das Erwachsenwerden einem mit voller Wucht überrumpelt.

Dieser Roman ist auf vielerlei Art und Weise besonders. Besonders, weil der Autor eine Erzählweise wählt, die sich allen Regeln des chronologischen Erzählens widersetzt (häufig folgen die Erklärungen dutzende Seiten nach dem eigentlichen Ereignis; quer über das Buch sind Verweise verteilt, die viel Mitdenken erfordern) und gerade dadurch diese extrem authentische Ich-Perspektive noch realistischer wirken lässt. Dazu muss man sagen, dass man wirklich eine lange Strecke von über 100 Seiten braucht, um warm zu werden, aber lohnen tut es sich. Die Szenen im Roman sind so unglaublich nah an dem, was der Erzähler beschreibt - ein Roman, der vom Moment lebt und miterleben lässt. Thematisch und vor allem figurenpsychologisch sowieso sehr ausgefeilt.

Meinerseits eine klare Empfehlung!

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Rina Jahrgang 2003 Redaktion Lübeck
hat 2 Sterne vergeben

In den letzten Tagen der Sommerferien trifft der Protagonist Jackie, verliebt sich in Jackie, trifft Edda, Zöllner bringt seine Frau um und er flieht. Klingt verwirrend? Ist es auch.

In der Ich-Perspektive wird eine Geschichte erzählt, die sich hauptsächlich um Jackie und Edda dreht, ein bisschen um Zöllner. Es sind 345 Seiten voller Text, dennoch fehlt irgendwie der Inhalt. Es passiert einiges, aber durch die Erzählart wirkt es wie viel zu wenig. Das Thema könnte ich höchstens als Selbstsuche beschreiben, denn diese Frage wird immer mal wieder aufgeworfen; eine Antwort entdecken konnte ich nicht.

Das Buch wird in Episoden erzählt. Ein Kapitel spielt an einem Tag (einem Teil davon), das nächste spielt einen Tag bis eine Woche davor oder danach. Man springt hin und her im Geschehen, erfährt Dinge, die man erst viele Seiten später versteht. Und sobald dieser Aha-Moment vorbei ist, ist es schon nicht mehr interessant, nicht mehr spannend. Ich habe mich immer wieder dabei erwischt, wie ich Seiten mehrfach lesen musste, weil ich sie zuerst nur überflogen habe. Tatsächlich funktioniert das Vor- und Zurückspulen erstaunlich gut, nur selten habe ich den Faden verloren und irgendwie wurden viele Geschichten gleichzeitig erzählt, was ich sehr interessant fand, nur waren von denen leider viele nicht gerade fesselnd. Ich hatte durchgehend das Gefühl, dass ich sofort das Buch abbrechen könnte, was ich immens ungerne tue, und nichts verpassen würde. Übrigens finde ich es auch eine fragwürdige Entscheidung, in so angeordnete Kapitel auch noch im Text eingebundene Rückblenden einzufügen. Und als ich das Buch über Nacht weggelegt hatte, das war noch vor Seite 80, da hatte ich am nächsten Morgen keinerlei Überblick mehr. Durch die vielen Ereignisstränge quer durch die Zeit war zwischendurch mindestens viel Konzentration nötig, aber dieses Buch über mehrere Tage oder länger zu lesen, stelle ich mir schier unmöglich vor.

Ich habe seeeeehr lange gebraucht, um mich mit dem Schreibstil anzufreunden. Obwohl das vielleicht trügerisch formuliert ist, denn gelungen ist es mir nicht. Irgendwann störte er nur nicht mehr so. Verschiedene Dinge haben den Lesefluss immer wieder unterbrochen, obwohl dieser bei der sprunghaften Struktur der Erzählung besonders wichtig ist. Zum einen war die wörtliche Rede statt mit Anführungszeichen mit einem Gedankenstrich in einer neuen Zeile abgegrenzt (zugegebenermaßen nicht unbedingt eine Entscheidung des Autoren). Ein Beispiel:
- Mann, ich liebe Pizza, sage ich, am besten mit viel Käse.
Besonders irritierend waren dabei auch „sage ich“ und ähnliches, die man sozusagen erst herausfiltern musste, und auch das Ende der wörtlichen Rede war nicht immer deutlich zu erkennen. Es gab auch extrem viele eingeklammerte Halb- und Sätze. Warum, kann ich mir nicht erklären, sie haben mich ständig herausgerissen aus der Geschichte. Und dann noch Aufzählungen wie „aschgrau betongrau rattengrau“ mitten im Text und ohne besondere Bedeutung, jedenfalls ohne eine, die ich erkennen konnte. Das alles gemeinsam mit manchmal (unpassend) poetischer Wortwahl, manchmal abschweifenden Beschreibungen von Menschen, Gegenständen oder Gebäuden und meistens erzählendem Stil, der für mich nichts positiv besonderes an sich hat, musste ich mich daran gewöhnen. Das habe ich – nach sehr langer Zeit und nicht komplett.

