Interview mit Rolf Lappert

Rolf Lappert war am 31. Januar 2013 bei den 7. Lübecker Jugendbuchtagen, um aus seinem neuen Buch „Pampa Blues“zu lesen. Die Redakteure der Blauen Seite Carolin Lindow und Freya Schwachenwald hatten dort die Gelegenheit, mit ihm zu sprechen.

Blaue Seite: Glauben Sie, dass es Außerirdische gibt?

Rolf Lappert: Ich hoffe, dass irgendwo intelligente Wesen existieren, die irgendwann kommen werden und uns aus dem Schlamassel, den wir hier veranstaltet haben, raushelfen können. Weil das Weltall so unendlich groß ist, kann ich mir gut vorstellen, dass irgendwo noch ein ähnlicher Planet wie unsere Erde sein muss.

Blaue Seite: Waren Sie schon mal an einem Ort wie „Wingroden“ [das Dorf, in dem das Buch spielt]?

Rolf Lappert: Ja, schon oft. Während ich an „Pampa Blues“ geschrieben habe, hatte ich ein Stipendium in Nord-Vorpommern. Ich unternahm viele Radtouren und dachte oft, dass diese Landschaft genau die ist, die ich mir für „Pampa Blues“ vorgestellt habe. Ohne, dass ich diese je verortet habe.

Blaue Seite: War es Zufall, dass der Name „Wingroden“ ein Anagramm zu Nirgendwo ist?

Rolf Lappert: Das habe ich mir irgendwann ausgedacht. Der Roman war ursprünglich ein Drehbuch für einen Kinofilm, und in Filmen sind visuelle Dinge sehr wichtig. Es gab eine Szene, in der jemand auf eine schmutzige Autoscheibe „Wingroden“ schreibt und Lena [weibliche Hauptfigur von „Pampa Blues“] auffordert, ein anders Wort daraus zu formen. 

Blaue Seite: Waren Sie schon mal in Afrika? 

Rolf Lappert: Ich war schon öfter in Afrika. Ich habe eine längere Reise durch Südafrika gemacht und dort zweimal für mehrere Monate Freunde besucht, die ein kleines Hotel betreiben.

Blaue Seite: Und wird Ben [Erzähler von „Pampa Blues“] es am Ende des Buches schaffen, sich seinen großen Traum [nach Afrika zu reisen], zu erfüllen?

Rolf Lappert: Das soll sich jeder Leser selber vorstellen. Ben erkennt am Ende, dass er noch jung ist und Zeit hat. 

Blaue Seite: Sind Sie Ben ähnlich?

Rolf Lappert: Ben ist jemand, der viel liest und auch ab und zu ganz gerne alleine ist. Da sind wir uns schon ein Stück weit ähnlich.

Blaue Seite: Welchen Dorfbewohner [aus Wingroden] mögen Sie am liebsten?

Rolf Lappert: Ich habe die Figuren alle sehr gerne. Ben kenne ich am besten, weil er die erzählende Figur ist. Aber vom Alter her ist Maslow [der Besitzer der Kneipe, der versucht, das Dorf bekannt zu machen und dafür eine Ufo-Sichtung inszeniert] mir am nächsten – auch, weil er ein Visionär ist, wie jeder Schriftsteller. Ich würde gerne einmal nach „Wingroden“ fahren und sie alle kennenlernen.

Blaue Seite: Warum klebt Karl [Bens Opa] die ganze Zeit Papierschnipsel an die Wand?

Rolf Lappert: Ich habe nicht geschrieben, wessen Idee das war. Ich würde sagen, Karl ist selber darauf gekommen. Es ist so eine Art Beschäftigungstherapie. Karl hat etwas zu tun und ist glücklich, und Ben hat zumindest für eine Weile seine Ruhe.

Blaue Seite: Wie ist es zu diesem sehr schönen Titel gekommen?

Rolf Lappert: Das Drehbuch, auf dem der Film basiert, hieß „Landeinwärts – abhauen ist nicht“, dieser Titel wäre zu lang für einen Roman. „Pampa“ beschreibt die Gegend und „Blues“ einfach die Stimmung in diesem Buch.

Blaue Seite: Warum wurde der Film nicht gedreht?

Rolf Lappert: Eine Berliner Produktionsfirma wollte den Film machen und hatte auch schon die Leute gecastet. Matthias Schweighöfer, der damals noch nicht so bekannt war, sollte Ben spielen. Martin Benrath hätte Karl gespielt. Wenige Monate vor Drehbeginn kam die Nachricht, dass er verstorben war. Weil schon alles vorbereitet war, musste das Projekt erst mal stillgelegt werden. Eigentlich war geplant, dann im nächsten Sommer zu drehen, aber die Schauspieler und der Regisseur waren schon für andere Filme engagiert.

Blaue Seite: Warum lässt Bens Mutter ihren Sohn ohne irgendeine Zukunft zurück?

Rolf Lappert: Sie sieht Ben als zukünftigen Gärtner, also nicht komplett im luftleeren Raum. Verantwortungslos ist natürlich, dass sie Karl bei ihrem Sohn lässt. Das ist vielleicht nicht unbedingt realistisch, weil die Behörden da wahrscheinlich einschreiten würden. Ich wollte für Ben aber eine vollkommen ausweglose Situation haben. Ich finde, man soll es seinen Figuren immer möglichst schwer machen im Leben.

Blaue Seite: Ben und Maslov sind gute Freunde. Denken Sie, dass eine solche Freundschaft zwischen Jugendlichen und Erwachsenen möglich ist?

Rolf Lappert: Ich habe meinen Großvater früher als großen, alten Freund empfunden. Als Kind macht man eigentlich keinen großen Unterschied. Hauptsache, man versteht sich gut.

Blaue Seite: Wie würden Sie Ihren Schreibstil in „Pampa Blues“ beschreiben?

Rolf Lappert: „Pampa Blues“ ist ganz anders geschrieben und aufgebaut als meine anderen Bücher, wie zum Beispiel „Nach Hause schwimmen“ und „Auf den Inseln des letzten Lichts“. Bei meinen Büchern für Erwachsene streue ich immer wieder Briefe, Tagebucheinträge, Rückblenden etc. zwischen die erzählenden Passagen. Damit versuche ich, das Tempo, den Rhythmus zu ändern und den Stil zu variieren. “Pampa Blues“ ist relativ simpel gebaut: hier gibt es nur eine Stimme, die erzählt, und die Geschichte spielt während weniger Tage.

Blaue Seite: Trinken Sie beim Schreiben Tee oder Kaffee?

Rolf Lappert: Meistens trinke ich gar nichts beim Schreiben. Ich muss mir wirklich angewöhnen, beim Schreiben regelmäßig zu trinken. Danke für den Hinweis! Wahrscheinlich werde ich mit Wasser oder Ingwertee anfangen.

Blaue Seite: Was steht beim Schreiben rechts neben Ihrer Tastatur?

Rolf Lappert: Ich bin gerade dabei umzuziehen und habe noch nicht einmal einen Schreibtisch, aber es würde im besten Fall eine Wasserkaraffe oder Teekanne dort stehen.

Blaue Seite: Was hat für Sie eine „Blaue Seite“?

Rolf Lappert: Ferienkataloge haben oft viele Blaue Seiten – und blaue Himmel.

Blaue Seite: Vielen Dank für das Interview!

RedakteurRedakteur: Carolin, Freya
FotosFotos: Bjarne
Titel von Lappert, Rolf
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