SPOILER FÜR DEN ERSTEN BAND!!
Nachdem Thursday Next im letzten Buch Archeon erschossen, Jane Eyre gerettet und Goliath© zum Narren gehalten hat muss sie sich nun mit den Folgen herumschlagen. Zwischen Arbeit und PR-Aktionen wacht sie eines Morgens auf und stellt fest, dass Goliath ihren Mann genichtet* hat. Um Laden zurück zu bekommen, muss sie Jack Schitt aus Poes „Der Rabe“ befreien, leider ist ihr Onkel samt Prosa-Portal in den Ruhestand verschwunden (Sherlock Holmes hat einen Bruder Namens Mycroft gekriegt) und die Buchreiseführerin, die Thursday in Jane Eyre getroffen hat, lebt nun endgültig in dem Buch. Trotzdem begibt sich Thursday auf ihre Spuren.
Auch im 2. Teil der Reihe mangelt es nicht an literarischen Anspielungen und Witzen. Der kleine Prinz lässt sich von Thursday ein Schaf malen und die Herzkönigin trägt schwere Verletzungen von einem Buchschlussverkauf davon. Ein paar Sticheleien über die von Dickens massenhaft benutzten Adjektive findet sich auch.
Zusätzlich greift Fforde noch tiefer in die schreiberische Trickkiste als im ersten Band. Die Buchfiguren nutzen Fußnoten**, um mit Thursday zu sprechen (zur Verwirrung ihrer Kollegen, die glauben, sie führe Selbstgespräche ). Zur Lösung eines Falls trägt auch eine Dialogfalle bei, einige im Wechsel gesprochenen Sätze, die schnell zwischen zwei Figuren hin und her geworfen werden, jedoch ohne Anmerkungen, welche der beiden Figuren gerade spricht. Sehr verwirrend für Leser und Buchfiguren.
Außerdem lernen wir in diesem Band mehr über die Funktionsweisen der Zeitreisen und den Ursprung alles Lebens auf der Erde. Beides ist sowohl unglaublich kompliziert als auch unfassbar simpel, wie alle unmöglichen Dinge es zu sein pflegen.
Das Buch lebt von der Welt, die voll mikroskopischer Verstrickungen kleinster Details ist. Thursday ist als Gutmensch eigentlich eine Kategorie von Charakter mit der ich normalerweise wenig anfangen kann. Durch ihren Sarkasmus, ihre Liebe zur Literatur, ihres Einfallsreichtums und ihrer Spontaneität ist sie aber ein Charakter, der trotz bester Absichten voller Grauzonen steckt, die sie nicht nur zur Heldin, sondern auch zu einem Menschen machen. Sie trägt sogar die ersten fünfzig Seiten des Buches sehr gut, durch die ich mich ohne sie wohl nicht durch geschleppt hätte***.
Ich freue mich darauf, den nächsten Band lesen zu können (bestellt habe ich ihn schon), um mehr über den Brunnen der Manuskripte zu erfahren und meine Klebezettel an all den wunderbarsten Stellen zu verbrauchen.
Dieses Buch ist ideal, um in langweiligen Unterrichtsstunden herzhaft an völlig unpassenden Stellen zu lachen.
* Ein Vorgang, bei dem ein Zeitreisender in der Vergangenheit eine Person (indirekt) tötet, sodass diese in der Gegenwart nie existiert hat.
** Fußnotophon ist ein herrliches Wort
*** Ich hab keine Ahnung, ob das am Buch oder meiner miesen Klausuren-Phase-Laune lag.