Lords und Ladies
Lords und Ladies
11. Juni 2020
von Jan
5 Sterne
hat 5 Sterne vergeben

Die Mittsommernacht naht im Königreich Lancre, und mit ihr der Hochzeitstag der (nunmehr ehemaligen) Hexe, baldigen Königin, Margrat Knoblauch. Doch während die Vorbereitungen zu einem berauschenden Fest im frohen Gange sind und auf spezielle Einladung sogar eine Handvoll Zauberer aus der unsichtbaren Universität anreisen, haben Oma Wetterwachs und ihre Mit-Hexe Nanny Ogg mit ganz anderen Problemen zu kämpfen: Denn auch wenn ein Tag, der zufällig der längste des Jahres ist, an sich keine okkulte Bedeutung hat, so ist es doch kein normaler Tag.
Das Ganze ist schwer zu erklären, es hat etwas mit dem „multi“ im „versum“ zu tun, damit, dass verschiedene Realitäten umeinander kreisen, -normalerweise- in gebührendem Abstand natürlich, aber dass zu bestimmten Zeiten Türen sind, wo vorher Wände waren, Türen, die diesen Mittsommer halb offen stehen und nur einen unvorsichtigen Glauben, einen vage gedachten Wunsch brauchen, um aufzuschwingen und…
Denn Elfen sind ganz und gar keine wünschenswerten Gäste, auf der (teilweise) von Menschen bewohnten Scheibenwelt.
„Lords und Ladies“, das vierzehnte Scheibenwelt-Buch und Teil der Hexen-Reihe um Oma Wetterwachs lässt sich schwer in ein Genre ordnen. Es ist durch und durch Fantasy, keine Frage. Und niemand schafft es wie Terry Pratchett, absurd zu sein, ohne seinem Roman die Ernsthaftigkeit zu nehmen, Witz und Spannung miteinander zu mischen. Denn das Buch ist auch ein Krimi. Mit einer beeindruckenden Selbstverständlichkeit macht Terry Pratchett sich die seit unserer Kindheit in unseren Köpfen eingeprägten Bilder und Klischees zu eigen, nutzt sie, um uns zu lenken und die Geschichte so natürlich wie möglich erscheinen zu lassen, lässt uns aber gleichzeitig darüber stolpern und erzählt sein komplett eigenes Bild einer fantastischen Spezies, bis wir, als wäre es die normalste Sache der Welt, eine Gänsehaut kriegen, beim Gedanken, im dunklen Vorgarten einen wunderschönen, wunderschön singenden Elf zu treffen.
Das Buch ist witzig-skurril-unerwartet, spannend und sprachverliebt mit Sprichworterfindungen hinter jedem zweiten Satz, doch die herausstechendste, interessanteste Eigenschaft ist für mich, wie Prattchett über zweihundert Seiten hinweg ein tief in unserem Kopf eingraviertes Klischee radikal nach seinen Vorstellungen umformt, ohne dass ich es überhaupt bemerkt habe.

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