Dritthimmelverzückt; adj.
Der Roman „(das) Wörterbuch der Liebenden“ von David Levithan erschien 2011 beim List-Verlag. Es erzählt in Form kleiner Wörterbucheinträge die Liebesgeschichte zweier Menschen, deren Geschlechter nie enthüllt werden. Auf diese Weise kann jede r eine eigene Geschichte hineinprojizieren.
„breathtaking, adj.
Those mornings, when we kiss and surrender for an hour before we say a single word.”
Die Einträge sind dabei niemals länger als eine Seite und manchmal umfassen sie nur einen oder wenige Sätze. Auch eine Chronologie sucht man vergebens und oftmals findet man unter jedem Buchstaben mehrere Einträge aus Anfangs- und Endzeit miteinander vermischt.
Auf diese Weise liest es sich zunächst, als hätte jemand die verbliebenen Tagebucheinträge eines zerfallenen Notizbuchs willkürlich zusammengefasst, und erst später ergibt sich im Kopf ein flüssiges Bild. Doch gerade das hat mir wahnsinnig gut gefallen. Es macht mich (immer noch) jedes Mal aufs Neue fassungslos, wie schnell man selbst, komplett unbewusst, anhand weniger Wörter erkennt, ob ein Eintrag der ernsteren und problematischeren Phase der Liebesgeschichte angehört oder der Zeit der „sorgenlosen Unbeschwertheit“.
Durch die abrupten Wechsel zwischen heiter und bedrückend ergibt sich ein ganz merkwürdiges Gefühl der Spannung, das ich nicht beschreiben kann, welches aber wohl am ehesten an das verliebte Zweifeln erinnert, wenn man eigentlich glücklich zu Hause sitzt und sich doch stets fragt "was wäre wenn?".
„Dispel, v,
It was the way you said, “I have something to tell you.” I could feel the magic drain from the room.”
Obwohl, oder gerade weil diese Anordnung sicherlich einer Logik folgt, die uns aber verborgen bleibt, stolpert man immer wieder über Abschnitte, die man erst später zu verstehen beginnt. Teilweise blendet man Unzusammenhängendes allerdings auch einfach aus, wodurch auch beim zweiten und dritten Mal lesen noch Einträge auftauchen, die man meint, noch nie gesehen zu haben.
„elliptical, adj.
The kiss I like the most is one of the slow ones. It's as much breath as touch, as much no as yes. You lean in from the side, and I have to turn a little to make it happen.”
Mir hat dieses Buch wirklich gut gefallen. Das Experiment, ein Buch ohne Geschlechter zu schreiben, hat mich definitiv überzeugt und das nicht zuletzt deshalb, weil die Geschichte trotz all der formalen Besonderheiten nicht darunter gelitten hat. Sie bleibt stets vielschichtig, erscheint oft geradezu lyrisch und immer spannend.