Im zweiten Teil der Luna-Chroniken geht es hauptsächlich um Scarlet, ein französisches Bauernmädchen mit feuerroten Haaren und einer Oma, die kürzlich verschwunden ist. Entführt? Ermordet? Die Dorfbewohner sind eher skeptisch gegenüber Scarlets Theorien, ihre Großmutter war schließlich schon immer ein bisschen verrückt. Nur Wolf, ein Straßenkämpfer, setzt sich wirklich mit Scarlets Problemen auseinander.
Parallel dazu ist Cinder noch immer auf der Flucht vor dem Asiatischen Staatenbund und versucht, Königin Levana davon abzuhalten, die Macht über die gesamte Erde zu erlangen. Dass Scarlet ihr dabei helfen könnte, ahnt sie noch nicht.
Während es sich im ersten Band noch um eine Neuadaptation des „Aschenputtels“ handelt, wird hier „Rotkäppchen“ noch einmal umgeschrieben. Die Märchenmotive ziehen sich durch das ganze Buch. So ist es als Leser naheliegend, die Motive von Wolf anzuzweifeln. Möchte er wirklich nur helfen? Bis zum Ende der Geschichte zieht sich das Misstrauen Wolf gegenüber hindurch, was die Spannung kontinuierlich aufrechterhält.
Außerdem bestehen einzelne Kapitel aus der Sicht der Königin Levana, des Doktors Erland oder Kaiser Kai, sodass auch von der Seite her zusätzliche Spannung aufgebaut wird. Besonders die Zerrissenheit Kais zwischen seinen Gefühlen aber auch seiner Verantwortung als Staatsoberhaupt fügt den Problemen des Romans Komplexität hinzu.
Einzig und alleine am Anfang nervt es noch, dass die Hauptperson Cinder aus dem ersten Teil von Scarlet abgelöst wird. Als Leser möchte man unbedingt mehr über Cinders und Kais Schicksal erfahren und bekommt es aber mit einer zunächst völlig anderen Geschichte zu tun. Das ändert sich aber schnell, wenn man die Verflechtungen der beiden Erzählstränge begreift und einem Scarlet ebenso sehr ans Herz wächst wie Cinder zuvor.
Deshalb kann man sich wohl schon auf den dritten Band der Luna-Chroniken freuen: Wie Sterne so golden mit Cress in der Hauprolle als neue Variante von Rapunzel.