Interview

Interview mit Katja Brandis und Hans-Peter Ziemek

Interviewer: Mara Ostertag und Nina Vadersen

 Wie sind Sie auf die Idee von Ruf Der Tiefe gekommen?

Ziemek: Es begann damit, dass ich im Jahr 2008 bei einer  Tagung, bei der es um fantastische Literatur ging, einen Vortrag über  die Geschichte der Science Fiction im Bezug auf das Thema Meer gehalten  habe. Mein Fazit war, dass die tatsächliche Forschung manchmal viel  fantastischer ist als das, was so in den Geschichten auftaucht. Nach  diesem Vortrag sprach mich die Lektorin Julia Röhlig vom Beltz Verlag an  und fragte nach Ideen für weitere oder andere Geschichten. Im Prinzip  sind auf der Rückfahrt von der Tagung Leon und Lucy entstanden und die  Idee fand der Verlag auch erstmal ganz spannend. Allerdings kam dann die  ernüchternde Erkenntnis, dass ich eben kein Jugendbuchautor bin.

Brandis: Ja, und mich hat der Verlag auch angesprochen, ob ich nicht etwas für  sie schreiben wolle zum Thema Meer. Ich habe ihnen auch eine Idee  vorgeschlagen, aber sie haben dann entschieden, sie wollen doch lieber  einen Naturwissenschaftler als Autor. Da ich eben  Geisteswissenschaftlerin bin, hatte sich die Sache also erledigt.   Doch  dann hat die Lektorin uns gegenseitig die Adressen gegeben, und wir  haben  beschlossen, wir machen das einfach zusammen, und unsere Stärken  ergänzen sich eigentlich ganz gut. 

Wie haben Sie recherchiert? Mit direkten Gesprächen oder auch mit dem Internet und Büchern?  

Brandis: Wie Herr Ziemek schon erzählt hat, wir haben ganz  viele Interviews geführt, auch persönlich vor Ort. Aber natürlich  mussten wir auch immer wieder mal ins Internet. Z.B. habe ich  nachgeguckt, wie denn der Seenotrettungskreuzer in einer bestimmten  Gegend in Hawaii heißt. Durchs Netz bekommt man das schnell raus, früher  hätte ich so etwas nur mit großem Aufwand recherchieren können.  Deswegen ist das Internet einfach höllisch praktisch für solche Details,  die man schnell braucht. Oder wie ist die Adresse von dem McDonald´s in  Hilo oder so was. Das sind alles Details, die machen die Geschichte  glaubwürdig. Aber generell haben wir uns schon eher aus Sachbüchern,  Dokumentarfilmen und aus Interviews mit Wissenschaftlern informiert. 

Ziemek: Es tauchen in dem Buch  Ruf der Tiefe auch  Personen auf, die es wirklich gibt. Zum Beispiel Colin Devey vom  Meeresforschungsinstitut IFM-GEOMAR, einem unserer Interviewpartner. Er  ist einer der bekanntesten Vulkanologen, den es derzeit weltweit gibt,  und außerdem hat er uns auch als Person sehr fasziniert.  Devey war  selbst schon mit dem Tauchboot in ein paar tausend Metern Tiefe und kann  darüber auch ganz toll erzählen. 

Brandis: Er ist auch super nett.

Ziemek: Und klar, Leon muss den irgendwoher kennen oder es sollte irgendeinen anderen Bezug geben. Der musste da irgendwie mit rein. 

Wenn Sie am gleichen Programm wie Leon teilnehmen würden, mit welchem Tier würden Sie am liebsten zusammenarbeiten?

Brandis: Ich habe mir ja schon durch meinen  DelfinTeam-Romane die Delfine ausgesucht. Aber seit ich mehr über Kraken  weiß, finde ich Kraken äußerst faszinierend. Wir waren ja neulich auch  mit einem Kraken auf Lesereise, der war so putzig, ich hätte den sofort  adoptiert. 

Wieso eigentlich gerade ein Kraken?  

Ziemek: Wenn man sich die alten Autoren anschaut, da tauchen die Kraken immer als böse auf – zum Beispiel in Jules Vernes  20.000 Meilen unter dem Meer.  Andere Autoren verwenden auch oft böse Kraken. Ich dachte, wenn im Buch  wirklich ein Meeresorganismus auftaucht, dann muss es ein Krake sein,  der zeigt, wie intelligent diese Tiergruppe ist. Sie sollten nicht als  Fieslinge rüberkommen, sondern auch zeigen, was sie Tolles können. Von  daher konnte es nur ein Kraken sein. 

 Haben sie als Kind schon Geschichten oder Gedichte geschrieben?

Brandis: Oh ja, ich habe mit elf Jahren schon angefangen,  weil mir langweilig war und ich nichts mehr zu lesen hatte. Da habe ich  gedacht, ich schreibe einfach selber was und das hat mir so viel Spaß  gemacht, dass ich immer weiter gemacht habe. Am meisten geschrieben habe  ich so mit vierzehn und fünfzehn Jahren. Aus dieser Zeit habe ich noch  große Stapel in der Schublade. Bis es dann wirklich mit dem  Veröffentlichen geklappt hat, hat es noch sehr lange gedauert. 1996 kam  dann mein erstes Buch raus, aber ein Sachbuch. Ich wollte eigentlich  endlich mal Romane veröffentlichen. Das hat dann 2002 geklappt, mit dem  Fantasyroman „Der Verrat der Feuer-Gilde“. Später kamen noch  Abenteuerromane hinzu.

 Was für Geschichten waren das, die Sie früher geschrieben haben?

Brandis: Das waren lustigerweise auch Zukunftsromane, mit  einem jungen Raumpiloten in der Hauptrolle. Ich war damals total  verknallt in den. Deswegen konnte ich mich auch zehn Bücher lang nicht  von ihm lösen, bis ich gesagt habe, jetzt ist aber endlich mal Schluss.

RedakteurRedakteur: Mara, Nina
FotosFotos: Daria
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