Der Plot dreht sich hauptsächlich um Jackie und Edda statt um den Mord von Zöllner und das ergibt tatsächlich Sinn. Allerdings finde ich die beiden nicht im Ansatz so faszinierend wie der Autor sie darzustellen versucht, eben so wenig wie die Beziehung vom Protagonisten zu ihnen. Dagegen gibt es wenigstens eine Randfigur, über die ich gerne mehr erfahren hätte. Außerdem finde ich sowohl die größte „Enthüllung“ als auch das Ende des Buches schlecht gelungen, vorher entsteht einfach keine Spannung und beide sind keine Magic Moments. Der Anfang ist ebenfalls mäßig, wahrscheinlich gibt es einfach keine gute Szene, mit der man in dieses Buch hineinfinden kann.

Ich würde zu gerne sagen, wie fantastisch die Charaktere und ihre Entwicklung waren, aber das wäre nicht zutreffend. Der Protagonist ist einigermaßen sympathisch, verständlich und interessant. Doch trotz der Frage „Wer bin ich?“, die er mehrfach stellt, findet weder er noch der Leser etwas darüber heraus. Er versucht auch zu erforschen, wer Jackie ist, und schafft es nicht. Die einzige große Entwicklung von den Figuren und der Handlung her ist der Wechsel vom ersten Teil, „Krieger“, zum zweiten, „Grenzen“. In den Teilen selbst scheint durch das ständige Vorgreifen und dann Rückblenden in der Handlung kaum etwas zu passieren. Und der Indianer, immerhin im Titel erwähnt, spielt zwar eine Rolle, beeinflusst das Geschehen selbst dennoch kaum bis gar nicht.

Es war einmal Indianerland ist okay. Ist es ein schlechtes Buch? Nein. Ist es ein gutes Buch? Vielleicht. Ich glaube, es gibt Menschen, denen dieses Buch sehr viel geben kann. Und ich glaube, es gibt sehr viel mehr, die, ohne es gelesen zu haben, nichts verpassen. Für mich war es sehr anstrengend es zu lesen. Vielleicht weil ich den größten Teil an einem Stück gelesen habe, aber über längere Zeit wäre es wohl noch viel schwieriger geworden. Ehrlich gesagt waren diese Rezension und meine Abneigung dagegen, Bücher abzubrechen, die zwei mit Abstand bedeutendsten Gründe, das Buch nach 20 Seiten noch weiterzulesen, oder nach 50 Seiten, oder nach 185, als der zweite Teil beginnt, der ziemlich unnötig ist. Als das Beste und Interessanteste empfand ich die Zeitsprünge. Sonst konnte ich ironischerweise nichts besonderes an diesem Buch finden, obwohl ich noch nie etwas ähnliches gelesen habe.

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Kathrin Jahrgang 2002 Redaktion Lübeck
hat 3 Sterne vergeben

Der siebzehnjährige Mauser hat Ferien - Sommerferien, um genau zu sein und ihm bleiben noch 12 Tage, bis die Schule wieder beginnt. In dieser Zeit bricht er nachts in ein Schwimmbad ein, verliebt sich Hals über Kopf in die rothaarige Jackie, kämpft im Ring als Boxer – und dann wäre da noch die geheimnisvolle Edda, mit deren Flirtversuchen der frisch verliebte Mauser etwas überfordert ist. Ein jugendlicher Sommer, denkt man. Doch nur unwesentlich später muss er feststellen, dass sein Vater seine Stiefmutter ermordet hat und seit Tagen in der gemeinsamen Wohnung Totenwache hält. Es folgen verwirrende Verfolgungstouren und eine Aneinanderreihung von Sinnkrisen in deren Folge man wohl mit Fug und recht behaupten kann, dass es Mauser nicht mehr gibt. 


„Es war einmal Indianerland“ wirkt wie ein Mosaik, das aus lange verdrängten Erinnerungen zusammengesetzt wird. In ihren Grundzügen ist die Geschichte schnell erzählt, doch wer je einen noch so kurzen Blick in das Buch geworfen hat, dem wird aufgefallen sein, dass es vor allem die Erzählart ist, die dieses Buch ausmacht. Ich glaube, es ist eine Geschichte, die jeder anders versteht und der jeder etwas, aber doch jeweils verschiedenes abgewinnen kann, was Gespräche darüber tatsächlich sehr unterhaltsam macht. 

Der Beginn des Romans gleicht sehr stark der Art und Weise, wie wir Menschen gewöhnlich kennenlernen. Die Geschichte ihres Lebens breitet sich normalerweise auch nicht chronologisch vor uns aus, sondern setzt sich erst nach und nach aus verschiedenen Fragmenten zusammen. Und genau so ist dieses Buch geschrieben. Scheinbar wahllos wechselt Nils Mohl zwischen diesen zwölf Tagen hin und her. Er greift voraus, spult zurück - ganz so, als hätte sich die Katze beim gemeinsamen Filmabend auf die Fernbedienung gelegt. Zwar weicht die anfängliche Verwirrung nie ganz und das Lesen wird auch nach der Hälfte nur unwesentlich entspannter, doch fügt sich das Wirrwarr im Kopf irgendwann zu einem halbwegs flüssigen Bild zusammen. 

Das Problem ist, dass die Zersplitterung in diesem Buch meiner Meinung nach ein bisschen zu weit reicht, denn nicht nur die Handlung ist zerstreut, sondern auch der Protagonist spaltet sich im Grunde in zwei Persönlichkeiten: Auf der einen Seite steht Mauser, also diejenige Hälfte seiner Persönlichkeit, welche der ganze Stolz seines Vaters war und diesem daher sehr ähnlich ist. Auf der anderen Seite steht Grünhorn, der sich im Grunde erst nach und nach als eigenständige Person manifestiert und Mauser schließlich Stück für Stück verdrängt.

Mit der Zeit stellt man fest, wie sich der Protagonist mehr und mehr von seinem Vater löst, dessen Ideal durch den Mord an der Stiefmutter zerbrochen ist. Der Ich-Erzähler fragt sich stets „Wer bin ich?“ und wird letzten Endes ohne viel Zutun zu Grünhorn - Einem „neuen“ Menschen, der selbstständig, selbstbewusst agiert und den Vater nicht mehr braucht. 

Der Roman scheint in jeder Hinsicht Phänomene auf die Spitze zu treiben, die wir in gesundem Maße alle kennen. Jeder wird das Problem erlebt haben, dass man gefühlt im ständigen Konflikt steht zwischen der Persönlichkeit, die die Erwartungen der Anderen erfüllen möchte und jener, die das eigene Glück erstrebt. Doch in dieser Form und der beschriebenen Art und Weise wird dieses Phänomen so übertrieben, dass es eher der Schizophrenie gleicht, was ich sehr schade fand. 

Ich muss zugeben, dieses Buch lässt mich wahnsinnig zwiegespalten zurück. Zu Anfang hat die Erzählstruktur nur Ablehnung in mir ausgelöst. Die Geschichte hat mich nicht gepackt, der Protagonist blieb schemenhaft und die Widersprüche schienen grenzenlos. Nach einer Weile war zumindest die grobe Handlung zu erkennen und weckte eine leise Neugier in mir, wurde allerdings stets durch die schnellen Zeitsprünge gedämpft. Gegen Ende und nach dem Lesen war ich tatsächlich euphorisch. Nicht, weil das Buch so großartig gewesen wäre, sondern weil ich Spaß daran gefunden habe, mir die verschiedensten Interpretationen zurechtzulegen. Es erinnert ein bisschen an ein Puzzle. 

Stilistisch bin ich dagegen keineswegs überzeugt. Die Geschichte ist zwar interessant konzipiert und der Rätsel-Charakter hat definitiv seinen Charme, doch wird wörtliche Rede meist nur durch Gedankenstriche angezeigt und in Gesprächen verliert man schnell den Überblick, wer wem etwas sagt. Hinzu kommt noch, dass die Spaltung der Persönlichkeit mir zu weit reicht und ich nicht verstehe, weshalb diese bereits vor dem Mord in einem solch unnatürlichen Maße ausgeprägt ist. Der Unterschied zwischen den beiden Seiten dagegen hätte stärker betont werden können, wodurch die Entwicklung plastischer geworden wäre. Die starke Bindung Mausers zu seinem Vater ist ein enorm wichtiger Bestandteil, wird für mein Verständnis allerdings zu selten betont. Die Idee generell gefällt mir tatsächlich sehr, die Umsetzung finde ich schwierig, denn Nils Mohl scheint versuchen zu wollen, die Geschichte in Fragmenten zu erzählen und dennoch eine starke Bindung zu einer Person herzustellen, die im Grunde zweigeteilt ist. Diese beiden Bestrebungen laufen einander jedoch leider zuwider und steigern die Verwirrung enorm. Ich denke, es ist ein schönes Buch, um zu rätseln und die Gedanken beispielsweise auf langen Zug- und Autofahrten zu beschäftigen, allerdings ist es kein Buch, das ich uneingeschränkt weiterempfehlen würde. Nehmt es jedoch gerne zur Hand, wenn es in Reichweite ist - interessant ist das Leseerlebnis allemal. 

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Theo Jahrgang 2003 Redaktion Lübeck
hat 5 Sterne vergeben

“Es war einmal Indianerland” von Nils Mohl ist einzigartig. Sehr einzigartig. 


Von der Handlung zu erzählen fällt mir schwer, denn die Handlung zu verstehen ist sehr schwer und eine Aufgabe, die ich niemanden nehmen möchte. 

Der Protagonist und Ich-Erzähler der Geschichte ist 17 Jahre alt und lebt am Stadtrand einer Großstadt. Alles, was ich sonst noch über die Charaktere sagen könnte, wäre wahrscheinlich zu viel gesagt.

Eine der größten Besonderheiten des Buches ist, dass es nicht stringent erzählt. Es wird in jedem Kapitel ein paar Tage vor- oder zurückgespult, was es einerseits super interessant macht, aber auch sehr schwer mitzukommen. Auch innerhalb der Kapitel wird sprunghaft und unerklärend geschrieben. Das Buch besteht zu einem großen Teil aus minimalistisch-wirkenden Unterhaltungen und kleinen Beobachtungen, alles sehr wie “direkt aus dem Leben genommen” und nicht künstlich kreiert. 

Der Schreibstil ist sehr persönlich. Sehr viele wunderschöne Vergleiche, die sich durch ihre Rohheit in das schroffe Setting fügen. Die Sprache ist simpel und irritierend. Erst anstrengend, dann verblüffend.


Das Buch zu bewerten ist deswegen schwer, weil ich es mit nichts vergleichen kann. Es ist so ungewöhnlich, dass es eine neue Kategorie in meinem Kopf aufmacht. Ganz alleine in dieser Schublade und somit die ungeschlagene Nummer 1.

Das Buch zu lesen war hauptsächlich verwirrend. Ich hatte das Gefühl, dass alle Teile der Handlung gleichzeitig passieren und mich nicht mitnehmen. Alles war da, aber ich hatte es nicht durchblickt und konnte deswegen neue Informationen sehr schlecht einordnen. Eine Recht einfache Geschichte so komplex zu verpacken, ist rückblickend wirklich eine Meisterleistung und hat der Geschichte Leben gegeben.

Die Charaktere sind für mich weder sympathisch noch kann ich mich mit ihnen identifizieren. Das hat mich zunächst wirklich genervt, bis mir aufgefallen ist, dass es mir im echten Leben auch so geht. Die Leute so wie sie sind und machen Dinge, die für sie sehr logisch sind, für dich jedoch nicht, vor allem weil du nie komplett weißt, wer sie sind. Dieses Gefühl der Verblüffung kam bei mir stark rüber, obwohl es nicht wirklich thematisiert wurde.



Das Buch war eine Erfahrung und hat mich sehr inspiriert, gerade weil es nicht das war, was ich in einem Buch suche.

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